0678 - Zeus Anno 3460
Gegner bereits einige Verluste beigebracht.
Einige Fremde haben den Flugwagen verlassen und sind tief in die Wüste eingedrungen. Obwohl diese Wesen keine Flughäute besitzen, schweben sie in der Luft. Sie besitzen bestimmte Vorrichtungen, die es ihnen erlauben, den natürlichen Flug eines Mucierers zu imitieren.
Ihr Flug sieht nicht so elegant aus wie der eines Mucierers, aber sie kommen schneller voran und können sich offenbar auch in größere Höhe wagen.
Trotzdem habe ich den Befehl gegeben, die aus dem Flugwagen ausgebrochene Gruppe zu umzingeln und zu vernichten.
Was immer die Fremden nach Ellfat geführt hat - wir müssen sie vernichten, wenn wir nicht selbst untergehen wollen.
Ich selbst bin in unsere Felsenburg zurückgekehrt, um mit den elf anderen Beherrschern der Höchsten Plattform unsere nächsten Schritte zu beratschlagen. Es sieht so aus, als müßten wir unsere Angriffstaktik variieren. Mit blindem Vorwärtsstürmen ist es bei diesen Fremden nicht getan.
Ich habe meine Argumente vorgetragen. Wir sitzen in der großen Höhle hinter der Höchsten Plattform. Verrußte Lampen streuen Lichtkaskaden über den Raum und zaubern groteske Schatten an die grauweißen Wände.
Wir zwölf Beherrscher sind nicht allein. Von anderen Burgen sind inzwischen hohe Würdenträger eingetroffen. Mit überkreuzten Beinen und zusammengefalteten Flugmänteln hocken sie steif um das kleine Feuer inmitten der Höhle.
Einer unserer Gäste, der Alte Krieger Bargosch, erhebt sich jetzt. Er ist der ältestete Mucierer, den ich jemals gesehen habe.
In seinen Augen blitzt Feindschaft, als er mich ansieht.
„Wir haben die Ansprache dieses Mannes gehört", sagte der Alte Krieger Bargosch. „Ein Narr redet so."
Das ist ein gewollter Mißbrauch unserer Gastfreundschaft und würde unter anderen Umständen zu einem Krieg zwischen unseren Stämmen führen. Doch meine elf Stammesgenossen reagieren nicht. Die Ereignisse der letzten Stunden haben ihre Entschlußkraft gelähmt.
„Wir kämpfen gegen die Fremden, wie wir gegen Mucierer kämpfen würden", sage ich mit erzwungener Ruhe. „Das macht es ihnen leicht, sich gegen uns zu verteidigen."
Aus dem Mund des Alten Kriegers Bargosch kommt ein animalischer Laut.
Es ist der Ton der Verachtung.
„Wie sollten wir deiner Ansicht nach gegen sie kämpfen?"
„In vielen kleinen Gruppen, die immer dann zuschlagen, wenn sich eine Gelegenheit dazu ergibt."
Bargosch empfindet es offenbar für unter seiner Würde, mir darauf zu antworten, denn er wendet sich ab und starrt ins Feuer, als könnte er dort die Antworten auf unsere drängenden Fragen finden. Die Aufmerksamkeit der anderen ist auf Bargosch gerichtet - mich haben sie als einen Unwissenden eingestuft, auf den man nicht hören darf.
Ich unterdrücke meinen Zorn und trete auf die Höchste Plattform hinaus.
Der warme Wind streicht über mein Gesicht. Weit im Hintergrund sehe ich ein paar dichte Schwärme mucierischer Krieger über das Land fliegen. Ihr Ziel ist der Flugwagen unserer Gegner.
Tofrosch tritt zu mir heraus. Er ist der jüngste Beherrscher der Höchsten Plattform.
„Sie wollen nur das Beste", sagte er nachdenklich.
Ich höre Sympathie für mich aus seiner Stimme heraus.
Das erleichtert mich etwas.
„Sie wollen nur das Beste", wiederhole ich ironisch. „Dabei schicken Sie Hunderte von Mucierern in den Tod."
„Den meisten Stammesführern kämen solche Verluste nicht ungelegen", meinte Tofrosch bitter. „Vergiß das nicht! Es hat lange keine großen Kriege mehr gegeben. Der Tod einiger tausend Mucierer würde die Probleme vieler Felsenburgen verringern."
„Mir wird elend!" bringe ich hervor.
Er versucht zu lächeln.
„Du bist eben kein richtiger Mucierer", sagte er scherzhaft, aber ich erkenne den ernsten Unterton in seiner Stimme, die Warnung, die Dinge nicht auf die Spitze zu treiben.
„Ich bin Mucierer", erwidere ich. „Genau wie du und alle anderen."
„Die Zugehörigkeit zu einer Art wird nicht allein durch Äußerlichkeiten erreicht", hält er mir entgegen. „Jedenfalls nicht bei Lebewesen mit einer höheren Intelligenzstufe. Ich habe dich lange Zeit beobachtet. Du bist in vielen Dingen nicht wie wir."
„Ich denke nach."
„Zuviel Nachdenken bringt nichts ein, außerdem ist es gefährlich. Warum willst du verändern, was seit Jahrtausenden reibungslos funktioniert?"
Ich sehe ihn an. Zweifellos ist er intelligent, aber trotz seiner Jugend hat er bereits einen Kompromiß mit der
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