07 - Old Surehand I
später jagten wir davon, der großen Fährte nach, welche längs der eingesteckten Pfähle nach Südosten führte. Nach kaum zehn Minuten kamen wir bei den Dragonern an, welche, bei ihren Pferden lagernd, auf uns gewartet hatten.
Von der Stelle aus, an welcher wir uns jetzt befanden, konnten wir die ‚Hundert Bäume‘ mit bloßen Augen nicht erkennen; aber die Probe überzeugte mich, daß das Fernrohr bis hin trug, so daß ich die Comanchen sehen mußte, sobald sie angekommen waren.
Ich hatte nicht lange zu warten, so bemerkte ich wirklich die Kundschafter, welche sich dem Wasser langsam und äußerst vorsichtig von beiden Seiten näherten. Sobald sie sahen, daß niemand dort war, ritten sie schnell hin. Sie durchsuchten die Büsche, und als sie keinen Feind dort fanden, lagerten sich sieben von ihnen, während der achte zurückritt. Er hatte Nale-Masiuv zu melden, daß er kommen könne.
Von jetzt an verging eine volle Stunde, bis ich sah, daß sich die Lagerstelle wieder belebte. Die Comanchen waren angekommen. Als ich das Old Surehand mitteilte, sagte er:
„Nun beginnt der erste Akt des Schauspiels, welches wir beabsichtigen, die Gefangennahme von Nale-Masiuv. Ich denke, daß wir nicht lange warten dürfen. Meint Ihr nicht?“
„Ja. Sie bleiben jedenfalls nur so lange dort, wie nötig ist, den Menschen und Pferden Wasser zu geben. Also fort!“
„Wir alle auf einmal?“
„Nein. Wir müssen sie umzingeln, erst von weitem, ohne daß sie uns sehen. Dann ziehen wir plötzlich den Kreis schnell und eng zusammen. Diejenigen von uns, welche am weitesten zu reiten haben, müssen da natürlich eher fort als die andern.“
„Wer ist das?“
„Das seid Ihr mit den Apachen, welche ich unter Euern Befehl stelle, Mr. Surehand.“
„Das freut mich ungemein. Danke, Sir!“
„Ihr reitet außerhalb der Sichtweite um die ‚Hundert Bäume‘ herum und besetzt die Höhe derselben rund am Rand des Gebüschs, so daß Ihr mit den fünfzig Apachen einen Halbkreis bildet. Eure Leute steigen von den Pferden und legen sich so zwischen die Büsche, daß sie das unten am Wasser befindliche Lager mit ihren Gewehren bestreichen können.“
„Wir sollen schießen?“
„Nur dann, wenn die Comanchen sich wehren oder mit Gewalt durch Eure Linie dringen wollen. Wie lange denkt Ihr, daß Ihr braucht, um hinter ihren Rücken zu kommen?“
„Ihr werdet da möglichst genau Zeit wissen wollen, um Euch nach mir richten zu können?“
„Allerdings.“
„So will ich sagen, daß Ihr von jetzt an genau in einer halben Stunde kommen könnt. Habt Ihr noch eine Verhaltungsmaßregel?“
„Ich muß mich auf Euren Scharfsinn verlassen und kann mich nur im allgemeinen dahin aussprechen, daß wir nur dann zu den Waffen greifen, wenn es nötig ist. Ich werde mit den Dragonern so geritten kommen, daß wir einen Bogen bilden, dessen beide Enden sich eng an Euern Halbkreis schließen. Dann haben wir die Comanchen in unsrer Mitte. Sie werden zunächst nur uns sehen und nach rückwärts fliehen wollen, wo Ihr seid. Um ihnen zu zeigen, daß sie auch dort eingeschlossen sind, laßt Ihr Eure Apachen ihr Kriegsgeheul anstimmen, sobald wir mit Euch Fühlung gewonnen haben.“
„Dann warten wir?“
„Ja.“
„Worauf?“
„Auf das Resultat, welches meine Unterredung mit Nale-Masiuv haben wird.“
„Ah! Ihr wollt mir ihm verhandeln?“
„Natürlich! Auf welche andre Weise könnte ich ihn bewegen, sich uns freiwillig zu ergeben?“
„Das ist ein Wagnis für Euch, Sir!“
„Habt keine Angst um mich!“
„Nale-Masiuv ist als ein pfiffiger, hinterlistiger Mensch bekannt. Schenkt ihm ja nicht zuviel Vertrauen, Mr. Shatterhand!“
„Mit Hinterlist bringt er es bei mir zu nichts, sondern er schadet sich nur selber; darauf könnt Ihr Euch verlassen.“
„Schön! Also, mag's beginnen. Lebt einstweilen wohl!“
Er ging zu den Apachen, gab ihnen einige kurze Anweisungen und ritt dann mit ihnen fort. Ich wendete mich an den Kommandanten, indem ich ihn fragte:
„Wer soll jetzt Eure Leute befehligen, Sir? Der Tanz beginnt.“
„Natürlich ich!“
„Gut; aber schießt mir keine Böcke!“
„Habe mich freilich von den Roten übertölpeln lassen; jetzt aber könnt Ihr überzeugt sein, daß es keine Böcke gibt.“
„So hört, was ich Euch sage! Wir reiten im Galopp direkt auf die ‚Hundert Bäume‘ zu und bilden gleich von hier aus einen Halbkreis, dessen Enden die äußersten Büsche berühren.“
„Ich verstehe. Hinter diesen
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