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067 - Der geflügelte Tod

067 - Der geflügelte Tod

Titel: 067 - Der geflügelte Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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nur ohnmächtig geworden.
    Die Hagelkörner hieben weiter auf uns ein. Sie schlugen uns blaue Flecken, rissen uns mit ihren scharfen Kanten die Haut auf. Die Kälte machte uns allmählich schmerzunempfindlich. Ich befürchtete, daß wir nun auch Erfrierungen davontragen würden. Und dennoch würden wir froh sein müssen, den Flug in die Wolke überhaupt überlebt zu haben.
    Der Flugdrachen gab sein Bestes, und er nahm Rücksicht auf uns. Vielleicht hätte er sich mit einer drehenden Bewegung aus dem Schlot schrauben können, aber dabei hätte er uns alle verloren, deshalb verzichtete er auf dieses Manöver.
    Er legte kurz die Flügel an.
    Wir sackten ab.
    Ich spürte meinen Magen plötzlich im Hals.
    Natürlich schrie Jubilee wieder, denn bestimmt dachte sie, das Tier würde mit uns nun abstürzen. Aber der Flugdrachen peitschte die Luft gleich wieder und stieß sich nach vorn. Es wurde um viele Grade wärmer. Kein eisiges Trommelfeuer mehr. Keine gefährlichen Stürme mehr. Der Flug wurde ruhig. Wir wurden nicht mehr geschüttelt und gestoßen, und vor uns hellte sich das düstere Grau der Wolke mehr und mehr auf.
    Und auf einmal waren wir draußen.
    Ich konnte es kaum glauben. Die riesige Wolke lag hinter uns. Sie hatte es nicht geschafft uns umzubringen. Mir lachte das Herz im Leibe, und bestimmt erging es meinen Freunden genauso.
    Die Sonne erwärmte uns langsam, taute uns gewissermaßen auf. Jubilee klapperte mit den Zähnen. Ich massierte sie mit meinen Händen, rieb ihre Oberarme, um ihre Durchblutung zu aktivieren. Dabei wurde mir auch selbst merklich wärmer.
    Als ich auf meine Hände schaute, sah ich, daß sie blutig waren. Die Hagelkörner, scharf wie Rasiermesser, hatten meine Haut an vielen Stellen aufgerissen. In meinem Gesicht machte sich ein Ziehen und Brennen bemerkbar. Das verriet mir, daß es dort auch etliche blutige Schrammen gab.
    Jubilee und Cruv sahen nicht besser aus.
    Ich wandte mich um. Parthos hing schlaff in Mr. Silvers Armen. Wenn der Hüne mit den Silberhaaren den Zauberer losgelassen hätte, wäre er seitlich abgerutscht und in die Tiefe gestürzt.
    »Es geht ihm schlecht, Tony«, sagte der Ex-Dämon besorgt. Er schien daran zu zweifeln, daß wir Parthos durchbringen konnten.
    »Cruv, kannst du den Drachen nicht antreiben?« rief ich über Jubilees Schulter.
    »Ich werde es versuchen, Tony«, gab der Knirps zurück.
    Er beugte sich vor, rief dem Tier etwas zu, und Augenblicke später kam mir vor, wir würden schneller fliegen.
    Aber wir hätten uns nicht auf Coor befunden, wenn nicht schon die nächste Gefahr auf uns gelauert hätte…
    ***
    Vespodd schickte nach Cosmar. Der blonde Krieger hatte sich inzwischen beruhigt. Wieder begab er sich zu den Alten, setzte sich zu ihnen. Auch diesmal redete nur Vespodd. Was die anderen zu sagen gehabt hatten, war bereits gesprochen worden. Sie hatten dem nichts mehr hinzuzufügen.
    Vespodd sah den jungen Mann ernst an. »Wir haben eine Lösung gefunden und eine Entscheidung getroffen, Cosmar. Ich weiß, sie wird dir nicht gefallen, aber du wirst sie dir trotzdem anhören. Wir müssen alle Opfer bringen, auch du. Du sogar noch mehr, denn durch deine Schuld richtet sich der Zorn der Fyguns auf uns.«
    Cosmar wollte sagen, daß er sich keiner Schuld bewußt wäre, doch er war es leid, sich vor den Alten zu verteidigen. Sie hatten ihn verurteilt. Er, der immer nur das Beste für seinen Stamm wollte, hatte diesen ihrer Ansicht nach in eine schreckliche Gefahr gebracht. Sie würden das nie anders sehen. Aber auch er war in diesem Fall nicht gewillt, nachzugeben. Keinen Fußbreit würde er von seinem Standpunkt abweichen. Er hatte richtig gehandelt, davon war er überzeugt, und er würde immer wieder dasselbe tun.
    »Wir wissen nicht, wann die Fyguns zum Vergeltungsschlag ausholen werden«, sagte Vespodd. »Das kann heute noch sein. Morgen. Oder in ein paar Tagen. Um sie zu versöhnen, müssen wir ihnen etwas geben.«
    »Du willst diesen fliegenden Teufeln etwas schenken?« fragte Cosmar verblüfft.
    »Schenken ist nicht das richtige Wort, Cosmar. Opfern.«
    »Opfern. Und was? Ein Tier?«
    »Damit würden wir sie beleidigen. Nein, Cosmar, es muß jemand aus unserer Mitte sein.«
    Das ist doch Irrsinn! schrie es in Cosmar.
    »Wollt ihr etwa, daß ich mich opfere?« fragte er aufgebracht.
    »Daran dachten wir zuerst«, gab Vespodd zu. »Aber dann kamen wir zu der Erkenntnis, daß das nicht genug wäre. Du hast die Fyguns zwar herausgefordert, aber du

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