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07 Von fremder Hand

07 Von fremder Hand

Titel: 07 Von fremder Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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verstehe nicht«, sagte Bram mit zitternder Stimme.
      »Wir verstehen es auch noch nicht. Sie -«
      »Duncan!«, rief Gemma ihm vom Krankenwagen aus zu.
      »Entschuldigen Sie«, murmelte er, an Bram gewandt, und drängte sich durch den Pulk von Polizisten zu Gemma durch.
      »Faith möchte mit dir reden, bevor sie abfahren.«
      Er stieg in den Krankenwagen. »Sie haben geläutet, Prinzessin?«
      Faiths Lippen bewegten sich, und er beugte sich weiter zu ihr herab. »Ich wollte, dass Sie wissen...« Ihre Stimme war nur ein schwacher Hauch. »Andrew... ich wollte ihm nicht wehtun. Er - er sagte, er könne es nicht ertragen, wenn Winnie davon erfahren würde...«
      »Sie haben das einzig Mögliche getan«, versicherte Kincaid ihr mit fester Stimme. »Sie haben nur sich selbst und Ihre Tochter verteidigt.«
      »Ist er...«
      »Denken Sie nicht darüber nach.«
      »Wir sind abfahrbereit«, drängte der Sanitäter.
      Kincaid wandte sich wieder an Faith und sagte: »Bald geht’s Ihnen wieder besser. Wir sehen uns dann im Krankenhaus.« Er stieg aus und stand neben Gemma, während der Rettungswagen davonbrauste.
      »Sie ist so schwach«, murmelte Gemma. »Da war so viel Blut... Und sie hat sich so schrecklich kalt angefühlt...«
     
    Die Illuminationen raubten Winnie den Atem. So tief und leuchtend waren die Farben, so filigran die Details der minuziös ausgeführten Illustrationen, die jede zweite Seite des Foliobandes schmückten, dass sie sich kaum davon losreißen konnte, um sich dem eigentlichen Choral zuzuwenden.
      Das Manuskript bestand aus sechzehn Seiten hauchdünnen, fast durchscheinenden Pergaments, das so gefaltet war, dass es ein großformatiges, flaches Buch ergab. Auf der jeweils rechten Seite füllten die Illustrationen die obere linke Ecke aus, fast ein Viertel der Seite, mit Verzierungen, die sich über den linken Rand sowie den Fuß der Seite fortsetzten. Der Text war auf Latein, und darüber verliefen jeweils vier rote Notenlinien, auf denen der eigentliche Choral mit schwarzer Farbe in einer altertümlichen eckigen Notenschrift notiert war.
      »Er besteht tatsächlich aus zwölf Teilen«, sagte sie. »Aber ich erkenne die Sequenz nicht. Es ist keine normale Messe.«
      »Das Stundengebet?«, schlug Jack vor.
      Winnie erklärte Fiona die Zusammenhänge. »Das Stundengebet setzt sich traditionell aus den Gottesdiensten zusammen, die in einem Kloster zu bestimmten Tageszeiten gemeinsam gefeiert werden: Matutin, Laudes, Prim, Terz, Sext, Non, Vesper und Komplet. Das Repertoire des Chorals könnte auch das Rezitieren von Psalmen beinhaltet haben...« Sie wandte sich wieder dem Manuskript zu und begann mühsam den verschnörkelten Text zu entziffern und zu übersetzen. Sie murmelte die Worte vor sich hin - und plötzlich hatte sie es erfasst. »Es ist ein Psalm. Nummer 148! Halleluja! Lobet im Himmel den Herrn; lobet ihn in der Höhe! Lobet ihn, alle seine Engel; lobet ihn, all sein Heer! Lobet ihn, Sonne und Mond; lobet ihn, alle leuchtenden Sterne! Lobet ihn, ihr Himmel allenthalben und die Wasser, die oben am Himmel sind! Es geht noch weiter, mit Tieren und allem Vieh, mit Gewürm und Vögeln.«
      »Und sieh dir mal die Illuminationen an.« Fiona zeigte mit dem Finger darauf, ohne jedoch das Pergament zu berühren.
      »Da sind die Sonne und der Mond und die Sterne, und hier auf der nächsten Seite die Vögel... Aber schaut doch, der Hintergrund von diesem Bild hier - das ist Glastonbury. Da ist die Abtei, und dahinter der Tor.«
      »Das hier ist Edmunds Werk«, sagte Jack. »Davon bin ich überzeugt. Seht hier, das ist wieder Glastonbury. Und hier. Und das hier, mit dem Wasser, das aus dem Hügel fließt, das ist Chalice Well, wie es damals ausgesehen hat, der Ort, wo er sich mit Alys getroffen hat.«
      »In den letzten Tagen aber«, las Winnie, »wird der Berg, darauf des Herrn Haus ist,fest stehen, höher denn alle Berge, und über die Hügel erhaben sein, und die Völker werden dazu laufen... Das ist Micha.« Sie blätterte einige Seiten weiter und sagte: »Und danach kommt die Offenbarung des Johannes. Es ist die Botschaft Jesu an die Gemeinde zu Philadelphia: »Wer überwindet, den will ich machen zum Pfeiler in dem Tempel meines Gottes, und er soll nicht mehr hinausgehen, und ich will auf ihn schreiben den Namen meines Gottes und den Namen des neuen Jerusalem, der Stadt meines Gottes. Glastonbury... das neue Jerusalem...«
      »Kannst du

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