0665 - Vampirstadt Berlin
klebten große Schimmelflecken. Harry half ihm bei der Suche. Er war es auch, der die Tür zu den Wirtschaftsräumen fand und mit gezogener Pistole über die Schwelle ging. Einen Lichtschalter fand er an der linken Seite.
Unter der Decke erhellte sich ein Kreis aus Glas. Das Licht fiel gegen dunkelrote Fliesen, wurde von ihnen reflektiert und strich auch über die alten Geräte hinweg, für die ein Trödler schon wieder viel Geld gezahlt hätte.
Der große Ofen aus Eisen stand neben dem hohen Regal, das vollgestellt mit alten Pfannen und Töpfen war. Zur Einrichtung zählten auch ein klobiger Tisch, vier Schemel, doch am wichtigsten waren die Fußspuren auf dem Boden, die in eine bestimmte Richtung führten und einfach nicht übersehen werden konnten.
Ihr Ziel war eine alte Holztür, sehr stabil gebaut, weder bearbeitet noch lackiert. So stellte man sich eigentlich eine Tür zum Keller vor. Suko zog sie auf und zielte mit der Berettamündung in das vor ihm liegende Dunkel.
Es entließ einen widerlichen Geruch, der kaum zu identifizieren war. »Er paßt aber in den Keller hinein«, flüsterte der neben Suko stehende Kommissar.
Der Inspektor wies mit der Waffe in das Dunkel. »Klar, Harry. Ich schätze auch, daß sich dort unten einige Typen versammelt haben und auf uns warten.«
»Zählst du Drake ebenfalls dazu?«
»Da bin ich mir fast sicher. Er hat davon gesprochen, daß er seine Spritzen verteilen wird. Er wird es tun. Wir können uns auf etwas gefaßt machen.«
»Willst du Licht machen?«
»Nein, Vampire brauchen kein Licht, und wir werden uns ebenfalls die Treppe hinuntertasten.«
»Ohne…«
»Ich werde meine Lampe schon einschalten, keine Sorge.« Das Licht aus der Küche wurde auf der dritten breiten Steinstufe bereits schwächer. Die vierte erreichte es kaum noch.
Harry blieb hinter Suko zurück. Das alles war ihm nicht geheuer. Was er hier erlebte, das erinnerte ihn an einen Gruselfilm, bei dem niemand wußte, wie er eigentlich endete. Er konnte auch negativ ausgehen.
»Denk noch an Radke!« flüsterte Suko. »Der kann sich ebenfalls hier unten herumtreiben.«
»Keine Sorge.«
Radke war der Fahrer, der die neuen Vampire nach Berlin bringen sollte, wo sie dann freigelassen wurden.
Zu hören war nichts. Um Harry Stahl zu beruhigen, schaltete Suko seine Lampe an. Der harte Lichtstrahl brannte in die dichte Finsternis hinein. Er riß sie auf, als hätte er in einen Vorhang zahlreiche Löcher geschnitten.
Ein Ziel traf er nicht.
Der Keller war ziemlich groß, aber auch niedrig. Harry streifte mit seinen Haaren fast über die Decke.
Und er atmete…
Die Männer hatten beide das Gefühl, als würde ihnen aus den Mauern der Odem des Schreckens entgegenwehen. Aus Gewölben wie diesem hier waren früher Folterkammern gemacht worden.
Es gab keinen ebenen Boden. Der Untergrund zeigte Erhebungen, bestehend aus Steinen und Lehm.
An der Decke schimmerten feuchte Flecken. An einigen Stellen fielen sogar Tropfen zu Boden. Von den Menschen und auch von Drake hatten sie nichts gesehen. Zudem war der Boden auch so glatt, daß sich keine Spuren abzeichneten.
»Das ist nicht gut«, wisperte Harry. Suko nickte. »Meine ich auch.«
»Und jetzt? Sollen wir wieder zurückgehen?«
»Nein, Harry. Die müssen hier unten sein. Die Zimmer oben waren leer. Ein Wagen ist auch nicht abgefahren. Sie halten sich hier im Haus auf, da bin ich mir sicher.«
»Denkst du an einen Geheimgang?«
»An so etwas Ähnliches.«
»Und weiter?«
»Wir müssen ihn finden.«
»Also Wände abklopfen und…« Suko legte einen Finger auf seine Lippen, und Harry Stahl begriff. Er schwieg.
Mit den Augen deutete Suko zur Treppe hin. Von dort hatte er das Geräusch gehört.
»Da kommt jemand!« wisperte er, deutete Harry an, seinen Platz zu wechseln und Deckung zu suchen. Er selbst hatte die Lampe längst gelöscht und lief in eine andere Richtung.
Suko näherte sich der Treppe, während sich Harry in die Tiefe des Kellers zurückgezogen hatte.
Da kam tatsächlich jemand. Die Treppe hatte er noch nicht erreicht. Er befand sich oben in der Küche. Suko dachte über die Schritte nach und ging davon aus, daß es eigentlich kein Vampir war, der sich ihnen näherte, denn die Blutsauger bewegten sich anders. Unruhiger, längst nicht so locker wie diese Person.
Als der Fremde den Beginn der Treppe erreicht hatte, war nicht er zu sehen, sondern sein Schatten, der sich übergroß an der Wand abzeichnete und bizarr über das Gemäuer
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