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0698 - Der Ghoul aus dem Gully

0698 - Der Ghoul aus dem Gully

Titel: 0698 - Der Ghoul aus dem Gully Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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aus den stinkenden Abwasserkanälen, wo sonst nur die Ratten hausten.
    Auch Harry Stahl hatte es gerochen. Seine Stimme klang gepreßt, als er sagte: »John, ich schätze, da tut sich etwas…«
    »Bestimmt.«
    »Wieso?« rief der Glatzkopf hinter mir.
    Ich gab die Antwort, ohne mich umzudrehen, und behielt weiterhin den Gully im Auge. »Euer Auftraggeber befindet sich auf dem Weg zu uns. Er ist schon nahe.«
    »Du Irrlicht. Ich höre nichts.«
    »Warte es nur ab.«
    Ich hörte ihn gehen. Er kam näher auf mich zu. Ich hoffte nur, daß er mich nicht niederschlagen würde, dann hatte der Ghoul tatsächlich freie Bahn.
    Ich schielte auf Harry Stahl. Er bewegte sich nicht, blickte aber auf den Glatzkopf. So konnte ich nur hoffen, daß er mir mit den Augen ein Zeichen gab, sollte der Kerl den Versuch unternehmen, mich niederschlagen zu wollen.
    Endlich verstummten die Schritte. Als der Glatzkopf dann sprach, stand er so dicht hinter mir, daß sein Atem über meinen Nacken streifte. Auch hörte ich ihn schnüffeln.
    »Scheiße, der Bulle hat recht. Hier stinkt es noch penetranter als sonst.«
    »Euer Freund kommt!«
    Diesmal drückte er mir die Mündung ins Kreuz. »Wir haben nichts gesehen und nichts gehört, Bulle. Du willst uns hier was vom Pferd erzählen.«
    »Laßt euch überraschen.«
    »Und woher soll er kommen?«
    »Aus dem Gully!«
    Meine Antwort hatte die drei Skinheads sprachlos gemacht, aber auch erreicht, daß sich die beiden für mich sichtbaren auf den Gully konzentrierten.
    Dort tat sich etwas.
    Noch lag der Deckel fest, aber durch die Lücken drangen widerliche Geräusche.
    Schmatzen, Klatschen, Würgen und Schlürfen vereinigten sich zu einer Geräuschkulisse, wie sie die Skinheads noch nie gehört hatten. Sie sahen sich selbst immer als tolle Kerle an, die nichts erschüttern konnte. Tatsächlich waren sie so zurückgeblieben, daß sie den Tatsachen nicht ins Auge sehen konnten. Und die waren bisher nur akustisch hörbar.
    Aber der Geruch nahm noch mehr zu. Und sehr bald schon änderte sich die Farbe der leeren Räume zwischen dem Gullygitter. Von unten her quoll eine Masse in die Höhe, die wie ein graugelber Pudding aussah, sich bewegte, auch zuckte, aber noch nicht den Weg nach außen fand. Ich starrte die Masse gebannt an und glaubte auch, darin zwei Augen erkennen zu können und die Andeutung eines Mauls, in dem sich lange, rasiermesserscharfe Zähne befanden.
    Keiner redete mehr.
    Die Spannung wuchs.
    Und explodierte.
    Denn mit einem wuchtigen Ruck flog der Gullydeckel in die Höhe, und der Ghoul hatte freie Bahn…
    ***
    Er kam, er quoll, er schleimte, und er verbreitete einen atemraubenden, ekelerregenden Leichengestank.
    Was da aus der Öffnung quoll, hatten der Kommissar und ich erwartet, nur die Skinheads wurden überrascht. Sogar der Glatzkopf bewegte sich von mir weg. Er ging nach rechts, geriet in mein Blickfeld und vergaß dabei, die Mündungen der abgesägten doppelläufigen Schrotflinte auf mich zu richten.
    Dennoch bewegte ich mich nicht. Eine falsche Bewegung hätte ihn durchdrehen lassen können, denn er stand sowieso schon unter einem ungeheuren Streß.
    »Das ist nicht Helmut!« keuchte er mit einer Stimme, die nicht mehr die seine war. »Scheiße, das ist er nicht…«
    Er war es doch. Nur hatte er sich verwandelt und kehrte als Monstrum zurück.
    Seine Gestalt paßte sich dem Durchmesser der Öffnung an, schraubte sich immer weiter in die Höhe, mit dem Kopf voran, einem Schleimgebilde, in dem die Augen wackelten wir in einer Puddingmasse und das Maul mit den Reißzähnen weit offenstand.
    Er besaß auch so etwas wie Arme, die allerdings waren mehr angedeutet, obgleich er sich damit abstützen konnte. Zu halten war er nicht.
    Ich warnte die Skinheads, die sich wieder einmal für den falschen Weg entschieden hatten. »Ihr solltet verschwinden. Es ist besser für euch. Wenn der Ghoul euch packt, wird er nur bleiche Knochen zurücklassen, und er ist mit einer normalen Waffe nicht zu töten. Ich mache dir einen Vorschlag, Glatzkopf. Nimm meine Waffe und schieß ihm eine Silberkugel in den Balg. Aber beeil dich.«
    »Halt die Schnauze, Bulle!«
    Der Skinhead stand unter Strom. Er wußte nicht, was er tun sollte, aber er mußte etwas unternehmen, denn der Ghoul hatte den Gully verlassen und stand in seiner vollen Größe davor.
    Alles an ihm bewegte sich. Seine Gestalt blieb zwar, aber das innere befand sich in einem ständigen Fluß. Auch der wie aufgepfropft wirkende Schädel, in

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