0657 - Angst vor dem roten Phantom
roten Phantom sprechen.«
Dino Romero riss den Mund auf, weil er schrill und kichernd lachen musste. »Glaubst du etwa daran?«
»Sehr sogar.«
Romero überlegte. »Dann rechnest du damit, dass dieses komische rote Phantom den Tod des Jungen rächen will. Oder sehe ich das falsch?«
»Nein.«
»Interessant. Und was kann das Phantom sein? Ein Geist? Ein killender Geist?«
»In diese Richtung geht es.«
»Mann!«, keuchte Romero. »Was habe ich mir mit dir nur angetan? Bist du eigentlich verrückt?«
»Ich wollte, ich wäre es.«
»Na ja!« Romero lachte. »Gesetzt den Fall, es stimmt. Dann möchte ich nicht in deiner Haut stecken. Ich bin bald verschwunden. Ich reise nach Rom, das solltest du nicht vergessen.«
Felix Picarotta wiegte den Kopf. »Ich will dir keine Angst einflößen, Dino, aber rechne nicht damit, dass du so schnell fliehen kannst. Die holen dich überall ein.«
»Rom ist weit.«
»Es braucht nicht Rom zu sein.«
»Also hier?«
»Natürlich.«
Felix hatte die Antwort mit einem derartigen Ernst in der Stimme gegeben, dass Dino nachdenklich wurde. Er sagte nichts mehr, schaute nach vorn auf die Straße, wo sich die Schleier fast aufgelöst hatten. Sie krochen nur mehr wie dünne Spinnenfinger über den Asphalt und verschwanden zu beiden Seiten in den Gräben.
Irgendwie fühlte er sich nicht mehr wohl. Seine Überheblichkeit war verschwunden. »Kennst du dich so gut aus, Felix?«
»Sicher. Ich erzählte dir doch, dass wir vor Jahren Kontakt zu einer Zigeunerfamilie hatten.«
Dino Romero klopfte dorthin, wo sich seine Waffe befand. »Die Kanone müssen sie erst einmal überwinden, verstehst du? So leicht bin ich nicht ins Jenseits zu schicken.«
»Von einem Killer nicht.«
»Aber von einem Phantom, wie?«, fragte Dino lachend.
»So ist es«, erwiderte Felix Picarotta mit ernster Stimme. »Ich hoffe nur, dass ich meine Familie noch einmal wiedersehe. Gnade können wir von denen nicht erwarten.«
Romero erwiderte nichts, musste aber zugeben, dass ihm äußerst unwohl geworden war. Er wünschte sich, schon jetzt im Clipper nach Rom zu sitzen. Stattdessen hatte er noch einen tödlichen Job zu erledigen…
***
Es war ein Bild wie geschaffen für den Fotografen!
Die Frau stand einfach nur da. Den leichten, langen Wollmantel ebenso offen wie das schwarze Lackhaar, das zu Locken gedreht war und doch bis zu den Schultern reichte. Sie trug unter dem grauen Mantel eine schlichte weiße Bluse, sehr weit offen, mindestens zwei Knöpfe zu viel, und sie war einfach nicht zu übersehen.
Ich sah sie da stehen.
Keinen Schritt ging ich mehr weiter, denn ich dachte nach, um wen es sich handeln konnte. Ein leichtes Mädchen sicherlich nicht, auch kein Callgirl der Extraklasse, das sagte mir mein Gefühl.
Die Frau war etwas Besonderes.
Ich war an diesem Abend noch kurz vor die Tür gegangen, weil ich mir ein Bier gönnen wollte. Zu Hause fiel mir die Decke auf den Kopf, da war der Pub der richtige Ort. Die Sache in Lissabon hatten Suko und ich gemeinsam geschafft und so fremd und schön die Stadt auch gewesen sein mochte, der Pub lockte mich doch, auch wenn es dort nicht so feurig herging wie in den Lokalen der Lissaboner Altstadt.
Sie war einfach nicht zu übersehen, obwohl die Hälfte ihres Körpers im Schatten lag.
Außerdem hatte ich den Eindruck, als hätte sie auf mich gewartet, und von ihr ging ein Zauber aus, den ich als fremdländisch einstufte. Ich hatte eigentlich vorgehabt, nach rechts zu gehen. Jetzt ließ mich ihre Anwesenheit zögern.
Das merkte sie auch und fragte mit leiser Stimme: »Sind Sie Mr. John Sinclair?«
Ich lächelte schmal. »Möglich. Kommt ganz darauf an.«
Sie nickte und bewegte ihren Körper nicht. »Ich möchte mit einem gewissen John Sinclair reden.«
»All right, dann sind Sie richtig.«
»Danke.« Sie kam näher.
»Wollen wir hier reden oder in meiner Wohnung…?«
»Sie waren auf dem Weg, nicht?«
»Ja, ich wollte ein oder zwei Bierchen trinken. Mal richtig ausspannen.«
»Das tut mir Leid, wenn ich Sie gestört habe.«
»Überhaupt nicht. Ich habe einen Vorschlag. Kommen Sie doch einfach mit, Madam.«
»Das wäre wohl am besten.« Sie war jetzt so nahe herangekommen, dass ich sie genau erkennen konnte. Mich interessierte besonders ihr Gesicht. Wie sollte ich die Züge beschreiben? Es hatte einen aparten Ausdruck, war schmal geschnitten und ließ dennoch den Zug einer gewissen Exotik durchschimmern.
Es lag möglicherweise an den dunklen Augen, den
Weitere Kostenlose Bücher