0663 - Leticron, der Überschwere
während der andere sich darauf konzentrierte, ihm die Luft abzustellen. Blut lief über Gaimors Gesicht. Er stöhnte und schrie. Seine Augen waren verschwollen, die Lippen aufgeplatzt. Die Kraft seiner Arme war jedoch ungebrochen. Er hielt Leticron umschlungen und drückte immer fester.
Der Überschwere rang nach Atem. Er spürte, daß seine Rippen nachgaben und gegen die Lungen gedrückt wurden.
Es gelang ihm, einen Ellenbogen unter Gaimors Kinn zu schieben. Er drückte den Kopf des anderen nach unten. Gaimor gab einen dumpfen Laut von sich und lockerte den Griff. Dann ließ er Leticron endgültig los. Sekundenlang standen sie sich gegenüber, ohne daß einer von ihnen in der Lage gewesen wäre, irgend etwas zu unternehmen. Leticron war halb erstickt, Gaimor war benommen von den Schlägen, die er gegen den Kopf bekommen hatte.
Der Mutant gab sich einen Ruck und torkelte auf Gaimor zu.
Er holte mit dem gesunden Arm zu einem schrecklichen Schlag aus und traf den Gegner an der Schläfe.
Leticrons Atem pfiff, im Innern seiner Brust schien alles eine gewaltige Wunde zu sein.
Er sank neben Gaimor nieder.
Der Dreiäugige lebte noch.
„Let", murmelte er. „Diesmal hast du mich besiegt."
„Du lebst noch", gab Leticron unter Schmerzen zurück. „Warum stirbst du nicht?"
Die zerplatzten Lippen bewegten sich.
„Ich bin zu stark, Let. Du mußt mich umbringen."
Von Haß und Ekel überwältigt, wandte Leticron den Kopf ab.
Eine Zeitlang verharrte er kniend in dieser Stellung neben Gaimor. Dann gab er sich einen Ruck. Er sah Gaimor an und schlug ihm mit voller Wucht gegen den Kopf.
Das war Gaimors Ende. Seine Beine zuckten konvulsivisch, dann bewegte er sich nicht mehr.
Leticron wälzte sich bis zur Wand und lehnte sich mit dem Rücken dagegen.
Seine Gefühle waren wie abgestorben. Eine große Leere breitete sich in ihm aus.
12.
Der Sieger war an Bord der HATRON-YMC zurückgekommen.
Hotrenor-Taak beobachtete diesen zerschundenen und erschöpften Riesen und fragte sich, ob dieser Mann überhaupt noch in der Lage sein würde, ein so schweres Amt wie das des Ersten Hetrans anzutreten.
Leticron starrte ihn aus blutunterlaufenen Augen an. Er wartete auf eine Bestätigung, auf die Belohnung für seine Anstrengungen.
Hotrenor-Taaks Widerwille gegen den Überschweren wuchs. Er war entschlossen, Leticron noch einigen Tests zu unterziehen, bevor er ihm endgültig vertraute.
Doch der Lare hatte nicht mit den Hyptons gerechnet. Er wurde zu dem Sprecher der Flugwesen gerufen.
Diesmal hatte sich der Hypton von seiner Gruppe abgesondert und erwartete Hotrenor-Taak direkt neben dem Podest, an dem der Sprechkristall angebracht war.
„Er hat sie alle besiegt", stellte der Hypton fest. „Es kam so, wie wir erwartet hatten. Dieser Leticron ist der richtige Mann für uns.
Er wird Rhodan ab sofort ablösen."
Obwohl er nicht sicher war, ob ein Einwand überhaupt einen Sinn hatte, protestierte Hotrenor-Taak gegen den Beschluß der Hyptons.
„Es ist noch zu früh", sagte er. „Wir müssen ihn noch eine Zeitlang beobachten."
„Nein", sagte der Hypton. „Wir haben bereits entschieden.
Ernennen Sie ihn zum Ersten Hetran. Das muß sofort geschehen. Er wird sich an der Strafaktion gegen die Terraner beteiligen."
Hotrenor-Taak konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, daß das gespannte Verhältnis zwischen ihm und der Hyptons immer frostiger wurde. Sie beschnitten viel zu viel von seiner persönlichen Freiheit. Solange sie noch nicht in der Milchstraße eingetroffen waren, hatte er alle Entscheidungen allein getroffen.
Nun machten sie ihm ständig Vorschriften und ignorierten sogar seine Meinung. Nach den Bestimmungen des Konzils waren sie dazu berechtigt, aber Hotrenor-Taak hielt nicht viel von diesen Bestimmungen.
Er überlegte, ob er einen Streit mit den Hyptons riskieren sollte.
In diesem Augenblick wurde er von Leticron unterbrochen.
„Ich brauche einen Arzt", sagte der Überschwere. „An Bord meines Schiffes befindet sich ein fähiger Mediziner. Er wird mich in kurzer Zeit wiederhergestellt haben. Können Sie ihn hierher kommen lassen?"
Hotrenor-Taak willigte ein.
„Sagen Sie ihm, daß er jetzt Erster Hetran ist!" drängte der Hyptonsprecher.
Wut stieg in Hotrenor-Taak auf.
„Gehen Sie zu einem der Funker!" befahl er Leticron. „Er wird den Arzt anfordern."
Der Überschwere zog sich zurück. Hotrenor-Taak hoffte, daß Leticron noch zu benommen war, um alles zu verstehen, was sich in der
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