0686 - Die Flotte der Toten
über seine Lippen.
„Warum waren sie so unvorsichtig?"
„Ich habe den beiden nie getraut", warf Abartes ein. „Vor allem diesem Thelnbourg nicht. Er ist unzuverlässig."
„Wir wissen nicht, wie es zu der verfrühten Abstrahlung gekommen ist", sagte Mervan sachlich. „Es ist falsch, wenn wir den Wissenschaftlern Vorwürfe machen, die völlig unberechtigt sein können."
Abartes sagte trotzig: „Ich glaube nicht, daß wir sie jemals wiedersehen, aber wenn es der Fall sein sollte, werde ich ihnen klarmachen, daß sie einen verdammten Fehler begangen haben." Seine Stimme wurde schrill, und er hob die Fäuste. „Diese Narren! Sie haben uns auf dem Gewissen!"
„O Gott!" brachte Amun hervor. „Warum sind Sie nicht still?"
Greimoon leuchtete ihm ins Gesicht und sah, daß er blaß war.
Die Augen schimmerten feucht.
Er wird gleich anfangen zu heulen! dachte Greimoon bestürzt.
Die ganze Zeit über war ihm Amuns psychische Schwäche bedeutungslos erschienen, jetzt wurde sie zu einer ungeheuren Belastung.
In diesem Augenblick sagte Abartes: „Ab sofort übernehme ich die Führung. Wir brauchen jetzt einen entschlossenen Mann, der sich nicht scheut, unpopuläre Maßnahmen zu ergreifen."
Stille trat ein, und in diesen wenigen Sekunden, da keiner von ihnen sprach, zerbrach das Gefühl, aufeinander angewiesen zu sein. Jeder, begriff Greimoon erstaunt, kalkulierte seine eigenen Chancen. So resultierte Abartes Führungsanspruch nicht aus dem Willen zur Macht, sondern aus der Überlegung heraus, daß er an der Spitze der Gruppe am meisten für seine eigenen Überlebenschancen tun konnte.
Das Verhalten des untersetzten Mannes war so leicht zu durchschauen, daß Greimoon Abscheu davor empfand. Er griff jedoch nicht ein, sondern wartete auf eine Reaktion von Stockan Mervan. Es lag jetzt an Mervan, irgend etwas zu tun.
Seltsamerweise war es Tessen Amun, der das Schweigen brach.
„Wir müssen an unseren Sauerstoffvorrat denken!"
Unwillkürlich warf Greimoon einen Blick auf seinen Anzeiger.
Die Energien des Rückstoßaggregats im Tornisterpaket auf seinem Rücken waren unverbraucht, dagegen würde seine Frischluft nur noch für zweiundsechzig Stunden reichen. Er wußte, daß es bei den anderen nicht viel anders aussah.
Wo, fragte sich Greimoon, sollten sie ihren Sauerstoffvorrat ergänzen?
Seine Gedanken wurden abgelenkt, als Stockan Mervan sich in Bewegung setzte. Der Mathelogiker ging bis zur anderen Seite des Hangars und blieb vor der Schleuse stehen.
„Ich werde jetzt öffnen, um festzustellen, wo wir sind", sagte er.
Greimoon beobachtete ihn abschätzend. Mervan hatte die Herausforderung Abartes einfach ignoriert und die Initiative ergriffen.
Greimoon erkannte, daß es nun an ihm und Amun lag, die Führungsrolle zu verteilen. Wenn sie Mervan zur Schleuse folgten, anerkannten sie ihn als Anführer. Wenn sie auf dieser Seite des Raumes blieben, bei Abartes bekam die Gruppe einen neuen Befehlshaber.
„Wir haben Wichtigeres zu tun", klang Abartes' Stimme auf. „Es kommt darauf an, schnellstens Sauerstoff zu finden. Es ist durchaus möglich, daß in diesem Wrack noch Vorräte auf zutreiben sind. Wir müssen sofort mit der Suche beginnen."
Greimoon zögerte. Er blickte zu Amun hinüber, empfing aber nur einen fragenden Blick. Amun würde sich ihm anschließen, für wen auch immer er sich entscheiden sollte.
„Sauerstoff können wir später suchen", hörte Greimoon sich sagen. „Ich schätze, wir werfen einen Blick aus der Schleuse, wenn sie sich überhaupt öffnen läßt."
„Wenn sie sich nicht öffnen läßt, kehren wir zu dem Leck zurück, durch das wir hereingekommen sind", sagte Mervan ruhig.
Greimoon und Amun gingen zu Mervan.
Abartes blieb einen Augenblick stehen, dann stieß er eine Verwünschung aus und setzte sich ebenfalls in Bewegung.
„Sie sind verdammt schlau!" sagte er zu Mervan. „Aber ich werde wachsam sein. Sie werden einen Fehler machen, dann bin ich an der Reihe."
„Sicher", sagte Mervan. „Außerdem sind Sie ein so guter Schütze, daß wir Sie bestimmt noch brauchen werden. Jetzt aber müssen Sie mir bei der Bedienung der manuellen Schaltungen helfen."
Sie machten sich an den verschiedenen Hebeln zu schaffen.
Alle vier kannten sich so gut in lemurischer Technik aus, daß es ihnen nicht schwerfiel, die richtigen Schaltungen durchzuführen.
Da es innerhalb des Schiffes keine intakten Energiequellen mehr gab, konnten die Technologen nur hoffen, daß die Hydraulik
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