0669 - Engel der Vernichtung
ausgehen, daß auch Lamyron sich noch irgendwie im Bann des Dunklen Lords befand. Und wenn etwas schief ging…
Nein, je weniger die anderen wußten, um so besser war es. Nicht einmal Astaroth war eingeweiht!
»Dann begleite mich«, verlangte Astardis und wob ein magisches Kraftfeld um den Engel, um ihn mit sich zu nehmen.
In Lamyron loderte wieder Hoffnung auf.
Nur fort von der Felseninsel im Meer! Alles andere konnte nur besser sein als der Zwangsaufenthalt in diesem Gefängnis. Und er war noch gar nicht sicher, ob er wirklich tun sollte, was Astardis von ihm verlangen würde. Vielleicht war es besser, einfach zu fliehen, sobald er es konnte.
Doch er unterschätzte den uralten Dämon.
***
Amun-Re war zufrieden. Vier Mädchen waren bereits in seine Falle getappt. An die Säulen des unterirdischen Tempels in Libyen gekettet warteten sie auf ihr Schicksal.
Und dieses Schicksal war der Tod.
Aber Amun-Re benötigte noch zwei weitere Gefangene von ausgesuchter Schönheit. Und eins der Mädchen mußte blond sein. Das wurde im Buch der Verfluchten Mirakel ganz eindeutig verlangt. Die Mädchen, die der Herrscher des Krakenthrons bis jetzt erwischt hatte, waren jedoch alle dunkelhaarig.
Interessiert betrachtete Amun-Re aus seinem Versteck hinter einigen Felsen die Touristenströme. Die meisten der Frauen waren für ihn unbrauchbar. Der alte Zauberer konnte nur die Schönsten der Schönen als Opfer für die Blutgötzen gebrauchen. Und so fiel sein Blick interessiert auf die beiden Reiterinnen, die jetzt den steilen Berghang hinter sich gelassen hatten und ihre Pferde nach der Anstrengung leicht ausgaloppieren ließen.
Das blonde Mädchen faszinierte den Herrscher des Krakenthrons. Energisch parierte es den feurigen Rappen direkt vor dem Grab des Tut-ankh-Amun. Sein Mut und seine Selbstsicherheit war für Amun-Re förmlich zu spüren. Welch ein Opfer für den Altar im geheimen Tempel der Blutgötzen! Dieses Mädchen würde selbst im Angesicht des Todes nicht wimmern oder um Gnade flehen, sondern bis zu der Sekunde, in der das Leben aus ihrem Körper wich, kämpfen. Genau das war es, was der alte Zauberer brauchte.
Ihre Freundin, die ihren Schimmel jetzt zum Stehen brachte, wirkte etwas vorsichtiger und ängstlicher.
Amun-Re rieb sich die Hände. Dieses dunkelhaarige Girl würde mit den vier anderen gefangenen Mädchen an die fünfte Säule gekettet einem der Blutgötzen als erste Labung dienen, wenn sie das Hohe Tor und die Große Brücke passiert hatten. Das blonde Mädchen aber war das Blutopfer für das große Ritual.
Jetzt galt es, die beiden Schönheiten unauffällig dorthin zu locken, wo Amun-Re bereits ein Tor errichtet hatte, das direkt in seinen geheimen Tempel in einem Felsmassiv der libyschen Wüste führte. Sie würden sicher auf den gleichen Trick hereinfallen wie die anderen Mädchen, die Amun-Re in seine Gewalt gebracht hatte und die nun angekettet einem grausamen Schicksal entgegensahen.
Natürlich, erst einmal betraten sie die berühmte Grabstätte des Tut-ankh-Amun. Kaum einer, der das Tal der Könige besucht, versäumt es, dieses eigentlich unscheinbare Grab zu besuchen, in dem seit einiger Zeit wieder die echte Mumie des jungen Pharao in einem goldenen Sarkophag dem Ende der Ewigkeit entgegenschlummert.
Als Kerstin Sander und Sabrina Brandner die Stufen aus der Grabstätte wieder hinaufstiegen, fühlten sie sich von einer merkwürdigen Person angesprochen.
Diese Person trug die schmutzigweiße Gallabeja wie alle anderen Grabwächter hier im Tal der Könige. Doch unter der weißen Baumwolle schien dieser seltsame Mann ein anderes, prunkvolles Gewand zu tragen. Und auf seiner Brust war unter der Gallabeja ein Goldschimmer zu erkennen.
Kerstin war sofort interessiert, als der alte Mann anbot, ihnen im nahegelegenen Grab des Pharao Haremhab etwas zu zeigen, was normalerweise kein Tourist zu sehen bekommt. Ein Bild des Totengottes Osiris, das in einer Nebenkammer an die Wand gemalt ist. In diese Kammer wurde bisher kein Licht gelegt und deshalb sind die Farben so frisch wie an dem Tag, als Haremhab, erst ruhmreicher Feldherr des Ketzerkönigs Echnaton und später selbst Herrscher des Reiches, die Barke des Todes bestiegen hatte, um eins mit den Göttern zu werden.
»Bist du verrückt?« zischelte Sabrina ihrer Freundin zu, während sie dem alten Mann dem ansteigenden Weg zum etwas abseits liegenden Grab des Haremhab folgten. »Der hat doch bestimmt mit uns was vor. Was ist, wenn der uns in
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