0684 - Die dunkle Jagd

Titel: 0684 - Die dunkle Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa

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geschafft, zu verschwinden, aber war das nicht eine größere Katastrophe, als wenn er vor Ort geblieben wäre?
    Da waren Menschen gewesen, die sein Verschwinden beobachtet hatten.
    Er hatte nicht gewollt, dass sie sich um ihn, den Zusammenbrechenden, kümmerten. Er wollte kein Aufsehen. Aber hatte er nicht mit seinem Teleport jetzt dieses Aufsehen erst hervorgerufen?
    Er stöhnte auf.
    Die Schmerzen tobten immer noch in seinem Nervensystem. Er war immer noch halb paralysiert. Und nur langsam konnte er nachvollziehen, was geschehen war.
    Es kam aus der anderen Wirklichkeit, die er hinter dem Spiegel geschaffen hatte.
    Dort hatte Zamorra eine Waffe auf den Scheinkörper gerichtet, den Avenge ihm geben wollte - und Zamorra hatte geschossen!
    »Es paßt zu ihm«, murmelte Avenge. »Er nimmt keine Rücksicht. Und er ist schlimmer als damals…«
    Er versuchte tief durchzuatmen.
    Was sind Schmerzen für jemanden, der schon einmal gestorben ist?
    Und der den Körper eines benutzt, der ebenfalls starb?
    Er musste es hinter sich bringen, musste es überwinden. Er kämpfte dagegen an, gegen Schmerz und Teillähmung. Es war fast ein Wunder, dass es ihm tatsächlich gelungen war, den zeitlosen Sprung durchzuführen. Er hatte nicht einmal wirklich damit gerechnet, dass es funktionierte.
    Aber es hatte geklappt, und er war jetzt hier, an einem Ort, den er selbst nicht kannte, denn er hatte sich nicht auf ein Ziel konzentrieren können. Er hatte nur fort gewollt von der Straße, fort von den Menschen, die durch seine Reaktion auf ihn aufmerksam geworden waren.
    Es war sicher ein Fehler gewesen.
    Aber vielleicht hatte er dennoch Glück.
    Vielleicht zerstreuten sich die Menschen wieder und redeten höchstens abends im Lokal oder zu Hause darüber, was ihnen aufgefallen war. Andererseits standen Polizeifahrzeuge auf der gegenüberliegenden Straßenseite vor der Boutique… wer da nicht misstrauisch wurde, gehörte geohrfeigt.
    Und wenn irgendwer diesem Chefinspektor Robin, oder wie der Mann sich nannte, etwas von Avenges überraschendem Verschwinden erzählte, würde der Oberpolizist misstrauisch werden.
    Vielleicht, überlegte Avenge, war es besser, ihn auch in die Aktion einzubeziehen.
    Aber die wurde auch so schon im mer größer und unkontrollierbarer.
    Ursprünglich ging es nur um Calderone und Duval.
    Jetzt war schon Zamorra mit drin.
    Als nächster Robin.
    Wer dann?
    Nein, amüsant war es jetzt nicht mehr…
    ***
    Zamorra steckte den Blaster wieder ein. Von dem Fremden war nichts übriggeblieben. Er war verschwunden, als sei er nur eine Projektion gewesen, die jemand abgeschaltet hatte.
    Eine, die Zamorra abgeschaltet hatte! Mit seinem Paralyse-Schuss aus der Strahlwaffe!
    War also dieser Fremde, der ausgesehen hatte wie Calderone, tatsächlich nur eine Illusion gewesen? Nichts Echtes? Aber warum hatte jemand Zamorra dann diese Illusion vorgeführt?
    Calderone selbst?
    Waren dessen magische Fähigkeiten inzwischen so enorm angewachsen, dass er in der Lage war, all das hier zu inszenieren?
    Zamorra konnte sich das beim besten Willen nicht vorstellen. Jemand anderer hatte seine Hände im Spiel und diese Falle gestellt.
    »Schade«, murmelte der Dämonenjäger, der bedauerte, der Illusion keine Fragen mehr stellen zu können. Aber es konnte nicht schaden, sich einmal in den Häusern umzusehen, die in völliger Dunkelheit lagen. Vielleicht gab es darin Hinweise.
    Vielleicht waren aber auch sie nur Illusion?
    Er machte die Probe aufs Exempel. Er zog die Waffe wieder und feuerte einen Schockstrahl auf die Hauswand neben sich ab. Die bläulich flirrende, knisternde Energie zerfächerte daran; die Wand blieb unverändert, auch als Zamorra die Waffe auf Laser umstellte und der rötliche Energieblitz aus dem Abstrahlpol der Mündung fauchte. Der getroffene Stein glomm rötlich auf und kühlte sich rasch unter lautem Knacken wieder ab.
    Die Hausfassade also war zumindest echt!
    Zamorra trat zur Wand, tastete sie ab. Er erreichte ein Fenster und versuchte nach drinnen zu blicken. Dort war alles so stockdunkel wie draußen, und die Scheibe war auch verstaubt und halb erblindet.
    Ein paar Meter weiter war die Tür. Zamorra bewegte die Klinke und konnte die Tür widerstandslos öffnen. Sehr vorsichtig trat er in die Finsternis. Er musste jederzeit mit einer Falle rechnen.
    Gab es in dieser düsteren, toten Stadt so etwas wie elektrischen Strom?
    Zamorra konnte keinen Schalter ertasten. Aber in völliger Dunkelheit wollte er sich auch nicht