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0678 - Zeus Anno 3460

Titel: 0678 - Zeus Anno 3460 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Naturerscheinungen auf der Erde."
    Sie sehen sich an. Bull kratzt sich am Kinn und fügt nachdenklich hinzu: „Wir werden die Männer, die wir hinausschicken, vorsichtshalber bewaffnen."
    Das Plasma unter mir beginnt zu zucken und beansprucht meine gesamte Aufmerksamkeit. Ich bin froh, daß es jetzt eine so heftige Reaktion zeigt. Das bedeutet, daß unser Rettungsversuch Aussicht auf Erfolg hat. Ich hoffe, daß keiner der Posbis an Bord durch den Aufprall so beschädigt wurde, daß er die Kontrolle über sich verliert. Solche Zwischenfälle können unsere beängstigende Lage aussichtslos werden lassen.
    Während das Plasma unter mir pulsiert, wird noch einmal die Vergangenheit in mir lebendig.
    Ich habe mich in ein aufrecht gehendes Wesen verwandelt, eine Umwandlung, die ich immer dann vornehme, wenn ich auf der Erde bin und die Vermutung naheliegt, jemand könnte mir begegnen. Das ist nicht allein eine Frage der Höflichkeit - es gibt mehr Menschen, die Furcht vor quallenähnlichen Lebewesen haben, als man annehmen sollte. Diese unterschwellige Furcht der Menschen vor fremden Lebensformen ist nicht allein mit auf das jeweilige Individuum begrenzte Vorurteile zu erklären, hier müssen mythologische Kollektiverinnerungen einer ganzen Art eine Rolle spielen.
    Hier im Hoteleingang hat es vor einer Stunde noch gebrannt, aber das ist sicher nicht der Grund dafür, daß ich mehr schwanke, als mir lieb ist.
    Ich weiß nicht, warum, aber ich ignoriere völlig, daß am Ende des Ganges die Wand verschwunden ist. Bevor ich mir richtig darüber klar werde, rutsche ich über den Abgrund. Ich bin dreiundsechzig. Etagen hoch, das Trümmergerippe des Hotels ragt bis zu mir empor. Mir wird schwindlig.
    Ich kippe nach vorn, aber instinktiv krallt sich einer meiner Pseudofüße an einem Mauervorsprung fest. Jemand schreit. Die St'imme ist tief, unter mir, von der Straße aus hat mich jemand gesehen. So hänge ich zwischen Himmel und Erde dieser fremden Welt und die Lichter der nächtlichen Stadt wirbeln in einem bunten Reigen um mich herum. Der Whisky hat mich so geschwächt, daß ich mich nicht hochziehen kann. Vielleicht will ich es in diesem Augenblick auch gar nicht. Plötzlich sehe ich alles ganz klar vor mir: mein Leben, meine Bestimmung und alles, was damit zu tun hat. Ich bin dieser ganzen Sache überdrüssig. Der Griff meiner Pseudoklaue lockert sich. Ich bin mir darüber im klaren, daß auch ein Matten-Willy den Sturz aus dieser Höhe nicht überleben wird.
    Doch da ist Cardok.
    Er steht hoch über mir, breitbeinig, die wurmähnlichen Augenbrauen ungläubig hochgezogen, als könne er nicht verstehen, was da geschieht.
    „Zum Teufel mit dir, Filz!" dröhnt seine Stimme.
    Er packt das fußähnliche Gebilde, mit dem ich mich die ganze Zeit über festgehalten habe und zieht mich hoch. Ich könnte diesen „Fuß" opfern und meinen Körper in die Tiefe allen lassen, aber Cardoks Anwesenheit hindert mich daran. Vor ihm kann ich nicht mein Gesicht verlieren, ich darf ihm gegenüber nicht solche Schwächen zeigen.
    „Ich hätte die Verantwortung an deinem Tod", sagt er.
    „Vielleicht bildest du jetzt gefälligst einen Hintern, damit ich dir einen Tritt versetzen kann."
    Ich habe später oft erlebt, daß kein Matten-Willy diesem Cardok etwas abschlagen konnte. Und ich schwöre, daß ich in jener unvergeßlichen Nacht dort oben in luftiger Höhe eine Wölbung machte, die eine gewisse Ähnlichkeit mit einem menschlichen Gesäß besaß.
    Doch Cardok macht von der Möglichkeit, seine Drohung zu verwirklichen, keinen Gebrauch.
    „Schon gut", sagte er. „Geh zurück auf dein Zimmer, Filz."
    Ein bißchen später läßt die Wirkung nach. In Erinnerung an meinen Unfall, der beinahe tödlich geendet hätte, beginne ich zu zittern. Und als hätte er geahnt, daß ich jetzt in ein kritisches Stadium gerate, taucht Cardok noch einmal bei mir auf.
    „Man muß sich selbst kontrollieren können, wenn man alles genießen will", sagte er in seiner sachlichen Art. „Wer nicht dazu in der Lage ist, sollte die Finger von allen Dingen lassen, die ihm gefährlich werden könnten."
    „Ich bin noch jung", antwortete ich verlegen. „Es war zum erstenmal."
    Ich erahne seine nächste Frage und füge noch hinzu: „Zu jeder Delegation gehört ein junges Mitglied, Auf diese Weise lernen wir am ehesten den Umgang mit Fremdintelligenzen."
    Was für ein hochgestochener Quatsch! denke ich. Als wäre Cardok eine Fremdintelligenz. Er versteht mich doch!
    Er

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