066 - Zerberus, der dreiköpfige Tod
sich auch von dieser Höllenglut nicht unterkriegen zu lassen.
Fujex' Blick pendelte zwischen Doror und Thoso hin und her. Er grinste zufrieden. Das Schauspiel begann erst, aber es gefiel ihm bereits sehr.
Der Magier, noch in Trance, setzte sich mit langsamem Schritt in Bewegung. Er begab sich zu Zerberus, dem Höllenhund, trat vor das Marmortier und begann wieder, schwarze Sprüche zu murmeln.
Gleichzeitig drückte er den glühenden Stein seines Rings gegen die Stirn des Marmorhundes. Ein leises Knistern war zu hören. Höllenströme flossen in den harten Körper und aktivierten die Kraft, die sich in Zerberus befand.
Der Satanshund erwachte zum Leben.
Ein erstes Anzeichen dafür war das dumpfe Knurren, das plötzlich durch den Saal flog. Alle wußten es… Gleich würde sich Zerberus bewegen.
Der Magier trat zurück, ließ die Hand sinken. Der Stein seines Rings hatte die Glut an Zerberus abgegeben, und diese hatte sich in den Schädel des Tieres versenkt.
Es war vollbracht.
Doror erwachte aus der Trance und begab sich zu Fujex, der ihm zufrieden zunickte. Und Zerberus veränderte sich. Aus dem glatten Marmor wuchsen Haare. Er bekam ein Fell, war nicht mehr starr, bewegte sich. Er wandte dem Sklaven den Kopf zu und knurrte ihn feindselig an.
»Zeig, was du kannst!« rief Fujex erregt. Und zu Zerberus gewandt: »Töte ihn!«
Thoso nahm das Schwert in beide Hände.
Er hatte viel von Zerberus gehört. Selbst wenn er die Verwandlung nicht miterlebt hätte, hätte er gewußt, daß er kein gewöhnliches Tier vor sich hatte.
In Zerberus befand sich die Hölle!
Mordgier leuchtete in seinen Augen. Unter seinem Fell spannten sich harte Muskeln, und in seiner Haltung lag so viel Aggression, daß Thoso nicht den Mut aufbrachte, den Satanshund anzugreifen.
Er hob das Schwert und wartete.
Tteggi weinte um ihren Bruder, denn sie machte sich nichts vor. Sie wußte, daß sie ihn bereits verloren hätte. Zerberus war ein unbesiegbarer Gegner.
Selbst mit einem Schwert war man gegen den Satanshund machtlos. Thoso hatte schon in sehr jungen Jahren gelernt, mit dem Schwert zu kämpfen, und er hatte es damit zu wahrer Meisterschaft gebracht. Doch die Hölle kann man nicht mit gewöhnlichen Waffen schlagen.
Zerberus näherte sich dem Sklaven.
Er hielt den Kopf gesenkt, und Thoso wußte nicht, wann das Biest sich auf ihn stürzen würde. Immer größer wurden die Schweißperlen auf seiner Stirn.
Spring endlich! dachte er aufgeregt. Verdammt noch mal, greif an!
Und Zerberus griff an…
Kraftvoll stieß sich der Hund hoch, und Thoso drehte sich, während er gleichzeitig einen raschen Schritt zur Seite machte und das Schwert von unten nach oben zog.
Tteggi hielt den Atem an.
Die scharfe Schwertklinge traf den Bauch des Tiers. Thoso drückte dagegen und zog blitzschnell durch. Einen gewöhnlichen Hund hätte er damit eine tödliche Verletzung zugefügt.
Zerberus blieb unverletzt.
Das Tier landete auf den Pfoten, schnellte herum und schnappte nach dem Sklaven. Seine Zähne schlugen in den Stoff. Ein lautes, ratschendes Geräusch war zu hören, und mit einem wilden Ruck zerfetzte Zerberus das Gewand des Sklaven.
Tteggi kreischte auf, als hätte Zerberus ihrem Bruder eine furchtbare Verletzung beigebracht. Ihr Herz raste vor Angst. Sie glaubte, dieser schrecklichen seelischen Belastung nicht mehr lange gewachsen zu sein. Sie sehnte sich nach einer Ohnmacht.
Mit entblößtem Oberkörper stand Thoso dem Satanshund nun gegenüber. Breit waren seine Schultern, furchteinflößend die gewaltigen Muskelpakete.
Noch nie hatte Thoso einen Gegner gefürchtet. Sein Vater hatte ihm beigebracht, wie man sich verteidigte und er hatte im Laufe der Jahre viel dazugelernt.
Dennoch ging er jedem Kampf nach Möglichkeit aus dem Wege, denn er war ein friedliebender Mann.
Fujex' Krieger hatten es nicht leicht mit ihm gehabt. Er hatte fünf von ihnen getötet, bevor sie ihn überwältigen konnten. Und zweimal wäre er ihnen beinahe auf dem Weg hierher entkommen. Er hatte es ihnen wirklich nicht einfach gemacht.
Aber das waren Männer gewesen - keine Ungeheuer…
Zerberus ging erneut auf ihn los. Thoso wehrte den Angriff ab, sprang zurück, federte aber gleich wieder vorwärts und beschrieb mit dem Schwert einen vertikalen Kreis.
Wie ein Federball sauste die Klinge von oben herab und traf den Nacken des Tieres. Mit diesem gewaltigen Schlag hätte Thoso den Kopf vom Rumpf trennen müssen, doch die Klinge drang keinen Millimeter ein.
Ein
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