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0689 - Die Irrfahrt des Mutanten

Titel: 0689 - Die Irrfahrt des Mutanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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zog und den sofortigen Tod für den Fall versprach, daß er nicht unverzüglich auspacke.
    Die Drohung war nicht verwirklicht worden. Eines Nachts aber öffnete sich unversehens der Boden in Kantenbergs Gefangeneneinheit, und aus dem Loch stieg ein Überschwerer, der ein Abgesandter Leticrons zu sein behauptete. Von da an war die Sache ins Rollen gekommen. Und jetzt, meinte Thomas Kantenberg, stand er kurz vor dem Beginn eines neuen Lebensabschnitts, einem Leben in Freiheit, im Dienste des Ersten Hetrans der Milchstraße, der der erbittertste Gegner der terranischen Menschheit war.
    Die Zeit, zu der die primitive Automatik das aus geschmacklosem Brei bestehende Gefangenenessen auftischte, war längst vorbei. Thomas Kantenberg scherte das nicht. Er war aufgeregt und verspürte keinen Hunger. Er trank lauwarmes Wasser aus der Hygieneanlage, obwohl jedermann wußte, daß dieses Wasser zum Trinken nicht geeignet war, und spülte damit die zwei Kapseln hinunter, die Yandikor ihm gegeben hatte. Dann legte er sich nieder. Er war so gut wie sicher, daß jede Gefangeneneinheit durch versteckte Bild- und Abhörgeräte unter Beobachtung gehalten wurde. Er war ebenso sicher, daß die Auswertung der Aufnahmen von positronischen Rechnern vorgenommen wurde. Immerhin gab es fünf Millionen Gefangene, die überwacht werden mußten. Die Automatik hätte wahrnehmen müssen, daß der Gefangene Thomas Kantenberg sich zur vorgeschriebenen Zeit nicht im Innern seiner Gefangeneneinheit befand. Den Umstand, daß diese Wahrnehmung entweder gar nicht erfolgt war oder zumindest ohne Reaktion blieb, erklärte sich Kantenberg damit, daß Leticron wahrscheinlich beizeiten dafür gesorgt hatte, daß bei der Beobachtung dieser Einheit andere Maßstäbe angelegt wurden als sonst üblich.
    Kantenberg war viel zu aufgeregt, als daß er hätte einschlafen können. Er wartete auf die Wirkung der beiden Kapseln.
    Als sie schließlich einsetzte, war es ihm, als hätte er die ganze Zeit über angestrengt nach einer Erinnerung gesucht, die jetzt, endlieh, zunächst zögernd, dann immer rascher und zielstrebiger zurückzukehren begann. Die Einzelheiten von Leticrons Plan enthüllten sich ihm. Je mehr er erfuhr, desto sicherer wurde er, daß es ein sorgfältig durchdachter Plan war, der große Aussicht auf Erfolg hatte.
    Niemand würde ihm nachweisen können, daß er dem Todeslager Zabrijna nicht aufgrund der eigenen Schlauheit und Tatkraft entkommen war. Im Gegenteil: bei dem Gedanken an das Blutbad, daß er anrichten mußte, um seinen Ausbruch glaubwürdig zu gestalten, empfand sogar der eiskalte Thomas Kantenberg ein unangenehm mes Würgen im Hals. Aber es gab keinen anderen Weg ... also mußte er diesen gehen.
    Schließlich war der Gewinn, der am Ende des grausamen Spiels winkte, nahezu jeden Einsatz wert. Um Leticron überhaupt interessieren zu können, hatte Kantenberg dem Ersten Hetran der Milchstraße ein unwiderstehliches Angebot machen müssen: er hatte sich erboten, für den Pariczaner den Fang der acht Alt-Mutanten vorzubereiten, deren Bewußtseine sich in den PEW-Adern des galaktischen Gesteinsbrockens Wabe 1000 befanden.
     
    2.
     
    Wie er aus den beiden Kapseln erfahren hatte, war ein Teil des Lagers, mit etwa achthunderttausend Insassen, über Nacht an einen neuen Arbeitsort versetzt worden. Der Transport ging völlig erschütterungsfrei vonstatten, so daß die von der Marter des Tages todmüden Gefangenen in ihrem tiefen Schlaf gewöhnlich nichts davon merkten. Mitsamt dem Lagerteil war eines der Kontrollgebäude transportiert worden, in dem sich die Wächter aufhielten und in dem die positronische Maschinerie installiert war, der letzten Endes die Überwachung des Lagers oblag. Auch ein Mast hatte den nächtlichen Transport mitgemacht. Er trug an seiner Spitze eine Reihe von Projektoren, und jedermann im Lager war der Ansicht, daß er dazu diente, die Projektionen zu erzeugen, die den Gefangenen während der morgendlichen Demoralisierungsstunde vorgeführt wurden. Nur Thomas Kantenberg wußte, seitdem er die beiden Kapseln verschluckt hatte, daß er noch eine maßgebliche Rolle bei der Stabilisierung des Prallfeldes spielte, das das Lager umschloß.
    Kantenberg nahm zur vorgeschriebenen Zeit sein Frühstück ein, das aus demselben unappetitlichen Brei bestand, den er gestern abend einzunehmen versäumt hatte, und verließ, wiederum um die vorgeschriebene Zeit, seine Gefangeneneinheit, um an der Demoralisierungsstunde teilzunehmen. Die Rolle

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