Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0664 - Satan in Weiß

0664 - Satan in Weiß

Titel: 0664 - Satan in Weiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
probieren?«
    »Nein.« Er hob beide Arme. »Um Himmels willen. Dann esse ich lieber Fish & Chips.«
    »Würde ich auch.«
    Wir brachten Glenda noch zu ihrem Zimmer. An der Tür umarmte sie uns, und wir mussten ihr versprechen, sehr vorsichtig zu sein und auf uns achtzugeben.
    »Das machen wir doch immer, Mädchen.«
    »Hoffentlich.« Sie lächelte. Jeder bekam noch einen gehauchten Kuss auf die Wange, dann standen wir wieder allein.
    Zum ersten Mal verließen wir mit einem richtig guten Gefühl das Krankenhaus. Vor einigen Wochen hatte es so ausgesehen, als würde Glenda den Messerstich nicht überleben.
    »Und woran denkst du jetzt?« fragte Suko.
    »An Germany.«
    »Ich auch.«
    ***
    Kommissar Harry Stahl fuhr längst keinen Trabi mehr. Er hatte es geschafft, einen guten Gebrauchtwagen zu einem günstigen Preis zu ergattern und sich dabei für einen Audi 80 entschieden. Dunkelgrün, mit getönten Scheiben, Drei-Wege-Kat und dem ABS-System. Er war nicht mit einem Trabi zu vergleichen, und auch den oft schlechten Belag der Fahrbahnen spürte man bei diesem Fahrzeug nicht mehr so intensiv wie bei den alten Schunkeln, die knatterten und die Luft mit widerlichen Abgasen verpesteten.
    Er rollte von Leipzig in Richtung Wittenberg und hatte das Glück, die Autobahn nehmen zu können. Sie führte durch ein Gebiet, dessen schlechte Luft berühmtberüchtigt war.
    Gerade an trüben Novembertagen war es besonders schlimm. Da hatten manche Menschen das Gefühl, überhaupt nicht mehr atmen zu können.
    Noch mehr litten Asthmakranke, und sie verließen ihre alten Häuser kaum.
    Grau und Braun herrschten als Farben vor. Die Wolken hingen tief. In sie hinein quoll der Rauch aus zahlreichen Schornsteinen.
    Bitterfeld, das Zentrum der Luftverschmutzung, lag nicht weit entfernt.
    Bei klarem Wetter waren die Ausläufer der Stadt von der Autobahn zu sehen, an diesem Tage nicht!
    Die Landschaft verschwand im Dunst, im Schmutz, in den dicken, gesundheitsschädlichen Wolken, durch die zahlreiche Autos mit eingeschalteten Scheinwerfern krochen wie Wesen, die von irgendwelchen fremden Planeten gekommen waren.
    Er fuhr vorbei an Wolfen, ließ Dessau links liegen und nahm die Abfahrt Coswig, wobei ihn zur linken Seite, einige Male sichtbar, das schmutziggraue Band der Elbe verfolgte.
    Es hatte keinen Sinn, sich über die Umwelt in diesem Augenblick Gedanken zu machen. Um die Natur halbwegs in Ordnung zu bringen, waren viel Geld und viel Arbeit, aber auch rasche Entscheidungen notwendig.
    Stahl hatte mit anderen Umweltsündern zu tun, denn Verbrecher zählte er irgendwie auch zu dieser Sorte.
    Über die Landstraße 187 fuhr er auf Wittenberg zu, vorbei an schmutzig wirkenden Feldern, alten Gehöften, mal durch einen winzigen Ort, wo kaum jemand auf der Straße zu sehen war.
    Der Wagen rollte über Kopfsteinpflaster - die Schlaglöcher ließen grüßen - und von gezeichneten Mittelstreifen war nur hin und wieder etwas zu sehen.
    Vor Wittenberg verdichtete sich der Verkehr. Noch herrschten die Ostautos, die Trabis und Wartburgs, vor. Sie sahen aus, als würden sie Nebelwolken hinter sich herziehen.
    Keine Welt, in der sich gut leben ließ, aber das würde sich ändern.
    Davon waren er und zahlreiche andere Menschen überzeugt. Man würde die Ärmel hochkrempeln und anpacken.
    Er konnte die Lutherstadt Wittenberg bereits sehen, als ihm etwas auffiel.
    An der rechten Seite der Straße, genau eingepasst in die Lücke zwischen zwei Bäumen, stand ein Wagen. Es war ein alter VW-Bus, in dem mehrere Personen Platz hatten. Neben dem Wagen stand ein Mann, wahrscheinlich der Fahrer, hatte die Arme in die Hüften gestemmt und schüttelte den Kopf.
    Das sah nach einer Panne aus. Der Kommissar gehörte zwar nicht zu den Fachleuten, was Autos anging, er wollte trotzdem fragen und auch versuchen zu helfen.
    Hinter dem VW-Bus stellte er seinen Audi ab und stieg aus. Von der Wärme stieg er in die feuchte Kälte aus, die tatsächlich widerlich war, denn diese nasskalten Temperaturen dicht über dem Gefrierpunkt waren für manche Menschen nur schwer zu ertragen.
    Harry Stahl trug eine gefütterte Jacke im Parka-Stil. Der Fahrer war mit einem grauen Kittel bekleidet. Sein Haar hatte er glatt nach hinten gekämmt. Es waren nur wenige Strähnen, die sich wie Schatten auf der Kopfhaut verteilten.
    Er drehte sich um, als Harry Stahl neben ihm stehenblieb. Der Kommissar schaute in ein breitflächiges Gesicht, in dem besonders die dicken Lippen auffielen.
    »Guten Tag.

Weitere Kostenlose Bücher