066 - Zerberus, der dreiköpfige Tod
Noch nie hatte Fujex einem zum Tode Verurteilten eine echte Chance geboten. Das konnte nur eine neue Variante seines teuflischen Spiels sein.
»Ich hoffe, du lieferst uns einen sehenswerten Kampf und gibst dich nicht zu bald geschlagen. Wir wollen von diesem Schauspiel etwas haben, verstehst du?«
Thosos große Hand schloß sich um den Griff des Schwerts.
Niemand hatte etwas dagegen, daß er sich erhob. Breitbeinig stand er vor dem Thron. Die Soldaten rückten ab, flankierten den Tyrannen. Die Mädchen, die den Thron umlagerten, mußten sich zurückziehen, durften den Saal aber nicht verlassen.
Fujex wollte, daß auch sie sahen, wie der Sklave um sein Leben kämpfte.
Fujex beugte sich etwas vor. Er musterte Thoso genau. »Oja, ich glaube schon, daß du uns einen großen Kampf liefern wirst. Bist du bereit?«
»Was ist, wenn ich siege?« fragte Thoso schnell.
»Das habe ich bereits gesagt.«
»Ich kann gehen, wohin ich will?«
»Ja, dann bist du frei.«
»Und meine Schwester?«
»Die kannst du mitnehmen«, sagte Fujex.
Glaub' ihm nicht, raunte Thoso eine innere Stimme zu. Er lügt. Du kennst die Gefahr noch nicht, mit der er dich konfrontieren wird. Doch selbst wenn du siegst, wird sich Fujex an sein Wort nicht gebunden fühlen. Er wird es brechen. Vielleicht darfst du den Palast verlassen. Aber Tteggi wird er hierbehalten. Sie gefällt ihm viel zu gut, als daß er sie gehen läßt.
Aber Thoso hatte keine Wahl.
Ihm blieb nichts anderes übrig, als die Dinge so zu akzeptieren, wie sie waren. Und er mußte seinen Gegner, wer immer das sein mochte, bezwingen.
»Bist du bereit?« fragte Fujex noch einmal.
»Wer soll mein Gegner sein?« fragte Thoso mit fester Stimme.
»Der dreiköpfige Tod«, sagte Fujex und lehnte sich mit einem triumphierenden Grinsen zurück.
Tteggi schrie entsetzt auf, und Thoso, dem jungen, mutigen Mann, blieb vor Schreck beinahe das Herz stehen.
Das also war der Haken.
Es gab niemanden, der den dreiköpfigen Tod besiegen konnte!
***
Fujex wies auf den Magier. »Fang an!«
Doror nickte und begab sich zu einer der Feuerschalen. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er in die Flamme. Es hatte den Anschein, als wollte er eine geistige Verbindung mit der Hölle herstellen.
Er konzentrierte sich so stark, daß an seiner Stirn eine Ader dick anschwoll. Tteggis Schluchzen störte ihn nicht. Er nahm es überhaupt nicht wahr.
Thoso spürte, wie sein Mund austrocknete, und Schweiß glänzte auf seiner Stirn. Er versuchte seine Angst unter Kontrolle zu bekommen, sich Mut zu machen.
Er redete sich ein, daß jene, die vor ihm gegen den dreiköpfigen Tod gekämpft hatten, nicht so kräftig und kampferfahren gewesen waren wie er.
Vielleicht war es zu schaffen - mit Mut und Übersicht.
Doror versetzte sich murmelnd in Trance.
Magische Formeln und schwarze Verse perlten über seinen wulstigen Lippen. Er entrückte der Wirklichkeit mehr und mehr, fand Kontakt zur Welt des Bösen, und schwarze Ströme flossen aus dem Feuer auf ihn über.
Sie füllten ihn aus, ergriffen von ihm Besitz, stellten eine gefährliche Verbindung her.
Selbst Fujex fürchtete den Magier in diesem Augenblick, doch das ließ er sich nicht anmerken.
Ein Sturm aus dem Nichts traf Doror, zerrte an seinem Gewand und versuchte ihn zurückzudrängen, doch der Magier rührte sich nicht von der Stelle.
Trotzig stemmte er sich gegen den Sturm, der nur ihn traf. Die Flamme neigte sich ihm zu und leckte über sein Gesicht. Er spürte es nicht, hob die Arme, streckte sie vor und hielt sie in das Zentrum des Feuers.
Jeden anderen hätte die Flamme verbrannt. Doror jedoch passierte nichts. Nicht einmal der Ärmel seines schwarzen Gewands fing Feuer.
Der Sturm legte sich, und es hatte den Anschein, als würde das Feuer die Hände des Magiers umschmeicheln.
Reglos stand Doror da. Kein Wort fiel. Alle verfolgten nur gespannt, wie die Flammen Dorors Hände umhüllten. Vielleicht brannten seine Finger schon. Und Thoso glaubte zu sehen, daß Dorors Fingernägel glühten, als wären sie aus stark erhitztem Eisen.
Jetzt trat Doror zurück.
Seine Hände brannten nicht, und es glühten auch nicht seine Fingernägel. Aber seine rechte Hand war dunkelrot. Sie wurde bestrahlt, und zwar von dem Ring, der an seinem Finger steckte.
Doror wandte sich von der Feuerschale ab.
Thoso starrte gespannt auf den glühenden Ring. Ein pulsierendes Leuchten ging davon aus. Es schmerzte in den Augen, doch Thoso starrte weiter darauf. Ihm war wichtig,
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