0661 - Der Sonnenzünder
dort durch den Transmitter und kommen auf einem Schlachtschiff heraus, das auf uns wartet. Es besteht also kein Grund zur Panik. Ihr Gepäck ist bereit, ich kenne Sie alle als besonnene Mitarbeiter. Der Tag des Ultimatums ist mehr als fünfzig Minuten alt. Das war die Vorrede. Wir versuchen, soviel Menschen wie möglich zu evakuieren, und deswegen sind wir hier. Ich wünsche uns allen viel Glück."
„Besteht die Möglichkeit, daß Rhodan durch den wahnwitzigen Flug die Erde noch retten kann?" fragte eine junge Frau.
„Die Möglichkeit besteht, aber ich rechne nicht damit.
Zugegeben", Deighton lächelte sehr schwach, „ich bin als Skeptiker bekannt."
Bisher hatten die Laren nicht reagiert. Jedenfalls nicht sichtbar.
Sie hatten durch noch unbekannte Kräfte die Transmitterstrecke unterbrochen und damit einige Millionen Menschen bewußt in den Tod geschickt, denn diese Verbindung konnte nicht mehr zur Evakuierung benutzt werden.
Nur hin und wieder flammten die Visiphonschirme innerhalb des Systems auf. Dann stand in kleinen, leuchtenden Lettern das Datum auf den Schirmen, nichts sonst. Das war bisher jeden Tag einmal geschehen, aber es rührte niemanden mehr.
Auch jetzt hatte keiner der Verbündeten sich gerührt.
Ein paar Schiffe, die zufällig hier gelandet waren, hatten sich freiwillig in den Dienst für das Solsystem gestellt. Sonst aber war aus den verschiedenen Teilen der Galaxis nicht ein einziges Hilfsschiff eingetroffen. Nicht einmal eine Antwort war eingetroffen.
„Störung auf dem Flottenhafen. Panik vor dem Schiff!" sagte eine Stimme. Die Arbeit ging weiter. Mit rotem Leuchten strahlten die Transmittersäulen. Die etwa hundertfünfzig Menschen, der Rest der Besatzung von Imperium-Alpha, arbeiteten daran, möglichst viele Menschen zu retten.
Insgeheim aber hofften sie auf das Wunder der Rettung.
Die Gedanken Deightons waren bei Orana und Perry. Der larische Trick, gerade dadurch, daß sie auf eine unverdächtige Frau einen Anschlag verübt hatten, war fehlgeschlagen. Sie hatten glauben müssen, durch diesen fingierten Überfall von Orana ablenken zu können. Rhodan dadurch auf eine falsche Spur zu locken - aber genau dieser Überperfektionismus hatte sie verraten. Deighton drückte einen Schalter. Er sprach jetzt mit der letzten Sendezentrale des Sonnensystems.
„Ich sehe, ihr seid auch bereit", sagte er. „Aber steht die von Rhodan befohlene Funkrelaiskette?"
„Wir haben hier alles in bester Ordnung. Dreißig kleine Schiffe rasen hinter dem Kreuzer her. Das erste, also systemnächste Schiff, hat bereits seine Position bezogen. Von uns aus gesehen, ist also die Funkbrücke in Ordnung. Das andere ist Sache der Kollegen der Flotte."
Deighton nickte.
„Dann stellt alles auf Automatik um, nehmt eure Zahnbürsten und geht. Schnell und ohne Traurigkeit."
„Das werden wir tun. Ende."
Die Verbindung wurde abgeschaltet, und wieder, diesmal noch mehr gespannt, begann Deighton, sich um die Rettungsarbeit zu kümmern. Hin und wieder gingen seine Blicke auf den Bildschirm, auf dem, stark gefiltert, die Sonne loderte. Die erste übernormale Protuberanz würde das Signal auslösen. Aber noch immer strahlte der Stern ruhig und zuverlässig wie seit Urzeiten.
Was geschah? Würde Rhodan das Rennen gewinnen? Würde eine Schiffsmaschine versagen und dadurch den Untergang des Sonnensystems herbeiführen?
*
5. Juni 3459 Zeit: 6 Uhr 14 Minuten Ort: Weltraum, zwischen Erde und der Sonne EX-PP-BL-83 400-446 In dem Schnellen Kreuzer - Zentrale „Ich glaube, wir schaffen es!" sagte der Pilot. Das Dröhnen der Triebwerke war seit dem Start nicht mehr verstummt.
Hochfrequente Schwingungen erschütterten die Zelle des Kreuzers. Er flog mit äußerster Geschwindigkeit. Sie alle zitterten vor dem Gedanken, daß die Laren ihren Impuls funkten, ehe die fremde Sonne erreicht war.
„Es gibt keine Alternative. Alle näheren Sonnen sind mit bewohnten Planeten ausgestattet!" murmelte Rhodan.
„Noch fünftausend Lichtjahre!" sagte der Pilot. „Es ist anzunehmen, daß der Sonnenzünder auch in einiger Entfernung arbeitet."
Wenn keine Sonne in der Nähe war, würde Orana sterben, weil die Schockwirkung sie töten würde.
„Es ist nicht anzunehmen!" sagte Rhodan deutlich. „Das Ende der Illusionen ist da. Die Stunde der Wahrheit."
Das Schiff raste weiter. Lichtjahr um Lichtjahr wurde zurückgelegt. Sie versuchten, mit einem absoluten Minimum an Auftauchmanövern zur Positionsbestimmung auszukommen, um
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