0669 - Engel der Vernichtung
diesem Grab überwältigt und vergewaltigt?«
»Das muß dieses klapprige Knochengestell erst mal können.« Kerstin lächelte. »Wir können uns doch wohl ganz gut gegen so einen alten Bock wehren, oder?«
»Und was ist, wenn dort noch andere Typen auf uns warten, die uns an die Wäsche wollen?« Sabrina war immer noch besorgt. Sie hatte schon festgestellt, daß ihre in der Hitze Ägyptens zwar bequeme, aber für Männer sehr aufreizende Kleidung ihre Wirkung zeigte. Egal ob Touristen oder Einheimische, jedesmal, wenn Sabrina von ihnen angestarrt wurde, fühlte sie sich bereits von ihren Blicken ausgezogen. Natürlich hatte das Girl so viel Selbstbewußtsein, daß ihr das nicht viel ausmachte. Und ihre Freundin Kerstin schien so etwas richtig zu genießen.
»Du kannst ja Micha und Carsten per Transfunk anrufen, daß sie sich schon mal in Marsch setzen sollen, um uns zu retten«, schlug Kerstin schnippisch vor. »Dann können wir mal feststellen, wie viel an den Erzählungen ihrer früheren Abenteuer dran ist. Also tu so, als wären wir bereits von einer Horde Lüstlinge überfallen und gefesselt worden. Und die wollten uns jetzt an die Wäsche…«
»Kommen und ansehen. Reden später.« Amun-Re hatte sich umgedreht und redete im gebrochenen Englisch wie die meisten Aufseher im Tal der Könige. Die beiden Namen Micha und Carsten hatten ihn elektrisiert. Er kannte Michael Ullich und Carsten Möbius nur zu gut. Zusammen mit Professor Zamorra hatten sie mehr als einmal seine Pläne vereitelt.
Diese beiden Mädchen gehörten also zu seinen erklärten Feinden. Das war gut. Er würde denen nach dem Opfer die Köpfe der beiden Mädchen zusenden. Das war dann die Rache für die Niederlagen, die sie dem Herrscher des Krakenthrons bereitet hatten.
»Au, ich hab einen Stein im Schuh«, gab Sabrina zur Antwort. »Geht schon vor, ich komme sofort nach.«
»Nicht zu lange warten. Achmed bald Feierabend. Dann nicht mehr sehen Bild von Osiris«, drängte Amun-Re. Er winkte und stellte zufrieden fest, das wenigstens das blonde Mädchen ihm folgte. Notfalls würde er sie allein in seinen Tempel bringen und sich eine andere Beute suchen.
Daß Sabrina Brandner die Gelegenheit nutzte, den Transfunk in ihrer Armbanduhr zu aktivieren und Kontakt mit Carsten Möbius aufzunehmen, ahnte der Herrscher des Krakenthrons nicht.
Aber der Transfunk des Möbius-Konzerns war ein Geheimprojekt, von dem nur sehr wenig Menschen wußten. Von dieser Möglichkeit der weltweiten Kommunikation hatte Amun-Re nie etwas gehört. Und er hätte auch niemals angenommen, daß zwei solche Mädchen einen solchen Mikrosender bei sich trugen.
Erst hielt Carsten Möbius am anderen Ende der Leitung die Sache für einen schlechten Scherz. Als Sabrina aber beiläufig erwähnte, daß dieser seltsame Heilige unter seiner ›weißen Kutte‹ irgendwelche ›violette Klamotten‹ trage und auch ›so ein goldener Fummel‹ darunter verborgen war, zuckte er zusammen.
»Amun-Re!« stieß er hervor. »Der Feind ist wieder aufgetaucht. Und er will Sabrina und Kerstin in seine Gewalt bringen.«
»Wenn er das tut, rupfe ich ihm seine violetten Federn, daß er aussieht wie ein Gockel am FKK-Strand«, erklärte Michael Ullich mit grimmiger Miene.
»Wo seid ihr jetzt, Sabrina?« stieß Carsten aufgeregt hervor.
Doch in diesem Augenblick brach die Verbindung ab. Aus Carstens Empfangsgerät klang nur noch ein dünnes Zirpen. Die Transfunk -Verbindung war zusammengebrochen.
»Sie wollten zum Tal der Könige. So viel war zu verstehen. Und das reicht eigentlich«, sagte Michael Ullich entschlossen. »Sehen wir mal nach, was sie da so treiben…«
***
Lamyron erkannte, daß der Dämon ihn zu einer Kolonie von Regenbogenblumen gebracht hatte. »Was soll das?« fragte er mißtrauisch. »Schaffst du es nicht, uns direkt in die Hölle zu expedieren? Bist du so schwach, daß du einen solchen Umweg nehmen mußt? Bist du überhaupt sicher, daß in der Hölle ebenfalls Regenbogenblumen wachsen?«
Natürlich war er selbst über die Transportfunktion der Blumen informiert. Auch auf Ash'Garonn hatte es sie gegeben, nur waren sie dort für ihn gesperrt gewesen. Erst Professor Zamorra hatte diese Sperre aufheben und Lamyron zur Erde holen können.
Den Weg zurück in seine eigentliche Welt, in seine Heimat, hatte Lamyron allerdings bisher nie finden können.
»Es hat einen anderen Grund«, sagte Astardis. »Versuche, einen Moment lang an überhaupt nichts zu denken, und überlasse mir
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