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0674 - Der Wald des Teufels

0674 - Der Wald des Teufels

Titel: 0674 - Der Wald des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Unterschied. Schließlich galt man so lange als unschuldig, bis die Schuld vor Gericht bewiesen wurde. Auch in Deutschland. Nur daß der Anzugträger davon wohl noch nichts gehört hatte.
    Auch nicht, daß jeder Beschuldigte das Recht auf eine menschenwürdige Behandlung hatte… Dieser Zivilpolizist schien von einem ganz besonderen Schlag zu sein, alles andere als typisch für seine Kollegen.
    Zamorra und der Uniformierte waren derweil am Mietwagen angekommen und hatten die Straßenkarte auf der Motorhaube ausgebreitet. Nicole trat zu ihnen, während hinter ihr der Streifenwagen mit Blaulicht davonfuhr.
    »So sehr haben Sie sich gar nicht verfahren«, sagte Meyer gerade.
    »Wenn Sie hier drehen und bei der nächsten Kreuzung links abbiegen, können Sie den Schildern folgen. Acht bis zehn Kilometer, dann sind Sie da. Was wollen Sie eigentlich in Fürstenwald?«
    Zamorra wunderte sich ein wenig über die Frage. Er sprach ein so gut wie akzentfreies Deutsch; der Beamte mußte also schon ein sehr geschultes Gehör haben, um ihn als Fremden beziehungsweise Ausländer zu erkennen. Und der Professor fand es auch ein wenig unüblich, Reisende, die nach dem Weg fragten, nach dem Grund ihrer Reise auszuforschen. Unüblich auch für Polizisten.
    »Bitte?« fragte er zurück. »Ich verstehe nicht.«
    Meyer schmunzelte. »Ein Mietwagen, nicht wahr? Ich seh's am Kennzeichen. Die Firma, die diese Buchstabenkombination für sich reserviert hat, kenne ich. Fremde verirren sich eigentlich selten hierher. Entschuldigen Sie meine Neugierde.«
    Zamorra hob die Schultern. »Schon gut«, sagte er. »Wir wollen eigentlich nur ein paar Tage ausspannen. Freunde haben uns den Ort empfohlen.«
    Nicole ließ die beiden reden und sondierte den Polizisten telepathisch. Sie hoffte in seinen Gedanken den Grund für die Verhaftung zu finden - und wurde fündig. Die Polizisten glaubten, den Entführer der Kinder gefaßt zu haben. Sie sondierte Meyer weiter, suchte nach Anhaltspunkten in seinen Gedanken. Dabei glitt ihr Blick abwesend über den Wagen.
    Sie zuckte zusammen. Auf dem Rücksitz lag das Dossier, daß Pascal Lafitte über diesen Fall zusammengestellt hatte. Und direkt auf der ersten Seite befanden sich die eingescannten Fotos der verschwundenen Kinder. Wenn der Polizist die sah, ahnte Nicole, konnten sie ihre Behauptung, ein paar Tage Urlaub in der Gegend machen zu wollen, vergessen. Im besten Fall würde er sie für Katastrophen-Touristen, im schlimmsten Fall für Verdächtige halten.
    Und daß der Mann äußerst aufmerksam war, hatte sich schon bei seiner Bemerkung über das Kennzeichen des BMW gezeigt.
    Aber ihre Befürchtung schien grundlos.
    Erleichtert sah sie, wie Zamorra sich bei dem Polizisten bedankte und die Karte zusammenfaltete.
    Meyer nickte ihnen freundlich zu. »Angenehme Weiterfahrt und schönen Aufenthalt.«
    »Danke«, sagte Nicole lächelnd und stieg in den Wagen.
    Der Polizist blieb stehen und wartete, bis Zamorra den Wagen gewendet hatte. Erst als die Rücklichter des BMW verschwunden waren, drehte er sich um und ging zu dem Zivilbeamten, der ihn abwartend ansah.
    »Und?« fragte Ahrens.
    Meyer grinste. »Sie geben sich als Touristen aus, die ein paar Tage in Fürstenwald ausspannen wollen. Allerdings haben sie eine Mappe bei sich, in der die Fotos der verschwundenen Kinder sind. Ich habe mir das Kennzeichen des Wagens gemerkt. Ein Mietfahrzeug.«
    »Gute Arbeit. Telefonieren Sie mit der Verleihfirma. Sobald Sie den Namen des Kunden haben, rufen Sie die Hotels in dem Kaff an. Ich will wissen, wo sie wohnen.«
    Er strich sich mit der Hand über das dichte blonde Haar. Einer der Gründe für seinen raschen Aufstieg in der Polizei-Hierarchie war das instinktive Wissen, ob er einem Verbündeten oder einem Gegner gegenüberstand. Und dieser Instinkt sagte ihm, daß es sich bei den beiden Fremden um Gegner handelte, denen er wieder begegnen würde.
    Ahrens lachte leise. Sie hatten ja keine Ahnung, mit wem sie sich anlegten…
    ***
    Das Wesen grub die langen Krallen tief in die Baumrinde und betrachtete die künstlich erschaffene Lichtung. Vor einem Jahr war dort noch tiefster Wald gewesen und der einzige Hinweis auf Menschen war das Geräusch ihrer Autos, das man in stillen Nächten bis in den Wald hören konnte.
    Doch dann kamen die großen Maschinen und fraßen eine Schneise durch die Bäume. Unter den wachsamen Augen des Wesens bauten die Menschen einen gläsernen Kasten, der hoch über den Wald hinausragte. Den Grund

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