0665 - Vampirstadt Berlin
schien unverwüstlich zu sein. Auch im offenen Türrechteck quoll der Staub, der sich ebenfalls in der Küche ausgebreitet und auch auf der breiten Blutlache klebenblieb, die den Steinboden bedeckte und aus dem Kopf des Kittelträgers quoll, der bäuchlings auf dem Boden lag, neben ihm ein Steinbrocken mit ebenfalls blutverkrusteter Kante.
Wo er durch den Druck herausgerissen worden war, ließ sich nicht feststellen. Jedenfalls sah der Mann so aus, als wäre er nicht mehr am Leben.
Suko untersuchte ihn und kam leider zu diesem Ergebnis. Als er hochschaute, stand Harry neben ihm.
»Tot?«
»Ja - leider. Seine eigene Aktion wurde für ihn zu einem Bumerang. Es tut mir leid.«
»Er stand eben auf der falschen Seite.«
Suko erhob sich. »Wobei wir noch immer nicht weitergekommen sind. Wo stecken die Opfer des Vampirs? Und wo finden wir Dr. Sheldon Drake?«
Der Kommissar hob die Schultern. »Ich habe da eine Idee. Vielleicht sollten wir es mal draußen versuchen, um das Haus herumgehen. Es kann ja sein, daß es an der Hinterseite noch einen Anbau gibt, der sich als Versteck eignet.«
»Möglich.« Suko nickte und überlegte gleichzeitig. »Ist dir an dem Keller nichtsàufgefallen.«
»Er war leer.«
»Klar, das auch. Für meinen Geschmack stimmten die Proportionen nicht. Eigentlich hätte er bei den Ausmaßen dieses Hauses größer sein müssen, was er nicht war. Er endete ziemlich abrupt. Du hast dich so hinten an die Wand gestellt?«
»Stimmt genau. Was folgerst du daraus?«
»Daß es durchaus noch einen zweiten Keller geben kann, den wir bisher nicht gefunden haben.«
»Sehr gut durchdacht, Suko, Kompliment.«
»Den finden wir auch, aber nicht hier. Wir schauen uns das Haus tatsächlich von außen an.«
Beide Männer waren trotzdem vorsichtig, als sie nach oben gingen und das Haus verließen. Die Sessel standen noch immer auf der Stelle, die Haustür war geschlossen.
Suko trat als erster in die nebelverhangene Dunkelheit. Die Kälte legte sich auf ihn wie klamme Tücher. Der Himmel war nicht zu sehen. Unter ihm, schwamm ein Meer von Dunst.
Die Luft stand nach irgendwelchen Abgasen, die sich bei diesem Wetter kaum verzogen.
Kein Licht brannte außen. Die beiden Männer gingen an der Frontseite des Hauses durch den verwilderten Garten. Im bleichen Licht der Lampe suchten sie nach Spuren, die gab der Boden aber nicht her, und so ließ Suko den hellen Lichtfinger an der Hauswand entlangstreifen, ohne allerdings einen Hinweis zu entdecken.
Da war nichts, gar nichts…
Bis ihm die Kellerfenster auffielen. Und die hatten sie zuvor nicht gesehen.
Sofort löschte er die Lampe. Im Dunkeln blieben die beiden Männer stehen. Suko erklärte flüsternd, was er entdeckt hatte und deutete auf die bogenförmigen Löcher dicht über dem Boden.
»Das muß der zweite Keller sein!« hauchte Harry.
»Genau.«
»Fragt sich nur, wie wir hineinkommen?«
»Im Zweifelsfalle durch eines der Fenster. Sie sind schließlich groß genug.«
»Du zuerst?«
Suko trat auf die Hauswand zu, bückte sich und schaute durch das Loch.
Dahinter sah er nichts, nur die verdammte Dunkelheit füllte die Räume aus.
Er riskierte es und leuchtete hinein.
Es gab nur einen großen Raum. Ein sehr breites Gewölbe, auch ziemlich tief. Es besaß genau den Platz, der nötig war, um Dr. Sheldon Drake agieren zu lassen.
Durch die Stäbe eines Gitters strahlte das Licht in einen Raum hinein, wo Dr. Sheldon Drake hockte. Er saß günstig. Vor ihm auf dem Tisch stand ein mit Blut gefülltes Gefäß, aus dem er soeben die Spritze holte, sie drehte und damit auf einer der bleichen Gestalten wies, die sich von einem Stuhl erhoben hatte und langsam auf ihn zukam, damit ihr der Vampir die dritte und alles entscheidende Spritze setzen konnte.
»Was siehst du?« flüsterte Harry.
»Verdammt, er fängt an.«
»Und jetzt?«
»Nichts wie rein!« sagte Suko und fing an, durch das Fenster zu klettern…
***
Vier dunkel gekleidete Gestalten trugen einen Sarg die Treppe im Sund U-Bahnhof hoch. Sie gingen an mir vorbei. Der Sarg öffnete sich durch einen Druck von innen, und ich hatte die Person sehen können, die darin lag.
Eine Frau, eine Vampirin, Nadine Berger!
Dann hatte mich der Schlag im Nacken erwischt, gegen die Wand und auf die Stufen der Treppe geworfen. Die Lichter waren für mich ausgegangen. Ich wußte nicht, ob ich einen Traum erlebt hatte oder der Anblick Realität gewesen war.
Die Stimmen hörte ich wie durch einen Filter aus Watte.
Weitere Kostenlose Bücher