0687 - Begegnung im Chaos
bestürzt an.
„Was bedeutet das? Ich glaube, daß Sie müde sind."
Mascotsch lachte.
„Ich bin müde", stimmte er zu. .Aber es ist keine körperliche, sondern eine geistige Müdigkeit. Ich habe mir nie eingestanden, daß ich in einem Kampf stand. Meine Gegner waren Intoleranz und Ignoranz. Ich bin in diesem Kampf unterlegen."
„Die Artmaccs brauchen Sie!" rief Gortsch beschwörend. „Was immer Sie vorhaben - tun Sie es nicht!"
„Niemand braucht mich", widersprach der Erste Berater. „Das ist mein großer Irrtum. Ich habe mich gegen eine natürliche Entwicklung aufgelehnt, das war mein großer Fehler. Ich passe nicht mehr zu diesem Volk."
Gortsch konnte nichts entgegnen. Er spürte, daß er die Regungen, die sich in Mascotsch abspielten, nicht verstand.
„Warten Sie hier auf mich", bat ihn Mascotsch. „Ich gehe jetzt zu dem Bewahrer und komme dann zurück. Überlegen Sie inzwischen, ob Sie mich auf einer Reise begleiten wollen."
Gortschs Gesichtshaare sträubten sich.
„Eine Reise?" wiederholte er fassungslos. „Wollen Sie uns verlassen?"
„Ja", sagte Mascotsch. „Und mir wäre sehr daran gelegen, Sie als Begleiter zu gewinnen."
Er schob sich an Gortsch vorbei, hinaus auf den Korridor. Auf dem Weg in Taccatschs Räume begegnete er einigen Artmaccs.
Obwohl sie alle wußten, daß er die entflohenen Gefangenen verfolgt hatte, wurden ihm keine Fragen gestellt. Die Männer und Frauen gingen bereits wieder ihren üblichen Tätigkeiten nach.
Was draußen im Mahlstrom geschehen war, interessierte sie nicht.
Viel wichtiger war für sie wahrscheinlich, wann Taccatsch die nächste große Orgie veranstalten würde.
Zu Mascotschs Überraschung traf er den Imperator allein an. „Warum kommst du erst jetzt zu mir?" beklagte sich Willpuhr. „Ich weiß, daß du schon einige Zeit an Bord bist."
„Ich habe mit jemand über meine Zukunftsabsichten gesprochen", verkündete Mascotsch. „Dies wird unser letztes Gespräch sein, Willpuhr. Ich bin entschlossen, mein Volk zu verlassen."
Er wußte nicht, welche Reaktion er von Taccatsch erwartet hatte, aber das Verhalten des Herrschers versetzte ihn in Erstaunen.
„Ich wußte, daß es dazu kommen würde", sagte Taccatsch ruhig. „Es zeichnete sich bereits ab."
Taccatsch hatte nicht in seinem üblichen großspurigen Tonfall gesprochen. Er schien die Wahrheit zu sagen. Mascotsch, der diesem Mann keinen Weitblick zugetraut hatte, sah ihn überrascht an und wußte nicht, was er sagen sollte.
„Die Flüchtlinge sind uns entkommen", sagte Mascotsch schließlich. „Es tut mir leid, Willpuhr, aber ich habe oft genug über den Zustand unserer Schiffe geklagt. Bei unserer Suche nach den Gefangenen stießen wir mit einem fremden Raumschiff zusammen. Ich bin sicher, daß es zu dem Kommando gehört, mit dem auch vier Unbekannte in unser Imperium eingedrungen sind.
Wir haben dieses Schiff vernichtet."
„Glaubst du, daß noch mehr Fremde auftauchen werden?"
„Ich weiß es nicht", antwortete Mascotsch wahrheitsgemäß.
Die beiden Artmaccs hingen ihren Gedanken nach.
„Ich glaube, daß ich dich nicht gehen lassen kann", meinte Taccatsch nach einer Weile. Er wirkte noch immer sehr ernst und verständnisvoll. „Nicht, daß ich deine Wünsche und Beweggründe nicht verstehen würde - es ist einfach so, daß ich an die Interessen unseres Volkes denken muß. Dazu bin ich schließlich da."
Mascotsch sah ihn an, als hätte er einen völlig Fremden vor sich.
Seit wann dachte Taccatsch an die Interessen der Artmaccs?
„Dein Weggang wäre einer öffentlichen Kritik an meiner Politik gleichzusetzen", sagte Taccatsch traurig. „Das kann ich mir nicht leisten."
„Das ist Unsinn, Wülpuhr!" Mascotsch war irritiert. Er spürte eine Härte, die er an Taccatsch bisher noch nicht festgestellt hatte. Zum erstenmal war er sich nicht sicher, ob er den Herrscher auch in dieser Situation überzeugen konnte. „Du kannst nach meinem Weggang einen anderen Mann zum Ersten Berater berufen."
„Ich kann mir nicht vorstellen, daß du deine bisherige Stellung wirklich so falsch einschätzt", sagte Taccatsch. „Du weißt genau, was alles von dir und deiner Arbeit abhängt. Alles, was zu tun war, hast du getan. Ich war mehr oder weniger nur ein Repräsentant."
Mascotsch beobachtete seinen fetten Gesprächspartner angespannt. Die Worte des Herrschers verrieten Klugheit und signalisierten Gefahr.
„Wenn dir während deines Fluges etwas zugestoßen wäre, hätte das alle Probleme
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