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0652 - Der Bogie-Mann

0652 - Der Bogie-Mann

Titel: 0652 - Der Bogie-Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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beinahe die Oberschenkel erreichte.
    »Nun?«
    »Toll, einfach super.«
    »Ehrlich?« Sie fragte es beim Drehen.
    »Ja, ich lüge dich nicht an. Das Kleid gefällt mir. Ist zwar nichts für meinen Geschmack, aber es wird sich verkaufen, das kannst du mir glauben.«
    Esther stand still. »Wir müssen auch verkaufen, Marion, die Kredite laufen weiter.«
    »Weiß ich.« Sie lächelte. »So ganz ohne Kundschaft bin ich ja auch nicht. Die Annonce war nicht umsonst.«
    »Sag nur.« Esther war aufgeregt. Sie drängte ihre Schwester. »Los, rede doch!«
    Marion winkte ab. »Das ist nicht so berauschend gewesen. Ich habe die Annonce ja in einer Fachzeitschrift aufgegeben, die nicht so verbreitet ist.«
    »Keine Ausrede. Wie viele Personen haben angerufen?«
    »Personen?« Marion lachte. »Eine Person rief an. Sie ist zufällig in der Nähe und möchte vorbeikommen.«
    »Hast du Ja gesagt?«
    »Sicher.«
    Esther überlegte, rieb ihre Handflächen aneinander und schritt auf und ab. »Wie klang ihre Stimme?«
    »Was meinst du?«
    »Na ja, Marion. War sie interessiert? Hast du herausgehört, ob sie aufgeschlossen ist?«
    »Das denke ich schon.«
    »Dann könnte es durchaus sein, dass sie meiner Mode ebenfalls positiv gegenübersteht?«
    »Das weiß ich nicht so genau. Jessica meinte nur, dass sie sich alles anschauen wollte. Da sie sich verspäten würde, fragte sie nach einer Übernachtungsmöglichkeit.«
    »Du hast ihr doch hoffentlich eine bei uns angeboten.«
    »Klar. Sie stimmte auch zu.«
    »Das ist gut.«
    Marion lächelte spöttisch. »Wie meinst du das denn, Schwesterherz?«
    »Nur so.«
    »Glaube ich dir nicht. Du denkst an den Bogie-Mann, wie? Dass er eventuell hier…«
    »Hör auf, bitte!«
    »Ja, ja, schon gut. Aber verschließe deine Augen nicht, Schwester. Das wird seine Nacht. Ich habe es im Gefühl.«
    »Und John Sinclair?«
    »Kann sein, dass er ihn findet. Tippy wird ihm die Leiche an der alten Mühle zeigen.«
    »Ob ihn das überzeugt?«
    »Weiß ich nicht.« Marion Drake ging zur Seite. Sie betrat den Teil des Ateliers, den sie sich als Arbeitsplatz eingerichtet hatte. Dort standen die Töpferscheiben, die Brennöfen, aber auch die Podeste mit dem noch unbearbeiteten Material, aus dem sie ihre Plastiken herstellen wollte. Sogar Felsblöcke hatte sie in den Raum geschafft. Einen von ihnen wollte sie nur mit Ökofarbe anmalen, um ihn als einen kantigen Farbklecks in einen grünen Garten zu stellen.
    Marion interessierte sich nicht nur für die großen Plastiken, sie ließ auch die kleinen nicht außer Acht. Zudem konnte sie die besser verkaufen, besonders auf den Floh- und Trödelmärkten machte sie damit gute Geschäfte.
    Auf einem breiten Regal hatte sie ihre letzten Werke abgestellt. Esther kannte sie alle, bis auf eines.
    »Was ist das denn?«
    »Welches?«
    »Das Letzte in der Reihe.«
    »Ist neu.«
    »Sehe ich.«
    »Und was bedeutet es?«
    »Geh hin!«
    Esther nahm die kleine Figur in die Hand. Sie war kaum größer und pechschwarz. Von ihr strahlte etwas ab, das Esther seltsam berührte.
    »Nun?«
    »Ich komme damit nicht klar.« Esther drehte die Figur, die mehr einem Klumpen glich, herum - und erschrak.
    Ein sehr böses Gesicht starrte sie an!
    Esther Drake kam damit nicht zurecht. Sie wollte einen Kommentar abgeben, brachte aber nur ein Zucken der Lippen zustande. Das Gesicht sah aus, als wäre es von zwei Seiten her zusammengedrückt worden. Zudem hatten sich die Proportionen sehr schief verteilt, aber eines war geblieben. Die kleinen, bösen Augen, die etwas Unheimliches abstrahlten.
    Esther hatte ihren ersten Schock sehr bald überwunden. Vorsichtig stellte sie die zusammengesunkene und klumpige Gestalt wieder zurück auf das Brett.
    »Jetzt bist du geschockt, wie?«
    »Nicht eben begeistert.«
    Marion nickte. »Eine andere Frage, Schwesterlein. Weißt du denn, wer das ist?«
    Esther holte durch die Nase Luft. »Das ist er, nicht?«
    »Richtig!«, erwiderte Marion fast jubelnd. »Ich habe es endlich geschafft, ihn zu modellieren. Wir wissen jetzt, wie der Bogie-Mann aussieht.« Sie nahm die Figur an sich und küsste sie.
    »Ist sie nicht wunderbar geworden, Schwester?«
    Esther wollte ihr nicht wehtun und antwortete indirekt. »Die Geschmäcker sind eben verschieden.«
    »Aber so sieht der Bogie-Mann aus«, flüsterte Marion. Sie war erregt. In ihren Augen lag ein Glitzern, das nur schwer erklärt werden konnte.
    »Wenn ich dich so reden höre, könnte man meinen, dass dir der Boogie-Mann etwas

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