066 - Zerberus, der dreiköpfige Tod
Schatten schuf.
Dadurch hatte man manchmal den Eindruck, Zerberus würde sich bewegen, doch das war nicht der Fall. Völlig reglos stand der Satanshund zwischen den Säulen, das Maul geschlossen, die Lider gesenkt.
Ein schlafender Hund…
Es heißt, schlafende Hunde soll man nicht wecken und das traf ganz besonders auf Zerberus zu.
Fujex hob die Arme. Augenblicklich verstummte die Musik, und die Tänzerinnen standen still. Ihre flachen Bäuche wurden von schnellen Atemzügen bewegt.
Sie hatten Angst. War Fujex mit ihrer Darbietung nicht zufrieden gewesen?
Der Tyrann machte eine Handbewegung, als wollte er sie alle auf einmal fortfegen.
»Macht, daß ihr fortkommt! Ich will euer Herumgehopse nicht mehr sehen. Verschwindet! Nun geht schon! Oder soll Doror sich euer annehmen?«
Die Mädchen wurden bleich. Mit einem erschrockenen Blick auf den Magier drehten sie sich um und eilten davon.
Sobald sie verschwunden waren, klatschte Fujex in die Hände. Jeder Schlag kam als Echo vom Ende des Saals zurück.
Vollkommene Stille herrschte. Fujex neigte sich zurück und winkte den Magier zu sich. Doror trat neben den Thron. Die Mädchen, die den Herrscher umringten, machten ihm ängstlich Platz.
Es hielt sich ein hartnäckiges Gerücht, wonach man sterbenskrank werden konnte, wenn man mit Doror in Berührung kam.
Es war tatsächlich nur ein Gerücht, aber alle glaubten es, weil man Doror einfach alles zutraute. Auch das.
»Wie heißt dieser Sklave?« fragte Fujex den Magier.
»Thoso«, sagte Doror.
»Man soll ihn bringen!«
Jetzt klatschte Doror. Dreimal.
Ein hohes, breites Tor wurde geöffnet, und vier bewaffnete Soldaten brachten einen jungen, kräftigen Mann herein. Er war sehr schön und hatte schwarz gelocktes, dichtes Haar. Ein braunes Gewand verhüllte seine athletische Figur. Trotz war in seinem Blick.
Vor etwa einem Jahr hatten ihn Fujex' Krieger irgendwo auf Coor gefangen und hierher verschleppt. Seither war er der Sklave des Tyrannen, doch er hatte sich niemals völlig gebeugt.
Dazu war Thoso zu stolz.
Sie brachten ihn zur Getreidemühle, ketteten ihn an einen Balken, und er mußte wie ein Tier schuften. Tag und Nacht mußte er mit anderen Sklaven die schweren großen Räder drehen.
Er mußte doppelt soviel arbeiten wie die anderen und bekam abscheuliches Zeug zu essen, doch auch damit bekamen sie ihn nicht klein.
Als Fujex zu Ohren kam, daß Thoso sogar einen Aufstand versucht hatte, war das Maß voll. Er verhängte über Thoso die Todesstrafe, und heute sollte sie vollstreckt werden.
Die Soldaten führten Thoso vor den Thron.
Er hätte niederknien müssen, doch er blieb stehen, senkte nicht einmal das Haupt, sondern starrte dem Herrscher haßerfüllt in die Augen.
Der Schlag eines Soldaten fällte ihn.
Ächzend fiel Thoso auf die Knie. Zorn wallte in ihm auf, und er wollte hochschnellen und sich auf den Soldaten stürzen, der ihn geschlagen hatte.
Aber da setzte ihm ein anderer seinen Dolch an die Kehle, und Thoso beherrschte sich mühsam.
Fujex, der erhöht saß - vier Stufen führten zum Thron hinauf - lachte.
»Du bist sehr tapfer, sehr stark, hältst du dich für etwas Besonderes?«
Thoso schwieg. Aber sein Blick sagte mehr als tausend Worte.
»Warum bist du nicht bereit, vor deinem Herrscher das Knie zu beugen?« fragte Fujex.
»Ich habe keinen Herrscher«, behauptete Thoso. Allein mit dieser Antwort hatte er sein Leben verwirkt. »Ich war immer ein freier Mann - bis deine Krieger unser Dorf überfielen.«
»Sie hatten guten Grund, das zu tun«, behauptete Fujex.
»Wir sind harmlose Jäger.«
»Ihr habt in meinem Gebiet gewildert. Niemand erlaubte euch, die Grenze zu überschreiten, aber ihr habt es getan.«
Es war bekannt, daß Fujex seinen Machtbereich ständig weiter ausdehnte. Die Grenzen von heute hatten schon morgen keine Gültigkeit mehr.
»Die wahre Grenze haben wir nie überschritten«, verteidigte sich Thoso. »Du hast sie verlegt und damit unseren Lebensbereich eingeengt.«
»Feststeht, daß ihr Tiere erlegt habt, die mir gehörten. Die Strafe war daher nur gerecht.«
Es war lächerlich, Fujex von Gerechtigkeit reden zu hören. Dieser grausame Tyrann war in seinem ganzen Leben noch nie gerecht gewesen. Thoso haßte und verachtete ihn, und er wünschte dem Herrscher einen qualvollen Tod.
Aber derjenige, der hier und heute sterben sollte, würde nicht Fujex, sondern Thoso heißen.
»Bringt seine Schwester!« befahl Fujex.
»Nein!« schrie der Sklave
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