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0665 - Vampirstadt Berlin

0665 - Vampirstadt Berlin

Titel: 0665 - Vampirstadt Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Ich konnte es ihm nicht einmal verdenken, auch wenn ich anders angezogen war als die Randalierer.
    Nicht alle Haustüren waren verschlossen. In einigen Nischen waren Steine aufgestapelt worden, kleine Nachschublager für den Mob. Andere wiederum hatte man vernagelt.
    Ich war ungefähr dreißig Meter gegangen und hatte noch immer keinen Hemdzipfel von Nadine Berger entdeckt. Wenn sie hier in diese Straße hineingelaufen war, dann hatte sie auffallen müssen, weil sie ebenfalls anders gekleidet war als Polizisten und Anarchos.
    Weiter unten auf der Straße knallte es. Eine Feuerlohe stieg in den Himmel. Sie blühte dabei auf wie eine rote Blume, die von schwarzen Raucharmen umfaßt wurde. Was dort in die Luft geflogen war, wußte ich nicht, wahrscheinlich eines der Fahrzeuge, das einem Zivilisten gehörte.
    Ich hörte die Schreie. Vor der Feuerwand prügelten und schlugen die Menschen aufeinander ein.
    Keiner gab da nach.
    Dann hatten es einige Gestalten geschafft, den Ring der Polizisten zu durchbrechen. Geduckt und mit langen Sprüngen rannten sie in meine Richtung, kamen nicht so weit, denn irgendwo gegenüber riß jemand eine Haustür auf. Ein schriller Pfiff stieg gegen den Nachthimmel. Die drei Gestalten stoppten und waren Sekunden später innerhalb des Hauses verschwunden. Die Tür rammte wieder zu.
    Ich stand nahe eines Steinhaufens, der eine an den Seiten zerrissene Pyramide bildete. Noch immer dachte ich nach und kam schließlich zu dem Entschluß, es zu riskieren. Ich wollte eines der Häuser betreten und mich nach Nadine erkundigen.
    Zuvor stellte ich mich auf die Zehenspitzen und warf einen Blick durch die Fenster der Hochparterre.
    Ein Mann schaute im gleichen Augenblick durch die andere Seite der Scheibe.
    Er merkte, daß ich etwas wollte, riß das Fenster auf und beugte sich vor. Auf seinem Kopf wuchsen nur wenige Haare. Über das Unterhemd hatte er eine Lederjacke gezogen, aber in der rechten Hand hielt er eine Eisenstange, mit der er mir drohte.
    »Ich mach' dich alle. Die habe ich deinen Kumpanen abgenommen, du Hund, du!«
    Ich hob beide Arme. Die Wut des Mannes war verständlich, aber bitte nicht gegen mich. »Sehe ich aus wie die Randalierer?«
    »Nein.«
    »Ich gehöre nicht zu ihnen.«
    Der Mann entspannte sich. Aus dem Hintergrund des Zimmers hörte ich eine schrille Frauenstimme.
    Da wollte jemand, daß der Mann vom Fenster wegkam, weil es zu gefährlich war.
    »Sei mal ruhig, Edda!«
    Edda hielt tatsächlich den Mund. Statt dessen erschien sie selbst und schaute vorsichtig über die linke Seite ihres Mannes hinweg, der sich an mich wandte.
    »Wenn Sie hier nicht zugehören, was suchen Sie dann in dieser verdammten Gegend?«
    »Eine Frau!«
    Fast hätte er sein Gebiß verloren. »Was? Ein Weib?«
    »Ja, ich möchte Sie fragen, ob Sie es gesehen haben. Die Frau gehört übrigens auch nicht zu den Chaoten, und sie ist Ihnen bestimmt aufgefallen.«
    Er knetete seine, untere Gesichtshälfte. »Kommt darauf an, wie sie aussieht. Wenn sie ein Feger ist, dann…«
    »So ungefähr.«
    »Okay, beschreiben Sie die Dame.«
    Das tat ich. Und zwar sehr plastisch, denn ich malte mit den Händen noch ihre Figur nach, was dem Fenstergucker gefiel, denn über sein Gesicht lief ein breites Grinsen.
    »Ja, die habe ich gesehen.«
    »Hier in der Straße.«
    »Klar doch.« Er nickte. »Ich habe mich über sie gewundert, denn sie hielt sich dicht an den Hauswänden und sah aus, als hätte sie vor irgend etwas Angst gehabt.«
    »Ach ja?«
    »Klar, so etwas sehe ich.«
    »Wo ging sie denn hin?«
    Die Frau meldete sich. »Was du alles gesehen haben willst. Immer fremden Weibern nachstarren, das kannst du.«
    »Edda, hau ab!« Er winkte mich näher heran. »Das war wirklich ein Superschuß, wenn auch etwas bleich im Gesicht. Wenn sie ein paar Schritte weitergehen, können Sie sich in eine schmale Einfahrt quetschen. Die endet in einem der berühmten Berliner Hinterhöfe, wo noch die alten Locusse stehen. So ein Zille-Milieu.«
    »Da ist die Frau verschwunden?«
    »Ehrenwort. Meine Alte weiß das nicht.« Er grinste wieder. »So was fällt einem Genießer doch auf.«
    »Da haben Sie recht.«
    »Soll ich mitgehen, Meister?«
    Ich winkte ab. »Lassen Sie mal. Wenn, ich nicht allein zurechtkomme, sage ich Ihnen Bescheid.«
    »Klar, ich warte.«
    Er wollte sich zurückziehen, ich hatte noch eine Frage. »Ist die Randale denn hier vorbei?«
    Erstaunt schaute er mich an. »Vorbei? Das weiß man nie. Die kann blitzschnell

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