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07 - Geheimagent Lennet jagt das Geisterschiff

07 - Geheimagent Lennet jagt das Geisterschiff

Titel: 07 - Geheimagent Lennet jagt das Geisterschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Volkoff
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untersetzter Bursche, der etwa so groß war wie er selbst, ihm mit drohender Miene den Weg versperrte.
    »Wer bist du?« fragte der junge Spanier. Das war eine Frage, auf die nicht leicht zu antworten ist, vor allem, wenn man Geheimagent ist.
    »Ich bin der, den du angehalten hast, ohne daß er weiß warum", sagte Lennet ausweichend.
    »Du wirst es gleich erfahren", sagte der andere knurrend. »Sag mir deinen Namen, wenn du ein Mann bist.«
    »Ich heiße Jean Normand.«
    »Also gut, Jean, mein Herzchen. Jetzt wird Manuel Escandell dir etwas beibringen.«
    »Das ist sehr liebenswürdig von ihm.«
    Manuel zog ein Messer mit feststehender Klinge aus der Tasche.
    »Und wenn ich dir etwas beibringe, dann ist es eine Lektion mit dem da", erklärte er und machte eine Bewegung mit dem Messer.
    Lennet, dem man beigebracht hatte, niemals einen Streit zu suchen, ihm aber auch nicht aus dem Weg zu gehen, wenn es darauf ankam, sagte nichts. Manuel kam einen Schritt näher.
    »Ich bin der Verlobte von Chiquita, und ich habe es langsam satt zuzusehen, wie sie mit allen Touristen von Ibiza ausgeht.
    Manchmal ist es ein Engländer, manchmal ein Amerikaner und dann auch ein Sizilianer. Heute ist es ein Blonder und morgen ein Brauner. Sie geht mit dem einen baden, mit dem anderen essen und mit einem dritten tanzen. Wir waren glücklich, als die Touristen noch nicht so massenweise kamen, und ich will, daß die alten Zeiten wiederkommen. Hast du das verstanden?«
    »Ganz und gar", sagte Lennet friedlich.
    »Wenn ich dich noch einmal mit ihr sehe, renne ich dir dieses Messer in den Bauch.«
    »Meinst du das in vollem Ernst?« fragte Lennet.
    »Du kannst es ja probieren, und du wirst dann schon sehen.«
    »Wenn das so ist", sagte Lennet sehr ruhig, »dann werde ich dir das Ding wegnehmen müssen.«
    Mit einer raschen Drehung zur Seite ergriff Lennet Manuels Arm. Er zog, und dann drückte er. Die Finger Manuels öffneten sich, das Messer klirrte zu Boden.
    »Die Leute werden schon aufmerksam", sagte Lennet, ohne den Griff zu lockern. »Es ist besser, wenn wir unsere Auseinandersetzung auf später verschieben. Ich habe nicht die Absicht, deine Chiquita aufzufressen. Das verspreche ich dir.
    Aber wenn du willst, daß sie dir gehorcht, warum heiratest du sie denn dann nicht?«

    Manuel zog ein Messer, um Lennet zu zeigen, wie ernst er seine Drohung meinte
    Und er ging weg, ohne sich die Mühe zu machen, das Messer des hitzigen Liebhabers mitzunehmen.
    Im Montesol traf er seinen Freund Pablito, der vor Freude strahlte.
    »Senor", gestand der Kleine, »niemand hat etwas gemerkt, weil Sie so freundlich waren, nichts zu sagen. Ich habe Senor Orlandini gesehen und habe ihm erzählt, ich hätte Ihr Gepäck von oben bis unten durchsucht und nichts Besonderes gefunden außer einem dicken amerikanischen Wecker. Er hat mir wieder hundert Peseten gegeben. Muß ich die Ihnen abgeben?«
    »Nein, behalte sie, Pablito. Und hier hast du sogar noch einmal hundert. Streng dich ein bißchen an und versuche herauszubekommen, wie Pepito, der Korsar, wirklich heißt, und was für einen Namen der Franzose hat, der hier Land aufkauft und sich Aspic nennt.«
    »Ich werde mich erkundigen, Senor. Vielen Dank, Senor.«
    Lennet aß im Hotel und kehrte dann in die Altstadt zurück. Es war ihm am Morgen klargeworden, daß Luftaufnahmen, auch wenn sie noch so genau waren, nur einen ungefähren Eindruck vermitteln. Und deshalb wollte er sich etwas genauer orientieren.
    Über der Altstadt lag eine drückende Hitze, und Lennet wurde rasch müde. Er wäre gern in einen der wenigen Läden gegangen, um etwas Obst zu kaufen und sich etwas auszuruhen, aber sie waren wegen der Siesta, der spanischen Mittagsruhe, alle geschlossen.
    Endlich fand er eine offene Tür, die ins Untergeschoß eines schönen Herrenhauses, führte. Sie war mit einem Plakat geschmückt, auf dem ein modernes abstraktes Gemälde abgebildet war. Es handelte sich zweifellos um eine Galerie.
    Lennet stieg einige Stufen hinab und kam in einen großen Raum, der angenehm kühl war. Das Halbdunkel, das hier herrschte, unterstrich noch die Ähnlichkeit der abstrakten Bilder, die hier an der Wand hingen, und die, mit großen breiten Pinselstrichen auf die Leinwand gestrichen, irgendwie eine große Explosion darzustellen schienen. Lennet betrachtete das Gemälde eine Weile im Dämmerschein.
    Plötzlich ging das Licht an, ohne daß da jemand gewesen wäre, der es anzünden konnte. War es vielleicht ein automatisches

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