067 - Der grausame Götze
Stehenden wurden zu Boden geworfen. Mit einem schnellen Satz sprang der nackte Mann aus dem kalten Sarg. „Wenn Satan die Gewalt noch nicht besitzt, werden wir Vorbereitungen treffen müssen. Meine erste Forderung ist ein Ultimatum. Weckt sofort die anderen auf. Sofort. Oder brauchen Sie noch einige Beweise dieser Art?"
Er machte eine kleine Pause und sah sich wachsam um.
„In Ordnung!" sagte er. Iwan, den hier jeder kannte, drehte den Kopf und sah, daß draußen der Posten die Maschinenpistole in Anschlag brachte. Er nickte kurz.
Der Posten wußte, was in solchen Fällen zu tun war. Er bewegte sich von dem Menschenknäuel weg, bis er freie Schuß bahn hatte. Dann hob er die Waffe mit dem runden Magazin und krümmte den Finger um den Abzug.
Im selben Augenblick schlug der nackte weißhäutige Philosoph zu, ohne daß er dazu seine Fäuste gebraucht hätte. Er handelte mit der Kraft des Geistes. Der Wachtposten wurde hochgehoben, durch die Luft gewirbelt und mit grauenhafter Wucht an die massive Wand des Raumes geschmettert. Aus der Waffe lösten sich dröhnend etwa fünfzehn Schüsse. Sie schlugen in die Verkleidungen ein und heulten als Querschläger davon.
„Ich warne Sie alle!" sagte der Philosoph und hob drohend den Zeigefinger. „Wir sind in der Periode unserer eisigen Träume zu Übermenschen geworden. Mit uns ist Satan! Zuerst wird getan, was ich angeordnet habe. Wecken Sie die anderen Schlafenden auf! Stellen Sie uns entsprechenden Wohnraum zur Verfügung. Auch Essen und Bedienstete. Mehr brauchen wir nicht - vorerst. Haben Sie verstanden?"
Draußen entstand eine Panik. Die Zuschauer rannten davon. Die Erstarrung löste sich. Ein paar Ärzte stürzten in den Vorraum und kümmerten sich um den Posten, der mit verdrehten und verrenkten Gliedern neben der Wand lag. Unter der dunklen Uniform breitete sich eine noch dunklere Blutlache aus.
„Ja, wir haben verstanden!" würgte Iwan hervor.
Der Wiedererweckte deutete auf die Ausgänge. Plötzlich sah er trotz seiner Nacktheit und der fischigen, weißen Haut bedrohlich, selbstsicher und sehr gefährlich aus.
„Die Ärzte bleiben hier. Ich werde sie kontrollieren. Die anderen gehen hinaus und bereiten für uns die Häuser vor. Ich denke, etwa zwanzig der schönsten Datschas werden genügen. Schnell jetzt. Wir lassen nicht mit uns spaßen!"
Etwa fünfzehn Frauen und Männer blieben schweigend und ratlos in dem Saal zurück, der wie ein Operationssaal aussah. Iwan und die anderen verließen diesen Raum. Sie gingen über die klirrenden Scherben, warfen scheue Blicke auf den zerschmetterten Posten und verließen das unterirdische Labyrinth. Sie schwiegen, bis sie die große Halle erreichten, in denen Maschinen und Treibstofftanks standen, die Generatoren und die Zentrale, von der aus die kleine Stadt unter dem Hügel überwacht und versorgt wurde.
Iwan Tschelkarnin blieb stehen und löste Sonjas verkrampfte Finger von seinem Arm.
„Mit einer einzigen Schaltung können wir die anderen töten!" sagte er und deutete auf einen der olivbraunen Kästen.
In der kalten Luft war plötzlich eine schneidende, harte Stimme, die sie alle kannten.
„Unterstehen Sie sich. Der Macht des Satans kommt es auf ein paar Menschenleben nicht an. Berühren Sie nichts, wenn Ihnen Ihr Leben lieb ist. Denken Sie an den Posten. Zwingen Sie uns nicht, härtere Maßnahmen zu ergreifen. Wir verfügen über Waffen, gegen die es keine Gegenwehr gibt. Wir haben die Waffen unseres Geistes. Wegen unseres einzigartigen Verstandes sind wir konserviert worden! Vergessen Sie das niemals!"
Ein höhnisches Lachen trieb sie hinaus in die Kälte. Sie fanden sich im Restaurant des Kulturhauses wieder. Die Nachricht sprach sich schnell herum, aber die Reaktion der rund fünftausend Menschen von Dormogorsk war fast einmütig.
Ein Teil von ihnen hatte alles miterlebt. Sie konnten nicht glauben, was sie erlebt hatten. Trotzdem wußten sie, daß es die Wirklichkeit war. Kein Alptraum.
Schließlich brach Sonja das Schweigen. Sie kippte den eiskalten Wodka hinunter und sagte schweratmend: „Iwan! Setzen Sie sich ans Funkgerät. Wir können allein nichts entscheiden. Verständigen Sie Moskau. Die Sache ist zu groß für uns."
Iwan warf einen Blick in ihr schreckensbleiches Gesicht. Dann griff er zu seinen fellgefütterten Handschuhen.
„Sie haben recht, Genossin Nischinsky", sagte er und ließ sich den Weg zur Funkstation zeigen.
Es war fast unmöglich, sich in dem dröhnenden Armeehubschrauber
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