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07 - Old Surehand I

07 - Old Surehand I

Titel: 07 - Old Surehand I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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viel Beute einbringende Raubzüge unternommen hatte.
    Unter diesen Umständen wäre ein anderer wohl zunächst auf seine eigene Sicherheit bedacht gewesen und hätte es wahrscheinlich für geraten gehalten, der Aufforderung Winnetous nicht zu folgen; mir aber kam dieser Gedanke gar nicht in den Sinn. Winnetou hatte sich mir voran ganz unbedenklich in dieselben Gefahren begeben, die mir bevorstanden, wenn ich ihm jetzt folgte. Sollte ich weniger Mut zeigen als er? Als er seine Aufforderung in den Stamm des Baums steckte, war er überzeugt, daß ich derselben sofort nachkommen werde. Sollte ich dieses Vertrauen täuschen? Konnte ich ihm jemals wieder ruhig und offen in die Augen sehen, wenn ich mich jetzt feig aus dem Staub machte? Niemals!
    Ich war zwar ganz allein und auf mich selbst angewiesen; aber ich hatte gute Waffen und ein ausgezeichnetes Pferd, auf welches ich mich verlassen konnte. Auch kannte ich die Gegend oder die Gegenden genau, die ich zu durchreiten hatte, und sagte mir, daß es für einen erfahrenen Westmann leichter sei, allein durchzukommen als in Begleitung von Leuten, auf die er sich nicht vollständig verlassen kann. Und hätte es außerdem noch irgendein Bedenken gegeben, so wäre es hinfällig geworden unter dem Bewußtsein: Bloody-Fox befindet sich in Gefahr; er muß errettet werden. Ich stieg also auf das Pferd und folgte dem Wunsch meines roten Freundes und Bruders.
    So lange ich mich in der eigentlichen Sierra befand, hatte ich weniger zu befürchten; es gab da Deckung genug, und ich war gewohnt, gut aufzupassen. Dann aber gab es kahle Plateaus, auf denen man schon aus sehr weiter Entfernung bemerkt werden konnte; sie waren von steilen Schluchten und tiefen Cañons durchschnitten, deren Vegetation nur aus spärlichen Aloen und Kakteen bestand, hinter denen sich ein Reiter nicht verbergen kann. Ich konnte in einem solchen Cañon auf Comanchen treffen; dann war ich nur dadurch zu retten, daß ich schnell umkehrte und mich auf die Flüchtigkeit und Ausdauer meines Pferdes verließ.
    Die gefährlichste dieser Schluchten war der sogenannte Mistake-Cañon (Irrtumsschlucht, Schlucht des Versehens), weil er den betretensten Indianerweg zwischen der Ebene und den Bergen bildete. Er hatte seinen Namen einer unheilvollen Verwechslung zu verdanken; man erzählte sich, daß ein weißer Jäger da seinen besten Freund, einen Apachen, an Stelle eines feindlichen Comanchen erschossen habe. Wer dieser Weiße und wer die beiden Roten gewesen waren, das wußte ich nicht; ich hatte die Namen nicht erfahren können. Auch abgesehen von seiner sonstigen Gefährlichkeit wurde der Cañon seitdem von abergläubischen Westmännern gemieden; man sagte sich, daß es selten einem Weißen gelinge, ihn ohne Schaden zu passieren; der Geist des erschossenen Apachen führe jeden ins Verderben.
    Dieser Geist machte mir natürlich wenig Sorge; wenn ich nur auf keine menschlichen Feinde traf, so mochte er mir immer begegnen. Aber lange, bevor ich ihn erreichte, bemerkte ich die Spuren mehrerer Reiter, welche von der Seite her kamen und in meiner Richtung weiterführten. Ledige Pferde, Mustangs, konnten es nicht gewesen sein, weil es hier keine gab. Als ich abstieg und die Fährte untersuchte, bemerkte ich zu meiner Beruhigung und zugleich Verwunderung, daß die Pferde beschlagen gewesen waren; die Reiter hatten also nicht der roten Rasse angehört. Wer waren sie, und was wollten sie hier?
    Weiterhin war einer von ihnen abgestiegen, vielleicht um den Sattelgurt fester zu schnallen, und die anderen waren inzwischen weitergeritten. Ich betrachtete die Stelle genau und erkannte zur linken Seite seiner Fußspuren mehrere kurze, messerrückenschmale Einritzungen. Wovon? Hatte dieser Reiter einen Säbel getragen? Dann hatte ich Soldaten, Kavalleristen, vor mir. War etwa Militär gegen die Comanchen ausgerückt, um sie für die erwähnten Raubzüge zu züchtigen? Auf die Beantwortung dieser Frage höchst gespannt, folgte ich der Fährte im Galopp und entdeckte dabei, je weiter ich kam, desto mehr weitere Spuren, welche aus allen Richtungen kamen und in alle führten. Nun gab es keinen Zweifel mehr darüber, daß sich Truppen vor mir befanden, und als ich nach einiger Zeit um den Ausläufer eines dichten Kaktuswaldes bog, sah ich das Lager derselben vor mir, welches, wie ich mit dem ersten Blick bemerkte, nicht für kurze Zeit bestimmt war. Die Kaktusstrecke sicherte vor jedem Überfall von hinten und der Seite, und nach vorwärts konnte

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