Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0657 - Angst vor dem roten Phantom

0657 - Angst vor dem roten Phantom

Titel: 0657 - Angst vor dem roten Phantom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
den Kopf. Jetzt bewegte er die Lippen, ohne etwas zu sagen. Im weichen Dunst der Schwaden hatten sich die Menschen vor dem Wagen aufgebaut. Sie wirkten wie tiefgefrorene Gespenster, die jeden Augenblick zu einem schrecklichen Dasein erwachen konnten.
    »Soll ich uns den Weg frei schießen?«, zischte Romero wütend.
    »Das wird uns nichts helfen.«
    »Du Idiot, du…« Er sprach nicht weiter, weil sich ein Mann aus der Mitte der Reihe bewegt hatte und mit langsamen Schritten auf den Wagen zukam.
    Er blieb dicht vor dem Mazda stehen und schlug mit der flachen Hand auf die Motorhaube. Beide Männer zuckten zusammen, taten allerdings nichts.
    Weil die Fenster offen standen, waren die Worte des Mannes gut zu hören. Sie erinnerten an einen alten Richterspruch, an Worte der Strafe und Vergeltung.
    »Ihr habt getötet, ihr habt ein Kind überfahren. Ihr habt keine Rücksicht auf Leben genommen. Diejenigen, die auf das Leben keine Rücksicht nehmen, wird das Leben bestrafen. Wir werden es euch nehmen. Wir werden euch das Leben nehmen und euch in die finsteren Gefilde des Todes schicken. Es wird ein Rutsch in die Hölle werden, in die tiefe Hölle, wo Elend und Grauen über euch kommen werden, um euch zu vernichten. Ihr entgeht der Rache des Phantoms nicht.«
    Dino Romero schaffte ein kratziges Lachen. »Wovon hat der Alte geredet? Von einem Phantom?«
    Picarotta gab keine Antwort. Er schaute auf den Alten und wusste, dass dieser Mann keine Sprüche von sich gab. Er war zwar außergewöhnlich gekleidet, was dem Ernst seines Auftretens aber nichts tat. Sein Mantel stand weit offen und hing wie ein dunkelroter Umhang über seinen Schultern. Er trug ein helles Hemd, eine Weste. Die Hosenbeine verschwanden in Stiefelmanschetten.
    Sein Gesicht wirkte wie eine Landschaft, die das Leben gezeichnet hatte. Die Augen strahlten ein Versprechen aus. Sie sagten ebenso viel wie seine Worte.
    »Der hat Recht!«, keuchte Felix. »Der hat so verflucht Recht. Wir werden nicht entkommen.«
    »Wenn du noch einmal ein derartig dummes Zeug erzählst, schieße ich durch die Scheibe in den Schädel des Alten!«
    »Tu es nicht - bitte!«
    »Dann fahr endlich weiter! Ich will hier nicht festbacken, hast du gehört?«
    »Ja, schon gut!«
    »Das rote Phantom wird euch erwischen, ihr Mörder. Ihr könnt euch nirgendwo auf der Welt vor ihm verstecken, das schwöre ich euch. Es gibt keine Chance.«
    »Fahr an!« Dino wurde ebenfalls nervös. Er wollte es nicht zugeben, aber die Worte des Alten waren ihm tief unter die Haut gegangen. Das war wie ein Horror.
    Endlich drehte Felix den Zündschlüssel. Der noch warme Motor kam sofort.
    »Und sofort das Gas!«
    Das tat Felix nicht. Er fuhr langsam an. Er wollte nicht noch einen Toten oder Verletzten. Der Junge hatte ihm gereicht und er wusste auch, dass ihm diese Szene sein Leben lang nachlaufen würde. Sie war nicht mehr aus seinem Gedächtnis zu löschen.
    Gingen sie zur Seite?
    Ja, sie gingen, denn Dino hielt seinen Revolver so, dass alle die Waffe sehen konnten.
    Und sie wichen zurück.
    Innerhalb der dünnen Dunstschwaden sahen ihre Bewegungen aus, als würden die Gestalten über dem Boden schweben. Alles wirkte so leicht und fließend. Wenn überhaupt Laute zu hören waren, dann verschluckte der Dunst sie.
    Die Gestalten glitten vorbei und verschwanden hinter ihnen in den dünnen Schleiern. Dort sahen sie noch aus, als würden sie sich allmählich auflösen.
    Dino Romero lachte und steckte die Waffe weg. »Zigeuner«, keuchte er, »ausgerechnet. Die haben mir mit ihren verdammten Sprüchen noch gefehlt, ausgerechnet die!«
    »Es sind keine Sprüche.«
    »Das weißt du aber verdammt gut.«
    »Ja.«
    »Und woher?«
    »In meiner Nähe haben mal Zigeuner gewohnt. Sie kamen aus Jugoslawien. Wir haben uns mit ihnen ganz gut verstanden. Ich habe einiges gelernt, und ich weiß auch, dass sie gewisse Mythen mitgebracht haben, die nicht aus dem europäischen Raum stammen.«
    »Ach ja? Woher denn?«
    »Aus Asien. Indien, um genau zu sein. Die Heimat der Zigeuner ist Indien.«
    Romero hob die Schultern. »Es ist mir egal, woher sie kommen. Nur wundert es mich, dass du so ein Theater um diese Typen machst. Ich sehe das lockerer, obwohl ich zugeben muss, dass es mir nicht gefallen würde, wenn sie sich an die Bullen wenden.« Von der Seite her sah Romero, wie sein Partner die Stirn krauste. »Hast du was?«
    »Sie werden sich nicht an die Bullen wenden!«
    »Okay, an wen dann?«
    »Du hast gehört, wie sie von dem

Weitere Kostenlose Bücher