07 - komplett
murmelte White vor sich hin. Dann rief er: „Los, Weasel, bringen Sie uns weg von hier!“
Wenig später waren die „Bien Aimé“ und die „Swift“ getrennt, und es sah so aus, als könnten sie der Gefahr entrinnen. Zwei Boote konnte die Fregatte unmöglich verfolgen. Aber während des Fluchtversuchs flammten Laternen an Bord des Kriegsschiffs auf, Geschützpforten wurden geöffnet und große Kanonen ausgefahren, was ein donnerndes Geräusch nur allzu deutlich bekundete.
„Schneller, Mann, schneller!“, brüllte White.
Zu spät. Ohrenbetäubend explodierte Schiffspulver, ein Geschoss, das bedrohlich nahe bei der „Swift“ ins Wasser stürzte, wirbelte eine gewaltige Fontäne empor.
Das französische Boot hatte schneller gedreht. Doch nur scheinbar konnte es die Chance zur Flucht nutzen. Noch ein Krach, noch eine Kugel, die kurz vor dem Bug der
„Bien Aimé“ einschlug.
„Ergeben Sie sich!“, rief der Kapitän, „oder das nächste Geschoss wird Sie treffen!“
Da kapitulierten die Franzosen und holten ihre Flagge ein.
In diesem Moment erkannte White seine Chance. „Segelt weiter, Männer!“
Sobald die „Swift“ Kurs auf die Küste nahm, feuerte die „Hawks“ leewärts, um die Segeltüchtigkeit des kleinen Boots zu beeinträchtigen, aber kein Leck zu verursachen. Offensichtlich wurden die Geschütze von ausgezeichneten Kanonieren bedient. Jack ging in Deckung, als der Schuss einen Mast zerstörte, messerscharfe Splitter rieselten auf das Deck herab.
Schon nach kurzer Zeit war die Flucht der „Swift“ beendet.
In der Kabine hörten Francesca und Tom den Kanonendonner deutlich genug.
„Endlich“, seufzte Tom. „Wir sind in Sicherheit.“
„Der Zoll“, wisperte Francesca. „Aber man wird dich verhaften.“
„Nein, nicht der Zoll, die Na ...“ Direkt über ihren Köpfen dröhnte eine Explosion und schnitt ihm das Wort ab, ein scheußliches Geräusch wies auf geborstenes Holz hin.
Plötzlich schwankte das Boot so heftig, dass Francesca gegen die Wand geworfen wurde. Sekunden später verstummte der Kanonendonner, unheimlich Stille folgte dem Lärm.
„Bist du verletzt, Tom?“
„Nein“, ertönte ein heiseres Flüstern. „Und du?“
„Auch nicht.“
„Aber die ‚Swift‘ wurde getroffen.“
Francesca nickte. „Wenigstens wurden die Schmuggler aufgehalten.“
„Vorerst. Wahrscheinlich versuchte White zu entkommen. Hoffentlich leckt das Boot nicht. Sonst ertrinken wir, bevor man uns hier herausholt.“
Ihr Blick glitt zur Tür. „Zum Glück hat Mr Black die Tür offen gelassen.“
Verblüfft starrte er sie an. „Warum sagst du mir das erst jetzt?“
„Dazu hast du mir früher keine Gelegenheit gegeben.“
Ärgerlich runzelte er die Stirn. „Komm, Fran.“
Der angrenzende Frachtraum war leer, doch die Laterne brannte immer noch.
Vorsichtig schlichen sie zum Niedergang.
„Warte hier“, murmelte Tom, „ich sehe mich an Deck um.“
Darauf ließ sie sich nicht ein. „Nein, ich begleite dich.“
Tom verdrehte die Augen, aber er widersprach nicht und stieg zuerst die Leiter hinauf, dicht gefolgt von Francesca. Neben der Luke stapelten sich bereits die ersten Cognacfässer, die aus dem Laderaum des französischen Boots stammten. Die Geschwister duckten sich dahinter, nachdem sie an Deck gekrochen waren.
Tom wandte sich zu Francesca und wollte ihr etwas zuflüstern. Doch sie legte einen Finger auf ihre Lippen und zeigte nach vorn. Nur wenige Schritte entfernt standen Mr White und Mr Black. Unfern der „Swift“ ragte drohend eine große Marine-Fregatte auf.
Vom Deck der Fregatte waren zwei Beiboote hinabgelassen worden, und Jack hatte die Marine-Soldaten an einem Fallreep hinabklettern sehen. Sogar im nächtlichen Dunkel konnte er die weißen Gesichter erkennen. Ein Boot wurde zur „Bien Aimé“
gerudert, das andere hatte die „Swift“ bereits erreicht.
„Offenbar ist das Spiel vorbei, Edmund“, bemerkte Jack.
„Irgendwer muss uns verpfiffen haben. Wie sollten sie sonst wissen, wo wir zu finden waren?“
Die Musketen im Anschlag, kletterten die Soldaten an Bord.
„Sicher war’s dieser verdammte Linden“, flüsterte White. „Nun wissen wir, warum er sich die ganze Nacht so seltsam benommen hat. Den Kerl erwürge ich mit bloßen Händen!“
„So vorschnell würde ich ihn nicht verurteilen, Grosely“, mahnte Jack.
„Was zum Teufel treibst du denn? Wieso sprichst du mich mit meinem richtigen Namen an?“ Erbost fuhr White zu Jack herum.
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