Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0460 - Gestehen Sie den Mord, Phil Decker!

0460 - Gestehen Sie den Mord, Phil Decker!

Titel: 0460 - Gestehen Sie den Mord, Phil Decker! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
Ein Lieutenant der City Police stand plötzlich an meiner Seite und schaute ebenfalls durch ein Glas nach oben.
    »Sie sind G-man?« fragte er mich beiläufig.
    »Richtig…«
    »Kennen Sie einen der Artisten?«
    »Ja, einen. Er heißt Phil Decker und ist ebenfalls G-man.«
    Der Lieutenant pfiff durch die Zähne, ohne aber sein Fernglas abzusetzen.
    »Dann dauert es vielleicht noch länger als fünf Minuten. Wer ist denn der andere?«
    »Keine Ahnung«, sagte ich wahrheitsgemäß, denn ich war auch nur durch Zufall hinzugekommen, nachdem ich über Funk den Alarmruf gehört hatte.
    »Welcher ist denn Phil Decker?«
    »Links…«
    »Schlecht. Aber ihr G-men seid ja sportlich in Höchstform. Vielleicht gelingt es ihm doch noch, an dem anderen vorbeizuspringen. Das Wasser ist tief genug…«
    Ich schaute über das Geländer. Und dann nach oben. Es waren schätzungsweise 150 Fuß von den Männern bis zum Wasserspiegel. Bis zum Brückengeländer waren es nur zehn. Genug, um nie mehr aufstehen zu können.
    Aber endlich hörte ich jetzt die schrillen Klingeln der Fahrzeuge des New York City Fire Department. Die schweren Wagen bahnten sich den Weg durch die immer dichter werdenden Zuschauermassen, rollten direkt unter den Schauplatz der beängstigenden Szene.
    Dann lief alles ab wie in einem Lehrfilm. Eine Kommandopfeife ertönte, die Feuerwehrmänner mit ihren blinkenden Helmen sprangen von den Fahrzeugen, schwärmten zu ihren vorbestimmten Einsatzstellen.
    Wenige Sekunden später war eine Gefahr gebannt. Ein riesiges Spanntuch spannte sich unter den beiden winzigen Männern oben auf dem Brückenseil über die Fahrbahn. Doch das Sprungtuch konnte ja nur bis an das Brückengeländer reichen. Der Abgrund zwischen den Männern und der dunklen, schaumgekrönten Wasserfläche mußte zwangsläufig offenbleiben.
    Ein starker Motor jaulte auf, eine lange Leiter schwenkte aus. Zwei Männer der Feuerwehr standen auf der obersten Sprosse des Gerätes, das sich nun steil aufrichtete und dann langsam, aber unaufhaltsam in die schwindelnde Höhe wuchs.
    Die Männer auf der Leiter wurden kleiner und kleiner. Gleichzeitig schrumpfte aber auch der Abstand zwischen ihnen und den Männern auf dem Brückenseil. Obwohl die Leiter unablässig nach oben wuchs, wurde mir die Zeit endlos lang.
    Meine Augen schmerzten schon durch das dauernde Starren in die Höhe.
    Der Lieutenant hatte sein Glas nur für einen winzigen Moment abgesetzt, als die Feuerwehr gekommen war.
    Seitdem schaute auch er wieder pausenlos hinauf.
    »Ich glaube«, sagte er leise, »wir haben Glück. Bis jetzt hat keiner eine Bewegung gemacht. Doch - jetzt!«
    Ich sah es selbst.
    Die Männer auf der Leiter erreichten Phil und den Fremden auf der schwindelnden Höhe der Brücke. Der Leitermotor tuckerte im Leerlauf vor sich hin. Ein lähmendes Schweigen lag über der Szene. Nur irgendwo im East River tutete ein Dampfer.
    Phil reichte dem anderen Mann eine Hand. Er griff vorsichtig danach, machte einen kleinen Schritt und geriet ins Wanken.
    Ein entsetzter Schrei der Zuschauer klang auf.
    Aber in letzter Sekunde hatte Phil den Fremden gehalten, und mit schnellen, geübten Griffen schnallten sie den Mann am Rettungsgürtel fest. Ich sah deutlich, daß die Helfer sich mit Phil unterhielten. Er schüttelte den Kopf.
    Phil blieb oben stehen.
    Die Leiter mit dem Geretteten schob sich langsam und behutsam zur sicheren Erde zurück. Als sie unten ankam, war der Fremde ohnmächtig.
    Es dauerte noch ein paar Minuten, ehe die Leiter ihre Himmelfahrt wiederholt und Phil zur Erde zurückgebracht hatte.
    Ich bahnte mir einen Weg durch die Menge, stieß die sich drängenden Neugierigen zur Seite, sprang über eine Ecke des Sprungtuches, das gerade wieder zusammengelegt wurde. Schließlich stand ich vor Phil.
    Er war bleich, aber gefaßt.
    »Na, Alter?« fragte ich.
    »Was sagst du denn dazu?« fragte er zurück. »So ein Subway-Streik ist ja unangenehm, und die Straßen sind ja wirklich überfüllt. Aber das ist doch noch lange kein Grund, auf dem Tragseil über den Sound marschieren zu wollen. Oder was meinst du?«
    »Phil - kannst du denn keine Sekunde ernst sein?«
    Er grinste wie ein Junge, dem gerade ein besonders pfiffiger Streich gelungen war.
    »Wenn du zurückkommst ins Distriktgebäude, dann schreib für mich ins Dienstbuch, daß ich einem Selbstmordkandidaten seine blödsinnigen Gedanken ausgeredet habe, vom Westpfeiler dieser schönen Brücke aus in das Jenseits springen zu

Weitere Kostenlose Bücher