0693 - Höllen-Amazonen

Titel: 0693 - Höllen-Amazonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Barkawitz

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unweit einer Baumgruppe durch die Felsspalte gelangt.
    Doch gleich darauf bemerkte der Offizier, was hier nicht stimmte.
    Die Affenbrotbäume waren riesig!
    Jeder von ihnen ragte weit in den Himmel hinauf. So hoch, dass die Kronen im leichten Morgennebel verschwanden…
    Morgennebel? Pat O'Donnell stutzte. Als sie gerade eben vor den Mahdi-Anhängern geflohen waren, dämmerte die Nacht herauf. Es konnte nicht länger als eine halbe Minute gedauert haben, die schmale Felsritze zu durchqueren.
    Irritiert griff der Offizier in seinen Waffenrock und zog die Taschenuhr hervor. Klappte sie auf. Beinahe hätte der Ire den Zeitmesser panikartig fallen lassen.
    Beide Uhrzeiger drehten sich in irrsinnigem Tempo um das Ziffernblatt!
    Gleich darauf gab es ein lautes Knacken. Die Uhr war kaputt.
    Corporal Ali Khalub hatte zugesehen, was sein Vorgesetzter getan hatte.
    »Dieser Ort ist böse«, sagte der schwarze Soldat. »Selbst die Götter fürchten diesen Platz.«
    O'Donnell wollte seinem Untergebenen nicht schon wieder über den Mund fahren. Ihm selbst war alles andere als wohl in seiner Haut. Er trat unter die Affenbrotbäume. Hier er kam sich vor wie ein Zwerg, als einer der dicken Stämme neben ihm aufragte.
    Plötzlich flatterte ein Vogel auf. Beinahe hätte O'Donnell vor Entsetzen geschrien. Er hatte ja in Afrika schon einige seltsame Tiere gesehen. Krokodile, Zebras und Giraffen.
    Doch noch niemals einen Vogel mit zwei Köpfen und einem stachelbewehrten Schwanz!
    Zum Glück flog die grauenvolle Kreatur davon, ohne anzugreifen.
    Der junge Ire nahm Zuflucht bei den Dingen, die man ihm auf der Offiziersschule eingedrillt hatte.
    In unbekanntem Terrain musste man zunächst sondieren und Späher aussenden. So hatte er es gelernt.
    »Sova, Cham!«, blaffte er. »Ihr erkundet das Gelände Richtung Ostsüdost! Wir marschieren in Richtung Küste!«
    Die beiden Soldaten glotzten ihn an, als hätte der Offizier verlangt, dass sie in den offenen Höllenschlund springen sollten.
    »Zu Befehl, Effendi«, sagte Sova nach einer Weile. »Aber wo ist Ostsüdost?«
    Der Lieutenant warf seinem Untergebenen einen vernichtenden Blick zu. Er zog seinen eigenen Taschenkompass. Auch die Soldaten waren mit diesen Navigationsinstrumenten ausgerüstet.
    Der Kompass drehte genauso durch, wie es die Taschenuhr getan hatte!
    Wir sind hier außerhalb von Raum, und Zeit, flüsterte eine gemeine Stimme in O'Donnells Hinterkopf. Ali Khalub hat Recht, armer Pat! Sogar die Götter fürchten diesen Ort…
    »Schluss mit dem Unsinn!«, schnarrte O'Donnell. Der Lieutenant versuchte, seiner Stimme Festigkeit und Autorität zu geben. Der Versuch misslang. »Wir marschieren jetzt auf die Hügelkuppe zu. - Cham, Sova, ihr bildet die Vorhut!«
    Der Offizier deutete auf ein paar kahle kleine Berge.
    Wie zwei todgeweihte Gladiatoren machten sich Sova und Cham auf den Weg.
    Die versprengten Reste der A-Kompanie formten sich zu einer halbwegs ordentlichen Marschkolonne. O'Donnell setzte sich an die Spitze.
    Doch gleich darauf zeigte sich, dass die beiden Späher zu Recht gezaudert hatten.
    Sova wurde plötzlich hoch in die Luft gerissen!
    Der riesige Nubier schrie in Todesangst, als eine unsichtbare Macht seinen Körper hoch über dem Boden wie einen Kreisel drehte. Das Lee-Enfield-Gewehr flog in hohem Bogen davon.
    O'Donnell hätte gerne einen Befehl gebrüllt. Aber wie man gegen unsichtbare Dämonen kämpfte, hatte man ihm in Sandhurst nicht beigebracht.
    Genau wie seine Soldaten musste der Offizier ohnmächtig mitansehen, was mit Sova geschah.
    Die grausame Macht drehte den Körper des Soldaten immer schneller. Schließlich wirbelte Sova so rasend um die eigene Achse, dass man Einzelheiten an seinem Körper nicht mehr wahrnehmen konnte.
    Dann ging der arme Kerl in Flammen auf!
    Seine verzweifelten Todesschreie gellten seinen Kameraden in den Ohren.
    Schließlich hatte die dämonische Kraft genug von ihrem wehrlosen Opfer und ließ es zu Boden fallen.
    O'Donnell und seine Männer mussten sich abwenden.
    Der junge Offizier wurde beinahe wahnsinnig bei dem Gedanken, dass die Königin ihm das Leben der Soldaten anvertraut hatte! Er trug die Verantwortung dafür, dass seine Männer starben!
    »Bajonett pflanzt auf!«, kommandierte der Lieutenant mit zitternder Stimme. Es war zwar mehr als zweifelhaft, ob die vernichtende Macht sich durch ein paar Messer an Gewehrläufen einschüchtern lassen würde. Aber er wollte den Männern wenigstens den Anschein geben, die Lage noch