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0683 - Die Verdammten der Nacht

0683 - Die Verdammten der Nacht

Titel: 0683 - Die Verdammten der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Sollte sie von Mike berichten, sollte sie schweigen?
    »He, was ist?«
    »Keine Sorge, ich bin noch da.« Mit dem Zeigefinger tupfte sie eine Schweißperle von der Stirn. »Was soll ich Ihnen sagen, Jane, ich bin sogar okay.« Brenda mußte sich auf die Worte konzentrieren; der genossene Wein machte sich schon bemerkbar.
    »Das finde ich gut.«
    »Haben Sie denn etwas anderes gehofft, Jane?«
    »Nicht unbedingt gehofft, Brenda. Ich habe allerdings damit gerechnet. Nach diesen Vorfällen.«
    Sie holte tief Luft. »Ja, darüber bin ich auch noch nicht hinweg, muß ich Ihnen sagen. Aber ich habe es mir gemütlich gemacht und mir einen Freund genommen, einen roten Burgunder.«
    »Damit läßt sich leben.«
    »Das meine ich auch.«
    »Aber sonst ist alles okay?«
    »Sicher.«
    Jane räusperte sich. »Seien Sie mir nicht böse, Brenda, so ganz kann ich Ihnen nicht glauben.«
    »Warum nicht?«
    »Es liegt vielleicht am Klang der Stimme. Sie… sie kommt mir etwas fremd vor.«
    »Das liegt bestimmt an meinem Freund.«
    Jane lachte. »Ja, verstehe, der Burgunder. Dann will ich Sie nicht länger aufhalten und wünsche Ihnen noch eine gute Nacht. Schlafen Sie wunderbar und träumen Sie auch toll.«
    »Werde ich machen.«
    »Bis dann…«
    »Halt, Jane, halt. Noch nicht auflegen. Ich… ich wollte Ihnen noch etwas sagen.«
    »Gern, ich warte.«
    »Ich möchte mich bei Ihnen bedanken, Jane. Richtig dafür bedanken, daß Sie mich angerufen haben.«
    »Ich bitte Sie, Brenda. Das war doch selbstverständlich.«
    »Finde ich nicht. In der heutigen Zeit sagt man viel, wenn man seine Visitenkarte verteilt…«
    »So meinen Sie das. Nein, nein, keine Sorge, das geht schon in Ordnung. Vielleicht gehöre ich zum alten Schlag. Sonst noch etwas?«
    »Ja. Eine vielleicht etwas indiskrete Frage, die Sie nicht zu beantworten brauchen.«
    »Fragen Sie, Brenda. Ich bin Kummer gewohnt.«
    »Wer war der blonde Mann bei Ihnen. Ich habe seinen Namen gehört, ihn aber nicht behalten.«
    »Ach so. Sie meinen John Sinclair. Er ist ein guter Freund und von Beruf Polizist.«
    »Das sah man ihm nicht an!«
    Jane lachte wieder. »Das Bullen-Image stimmt nun nicht, Brenda. Er ist bei Scotland Yard.«
    »Aha.«
    »Zufrieden?«
    »Sehr sogar.«
    »Noch einmal – gute Nacht.«
    »Ja, schlafen Sie gut, Jane.« Brenda legte auf und mußte zugeben, daß sie sich nach diesem Gespräch besser fühlte als zuvor. Jane Collins war nicht nur eine nette Person, sie gehörte auch nicht zu den oberflächlichen Frauen, die viel versprachen und nicht einmal ein Drittel von dem Versprochenen hielten.
    Es tat ihr gut, Jane als Bekannte zu haben. Und ihr Freund war sogar Polizist.
    Konnte da noch etwas schiefgehen?
    Sie hob ihr Glas und prostete sich selbst zu. Sie trank auf sich, auf die Zukunft und darauf, daß ihr keine Gespenster erschienen und auch keine Geister, Weingeister ausgenommen.
    So verging die Zeit.
    Es war fast gegen Mitternacht, als sie den letzten Rest aus der Flasche in das Glas laufen ließ. »Noch einen Schlummertrunk, nur noch einen kleinen«, murmelte sie.
    Es dauerte nur Minuten, bis sie das Glas geleert hatte. Der genossene Alkohol zeigte seine Wirkung. Ihre Glieder waren schwer geworden. Die Müdigkeit hatte sich in sie hineingedrängt. Sie war wie eine Jalousie, die sich vor ihre Augen legte.
    Wegsacken, schlafen und träumen. Eine andere Alternative kam nicht mehr in Frage.
    Die Augen fielen ihr zu.
    Mit dem Schlaf kam der Alptraum, der das Vergangene wieder hochwühlte wie ein großer Quirl.
    Der Traum war furchtbar, denn sie sah Mike, ihren Sohn, in einem tiefen Grab stehend. Es glich schon einem Schacht mit sehr dunklen, glatten Wänden. Mike stand unten am Grund, kaum zu erkennen, wer von oben in das Viereck schaute.
    Er wirkte so furchtbar hilflos, schien um Jahre verjüngt zu sein, glitt wieder dem Kindesalter entgegen und hatte beide Arme hochgestreckt, als wollte er nach einem rettenden Strohhalm greifen. Sein Gesicht setzte sich zu einem perfekten Puzzle der Angst zusammen.
    Er wußte, daß etwas Schlimmes, Endgültiges auf ihn zukam, dem er nicht entrinnen konnte. Aus einem dichten Wald erschien eine finstere Gestalt.
    Sie trug einen übergroßen Spaten in der rechten Hand. Selbst das Spatenblatt erreichte die doppelte Größe, und mit diesem Werkzeug begann der Unheimliche den Lehm in die Grube zurückzuschaufeln, der an deren Rändern einen Wall bildete.
    Das Erdreich fiel gegen die Hände des Jungen. Immer mehr folgte, bald konnte Mike

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