0661 - Der Sonnenzünder
Nachricht nicht über die Sender abgestrahlt, wo die Gefahr des Mithörens durch die Laren bestand. Die Meldung, daß das nächste Aufflackern der Sonne nur ein Test war, ohne jede wirkliche Gefährdung der Menschen, verbreitete sich trotzdem in rasender Eile. Flüsterpropaganda, Gerüchte, Nachrichten, die von Mund zu Mund gingen. Überall dort, wo sich viele Menschen aufhielten, erreichte die Meldung alle, die davon betroffen waren, denn auf den Raumhäfen und in deren Umgebung gab es die meisten Menschen. Dort mußte eine neue Panik vermieden werden.
Die Vorbereitungen für den Test waren getroffen. Die Verantwortlichen rechneten jetzt nicht mehr mit Tagen, sondern mit Minuten.
Im Weltraum standen Schiffe der Solaren Flotte. Sie waren klar zum Alarmstart. Transmitter waren justiert, denn wenn die Bombe nicht gefunden wurde, beziehungsweise wenn der furchtbare Verdacht der Männer um Rhodan sich nicht bewahrheitete, mußten die verschiedenen noch arbeitsfähigen Zentralen schlagartig geräumt werden. Vom ersten Aufflackern der Sonne bis zum Feuersturm auf der Erde gab es weniger als acht Minuten Zeit.
Acht Minuten!
In zwei Tagen lief das Ultimatum ab!
Sie alle arbeiteten unter Zeitdruck und in einer Stimmung, die niedergedrückt war wie damals, aber die Arbeit verhinderte, daß sie von der Stimmung mehr als normal erfaßt wurden.
Verschiedene Ereignisse liefen ab. Sie griffen ineinander über wie ein geöltes Räderwerk.
Zuerst kam die Untersuchung.
Waringer stand neben Rhodan. Sie befanden sich in einem kleinen Büro. Drei Mauern weiter, inmitten der lemurischen Fluchtburg, wurde Orana Sestore von einem kombinierten Ärzteteam untersucht.
„Es wird knapp, verteufelt knapp!" sagte Rhodan leise. Er war verkrampft. „Orana wird dort hinten gerade durchgetestet - das ist schon keine Untersuchung mehr."
„Ja", erwiderte Abel Waringer. „Schließlich ist sie Wissenschaftlerin und ahnt inzwischen eine ganze Menge. Sie hat sich, kaum daß sie aus dem Tiefschlaf aufgewacht ist, sofort zur Verfügung gestellt. Sie ahnt ziemlich deutlich, daß sie irgendwie von den Laren manipuliert worden ist. Ihr Schrecken, ausgelöst durch diesen auffallenden Kidnapping-Versuch, hat zweifelsfrei fünfdimensionale Schwingungen ausgelöst. Und sie wollen jetzt testen, ob in ihrem Körper eine Art Sonnenzünder verborgen ist."
Perry schüttelte den Kopf. Er glaubte nicht daran, daß die Laren derart naiv waren. Sie mußten einfach damit rechnen, daß Orana nach ihrer unfreiwilligen Spazierfahrt durch die Galaxis untersucht werden wurde.
„Warten wir ab!" meinte Waringer. „Atlan und die Mutanten stehen bereit. Auch haben wir eine Hyperfunkverbindung mit dem Merkurobservatorium hergestellt. Wir werden den Test also unter erschwerten Bedingungen durchführen. Mir tut Orana jedenfalls leid."
„Es gibt keine andere Möglichkeit."
Sie warteten untätig. Ihre Verzweiflung wuchs. Rhodan erinnerte sich an die erbitterte Diskussion, die er mit einer Gruppe terranischer Flottenbefehlshaber geführt hatte. Sie hatten darauf gedrängt, die Laren zu überfallen und sie zumindest zu vertreiben.
Im engsten Kreis war das KPL-Gerät erwähnt worden, aber Rhodan hatte seine gesamte Macht eingesetzt und erklärt, er denke nicht an einen Kampfeinsatz. Zwischen klarem Selbstmord und einer verschwindend kleinen Chance gab es weite Unterschiede. Außerdem war es sinnlos, den einzigen und nicht richtig funktionierenden Prototyp des Geräts einzusetzen, denn er befand sich auf einem winzigen Raumschiff. Die Panik, die sich immer stärker selbst unter den diszipliniertesten Leuten breitmachte, hatte alle diese sinnlose Wünsche diktiert. Aber immerhin hatten sie inzwischen knapp sechshundertdreißig Millionen Menschen evakuiert. Einige Planeten und fast sämtliche Monde des Systems waren völlig leer. Nur noch Roboteinrichtungen existierten.
Hinter ihnen öffnete sich eine Tür. Der Leiter der Ärztegruppe kam heraus und breitete in einer vielsagenden Geste die Arme aus.
„Selten ist ein Mensch gründlicher untersucht worden", sagte er. „Wir haben nichts gefunden. Die Eigenschaften, die Sie suchen, müssen in den Zellen des Körpers versteckt sein. Wir halten alles bereit - für die Zeit nach dem Test!"
Rhodan schlug dem Arzt auf die Schulter und sagte halblaut: „Ich danke Ihnen. Ich werde Orana jetzt abholen. Du kommst mit, Abel?"
„Selbstverständlich."
Minuten später gingen sie nebeneinander durch einen breiten Korridor. Hier war
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