0688 - Der Einmann Krieg
nicht, solange er etwas hören konnte. Er war froh darüber, denn diese Tatsache bewies ihm, daß der Umformungsprozeß noch lange nicht gelungen war.
Schwache Persönlichkeiten - wie etwa Fay - brachen bereits zusammen, aber die starken leisteten Widerstand. Bei ihnen bewirkten Psychopharmaka und Propaganda bislang nur wenig.
Wazzer Jacintho war sich jedoch darüber klar, daß sich niemand auf die Dauer dem „Überzeugungsprozeß" entziehen konnte. Die Situation wurde von Tag zu Tag kritischer. Hilfe mußte bald kommen, sollte überhaupt noch etwas erreicht werden.
Niemandem war damit gedient, wenn schließlich einige Hunderttausend Menschen von Czugmoth abgeholt wurden, die zu Feinden des ehemaligen Solaren Imperiums geworden waren.
Jacintho war niedergeschlagen, weil ihm bewußt wurde, daß er im Grunde genommen noch keinen einzigen zählbaren Erfolg erzielt hatte.
Überall auf Czugmoth lagen Sprengsätze, die er mit Funkbefehlen zünden konnte. Die Frage war nur, ob er je dazu kommen würde.
Er war nahe daran gewesen, entdeckt und entlarvt zu werden.
Er hatte handeln müssen, als At Wenk ihn angefallen hatte - und er hatte Glück gehabt Wenn die Szene von der zentralen Überwachungspositronik erfaßt worden wäre, dann wäre schon jetzt alles aus gewesen.
Jacintho wußte, daß die Gefahr, elektronisch beobachtet zu werden, gering war. Das Risiko betrug nur etwa l: 28. Das Überzeugungsparadies war einfach zu groß. Zu viele Menschen lebten hier. Nur mit einem unverhältnismäßig hohen Kostenaufwand hätten die Überschweren alle Menschen überwachen können. Doch das wußten nur wenige Terraner - die Polit-Offiziere und einige Spione, die unauffällig unter den Gefangenen lebten.
Eine Zeitlang hatte Jacintho befürchtet, Fay könne eine Spionin sein. Ihr Persönlichkeitswandel erschien ihm gar zu auffällig. Erst allmählich hatte er erkannt, daß sie tatsächlich ein Opfer der Umformungsaktion geworden war.
Seine beiden Kinder hatte er schon seit Wochen nicht mehr gesehen. Sie lebten in einem Überzeugungsparadies auf der Südhalbkugel von Czugmoth, abgeschlossen von allen Erwachsenen. Sie wurden ausschließlich von Überschweren erzogen. Darüber herrschte in den Überzeugungsparadiesen die größte Erbitterung, weil jeder Vater und jede Mutter wußte, daß die Kinder für alle Zeit für sie verloren waren. Das betraf vor allem die jüngeren, bei denen die Erinnerung an die frühere Welt vollkommen gelöscht wurde.
„He, Wazzer!"
Jacintho blieb stehen. Seine Nackenmuskeln verhärteten sich.
Er drehte sich um und atmete unmerklich auf.
„Guten Abend, Bilk."
Ein grobschlächtiger, rothaariger Mann trat auf ihn zu und reichte ihm die Hand.
„Ich habe dich lange nicht gesehen, Wazzer. Warst du nicht in .Galaktische Freiheit'?"
„Ich war hier - und auch mal woanders. Warum?"
„Ich möchte dich zu einem Bier einladen."
„Da sage ich nicht nein."
Die beiden Männer betraten eine Bar. An mehreren Tischen spielte man Karten. Bilk Amos bestellte das Bier. Mit ihm zusammen war Jacintho als Kosmo-Botaniker auf einem Explorerschiff tätig gewesen. Sie hatten mehrere Expeditionen zusammen durchgeführt und waren dabei Freunde geworden.
Sie tranken sich zu. Dann legte Bilk Amos Jacintho die Hand auf den Arm und schob ihm den Ärmel zurück. Er runzelte mißbilligend die Stirn.
„Du trägst den Kirlianer noch immer?"
„Mußte das hier sein?"
„Du solltest ihn ablegen. Wenn die Überschweren es erfahren, ist es aus mit dir. Außerdem kannst du einem Kirlianer nicht vertrauen."
„Prost. Das Bier schmeckt gut."
„Du bist unbelehrbar, Wazzer. Begreifst du denn nicht, daß ich es nur gut mit dir meine?"
„Laß uns gehen."
„Was ist los mit dir?" fragte Amos, als sie wieder auf dem Gehweg waren. Jacintho blickte sich um. Er konnte kein Fernsehauge in der Nähe entdecken.
„Hast du das Auge nicht gesehen?"
„Doch, klar. Aber was macht das schon? Um diese Zeit sitzt niemand mehr in der Zentrale."
„Woher weißt du das?"
Bilk Amos zündete sich umständlich eine Pfeife an. Er zuckte mit der Schulter. Ihm schien es gleichgültig zu sein, ob irgend jemand hörte, was er sagte.
„Wir haben unseren Kreis, der sich ganz offen darüber unterhält, was wir gegen die Überschweren tun können. Wir können es anmessen, wenn ein Fernsehauge auf Aufnahme geschaltet wird. Wir haben noch niemals festgestellt, daß das nach 20 Uhr Ortszeit der Fall war."
Wazzer Jacintho versteifte sich. Bisher
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