0661 - Der Sonnenzünder
Zeit zu sparen. .
„Die Sekunde der Wahrheit wäre angemessener!" knurrte ein Leutnant aus der Ortungsabteilung.
Einige Minuten vergingen. Es gab an Bord dieses Schiffes keinen Terraner, kein einzelnes Wesen, das nicht verkrampft und konzentriert war. Sie alle warteten auf den Ausgang dieser Aktion. Sie wußten, was es bedeutete, daß Orana Rhodan-Sestore quer durch ein Viertel der Galaxis transportiert wurde.
Jede Sekunde könnte Hotrenor-Taak zuschlagen. Es zweifelte auch niemand daran, daß die Technik der Laren nicht bis hierher reichen würde. Das Schiff vibrierte von der Kraft der Triebwerke, aber die Insassen vibrierten unter der Spannung, die von ihnen Besitz ergriffen hatte.
Schweigend starrten sie auf die Bildschirme.
Die Anspannung der Nerven drohte sie zu zerbrechen.
Sie konnten nichts anderes tun als warten. Zur Passivität verurteilt, vermochten sie nicht einmal, ihre angestaute Nervosität abzureagieren.
Plötzlich erschien der Mausbiber mitten in der Zentrale. Er hatte teleportiert.
„Perry", flüsterte er erschrocken. „Schnell! Orana! Es fängt an!"
Perry warf sich nach vorn aus dem Sessel und packte das Ärmchen des Mausbibers. Der Ilt teleportierte sofort zurück in die Kabine Oranas.
„Die Schwingungen!" flüsterte Gucky und klammerte sich an Orana. „Ich spüre die Schwingungen. Wieder dieses seltsame Kribbeln."
Rhodan stand fassungslos vor dem Sessel, in dem Orana mit geschlossenen Augen lag. Sie zitterte am ganzen Körper. Der Impuls der Laren hatte sie erreicht? Der Sonnenzünder begann sich in die gefährliche Waffe zu verwandeln. Würde sie die Erdsonne zünden, eine der näheren Sonnen, an denen das Schiff im Linearflug vorbeiflog, oder die Zielsonne? Oder würde Orana selbst sterben?
„Merkwürdige Impulse... sie kommen aus dem Hyperraum...
Orana ... sie wird gezündet...!"
Der Kleine wimmerte. Er litt ebenso unter den Impulsen aus dem Hyperraum. Rhodans Gedanken überschlugen sich. Was konnte er jetzt tun ... die Zeit lief ab.
Orana verwandelte sich in den Sonnenzünder!
Im gleichen Augenblick erkannte Rhodan die einzige Möglichkeit, die ihm noch blieb. Er rannte zum offenen Schott und war Sekunden später in der Kabine, in der sich Takvorian, der Pferdekopfmutant aufhielt. Er zerrte Takvorian hoch und schrie auf ihn ein.
„Takvorian! Sofort handeln! Konzentrieren Sie sich auf Orana!
Verlangsamen Sie ihre Lebensabläufe! Wir müssen sofort handeln! Schnell, kommen Sie!"
Takvorian begriff augenblicklich.
Er warf die Arme in die Höhe, schob Rhodan zur Seite und galoppierte durch den Korridor. Er schlitterte mit vier Hufen über den Belag und warf sich in die Kabine Oranas. Dort blieb er stehen, richtete den Blick auf Orana und blieb starr in einer Ecke des Raumes. Er griff im entscheidenden Moment ein und konzentrierte sich.
Takvorian hemmte innerhalb einer Sekunde sämtliche Bewegungsabläufe im Körper Oranas. Vor den Augen der Leute, die aus allen Richtungen heranstürzten, erstarrte Orana. Sie wirkte wie aus Stein gemeißelt.
Der Kreuzer war vom heimatlichen System zu weit entfernt, als daß man die Auswirkungen auf die Sonne hätte feststellen können.
Trotzdem raste der Kreuzer auf dem ausgerechneten Kurs weiter auf die fremde Sonne zu. Es war eine Zwergsonne, eine grüne Sonne, weit von anderen Sternen entfernt, an der äußersten Grenze des Gebietes der Blues.
Abel Waringer flüsterte am Rand eines Nervenzusammenbruchs: „Was passiert jetzt, Perry?"
Ohne in seiner angestrengten Konzentration nachzulassen, gab Takvorian zurück: „Leise. Ich habe ihre gesamten Lebensabläufe verlangsamt.
Die Pause zwischen zwei Herzschlägen dauert etwa sechshundert Sekunden. Vielleicht schaffen wir es zu der grünen Zwergsonne!"
Waringer nickte, atmete tief ein und aus und sackte in den Schultern nach vorn. Dann lehnte er sich erschöpft gegen die Wand und murmelte: „Jetzt hängt alles von Takvorian ab. Wir sollten nichts tun, um ihn abzulenken."
Rhodan sagte deutlich: „Einverstanden! Alle verlassen bitte den Raum. Takvorian ist jetzt die Garantie für das Leben des Sonnensystems."
Sie schlichen aus der Kabine.
Orana Sestore und Takvorian blieben allein zurück.
Der Pferdekopfmutant arbeitete ununterbrochen und konzentrierte sich darauf, die Bewegungsabläufe Oranas bis zum Extrem zu verlangsamen.
Takvorian stemmte die Beine seines Pferdekörpers in den weichen Bodenbelag und starrte Orana an. Sie lag bewegungslos vor ihm. Sie schien erstarrt zu sein.
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