0682 - Trink das Schlangenblut
hatte.
›Ich sehe das Bild in deinen Gedanken .‹ Also doch eine Telepathin.
»Ich will das nicht«, sagte Gianna unbehaglich. Das fehlte ihr jetzt gerade noch - dass diese Telepathin in ihrem Gehirn herumrührte. »Ich - ich habe Angst davor.«
»Du brauchst keine Angst zu haben«, versicherte Teri. »Ich werde deine intimsten Geheimnisse nicht antasten. Aber es würde uns einen langen Fußmarsch zum nächsten Taxistand ersparen. Sind schon ein paar Kilometer, nicht wahr?« Sie deutete auf die Silhouette der Stadt. »Und du siehst auch nicht gerade so aus, als würde der Taxifahrer bei deinem Anblick nicht auf dumme Gedanken kommen.«
Unwillkürlich sah Gianna an sich herunter und versuchte ihre Brüste mit den Händen zu bedecken. Sie trug immer noch nur den Tanga. Commander Bishop hatte sie so mitgeschleppt, wie sie war, als er mit seinen Schlangenmenschen zum unterirdischen Krakentempel geeilt war. Erst jetzt fiel ihr ein, dass sie sich überhaupt nicht richtig daran erinnern konnte, wie sie dorthin gekommen waren. Es war einfach - passiert…
Die Goldhaarige lachte auf. »Vor mir brauchst du deine Schönheit ganz bestimmt nicht zu verstecken«, sagte sie.
»Nun, wie ist es? Du brauchst nur ganz gezielt an deine Wohnung zu denken. Nicht mehr und nicht weniger. Stell sie dir vor, als befändest du dich mitten in ihr. Alle anderen Gedanken interessieren mich überhaupt nicht. Ich werde sie nicht einmal wahrnehmen.«
Wenn doch, bringe ich dich sofort um, entschied die Schlange in Gianna.
»Also gut«, murmelte sie. »Es ist… ein Schiff. Ein Boot. Eine Yacht.«
»Du wohnst auf einer Yacht?«
Gianna nickte. Sie wollte diese Teri Rheken ebensowenig in ihrer Wohnung haben wie die Polizei. Die Goldhaarige war eine Feindin. Und Gianna war einmal in der Wohnung angegriffen worden. Sie wollte nicht den letzten Rest von Heimeligkeit und Sicherheit verschenken, indem sie ganz gezielt eine Feindin dorthin brachte. Mit ihrer Segelyacht war sie weniger innig verbunden. Dort tummelten sich oft genug andere Menschen.
Ganz vorsichtig schuf sie ein Bild ihrer Yacht.
Da fasste die Goldhaarige schon wieder nach ihr, und die schockgrünen Augen leuchteten noch heller auf, als sie einen Schritt vorwärts machte - und im nächsten Moment befanden beide sich an Deck des Bootes.
Ich fasse es nicht, dachte Gianna. Wie, bei Ssacah, macht sie das?
Aber das spielte jetzt kaum noch eine Rolle.
Jetzt musste Gianna versuchen, die Feindin - Ssacahs Feindin! - auszuschalten!
***
»Sie ist unsicher, Commander«, raunte Majtah. »Sie wartet auf die Rückkehr der anderen Frau.«
Bishop nickte. Aus einem Versteck heraus beobachteten sie beide Nicole Duval. Die Französin schien nach etwas zu suchen, aber auch zu warten. Auf die Rückkehr der Goldhaarigen sicher. Bishop wusste, wer sie war: die Silbermond-Druidin Teri Rheken!
Mit ihr hatte er hier nicht gerechnet.
Rheken konnte den Plan zerstören. Vom Kobra-Dämon selbst wusste Bishop, dass sie bereits einmal mit dem Ssacah-Keim infiziert worden war. Aber irgendwie hatte sie sich wieder von ihm befreien können. Ebenso wie der Erzfeind, Professor Zamorra selbst, und einige andere der Todfeinde.
Deshalb war diese Teri Rheken äußerst gefährlich. Zumal sie über besondere magische Kräfte verfügte!
Vielleicht schaffte es diese Gianna Torcero, sie auf eine andere Weise neu zu infizieren. Wenn nicht, starb Torcero, aber nichts war verloren.
Denn, wie auch immer: Hier und jetzt gab es eine Möglichkeit, zumindest einen der Feinde unschädlich zu machen.
Bishop lächelte kalt.
Ssacah, dieser Narr von einem Dämon, hätte sicher noch ein weiteres Mal versucht, Nicole Duval zu seiner Dienerin zu machen, sie mit dem Keim zu infizieren. So war er oft genug vorgegangen. Ebenso wie Bishops Vorgänger Mansur Panshurab, der ein noch größerer Trottel gewesen war. Dieses völlig idiotische, sture und rechthaberische Vorgehen hatte sicher dazu beigetragen, dass sie beide umgebracht worden waren.
Bishop, der neue Hohepriester, in Wirklichkeit aber Herr des Ssacah-Kultes, verzichtete auf derlei Dämlichkeiten.
Feinde zu Dienern zu machen, stärkte zwar die Eitelkeit, barg aber tödliche Risiken. Deshalb: Nicht!
Vor allem, wenn auf die althergebrachte Weise nichts zu machen war, und Bishop sah keine Möglichkeit, Duval so zu überraschen, dass er sie auf seine , neue, Weise infizieren konnte. Der Überraschungseffekt war in dieser großen Halle kaum möglich. Das hätte nur Torcero
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