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07 Von fremder Hand

07 Von fremder Hand

Titel: 07 Von fremder Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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gefeuert. Er konnte danach nie wieder erfolgreich als Architekt arbeiten, und wenn ich mich recht erinnere, ist er in Armut gestorben. Wenn der Mann auch nur einen Funken Verstand gehabt hätte, dann hätte er den Mund gehalten.«
      »Aber er fand ganz einfach, dass er sein Wissen mitteilen musste. Ich würde sagen, Bond war einfach zu ehrlich. Und ich glaube nicht, dass er je behauptet hat, mit Geistern in Kontakt getreten zu sein. Er dachte, er hätte vielleicht nur eine Verbindung zu einem bestimmten Teil seines Unterbewusstseins hergestellt.«
      »Halten Sie es denn für möglich, was auch immer die Quelle war?«
      »Bonds Fall ist nicht der einzige. Es gibt reichlich dokumentierte Beispiele von Menschen, die Dinge über die Vergangenheit wussten, für die es keine andere Erklärung gab.« Nicks Blick fiel auf das Blatt, das Montfort mit der Hand zum Teil verdeckt hielt, und eine plötzliche Erregung packte ihn. »Aber Sie sprechen doch nicht nur von einer theoretischen Möglichkeit, nicht wahr?«
      »Das ist« - Montfort schüttelte den Kopf - »verrückt. Zu verrückt, als dass man es irgendjemand erzählen könnte. Aber der Zufall, dass ich Sie hier treffe... Ich -« Er sah sich um, als sei ihm plötzlich bewusst geworden, dass noch andere Gäste in der Nähe waren, und senkte die Stimme.
      »Als ich heute Abend an meinem Schreibtisch saß, da habe ich... etwas geschrieben. Auf Latein, was ich seit der Schulzeit nicht mehr benutzt habe - und ich konnte mich hinterher nicht erinnern, es geschrieben zu haben. Ich habe das verdammte Ding zerrissen... Und dann das hier...« Er fuhr mit der Fingerspitze über das Gekritzel auf dem Skizzenblock.
      »Wahnsinn, Mann!«, hauchte Nick tief beeindruckt. »Ich würde meine Mum hergeben, um so was mal am eigenen Leib erleben zu können.«
      »Aber wieso ich? Ich habe nicht darum gebeten«, gab Montfort hitzig zurück. »Ich bin Architekt, aber ich weiß nicht mehr über die Abtei, als man von jedem erwarten kann, der hier aufgewachsen ist. Ich bin nicht sonderlich religiös. Ich habe mich nie für Spiritismus interessiert - oder überhaupt für irgendwelche übersinnlichen Phänomene.«
      Nick dachte einen Augenblick darüber nach. »Ich bezweifle, dass diese Dinge willkürlich geschehen. Vielleicht haben Sie irgendeine Verbindung zur Abtei, die Ihnen nicht bewusst ist.«
      »Das hilft mir sehr viel weiter«, sagte Montfort, doch in seinen strahlend blauen Augen blitzte so etwas wie Humor auf. »Und wie finde ich jetzt heraus, was es ist und warum das hier mit mir passiert?«
      »Vielleicht könnte ich Ihnen helfen. Sie wissen, dass es nicht Bond selbst war, der die Botschaften geschrieben hat, sondern sein Freund John Bartlett. Bond hat ihn geführt, indem er ihm Fragen stellte.«
      »Sie wollen also zu meinem Bond den Bartlett geben, wie?«
      »Sie sagten, Sie stammen aus Glastonbury. Das ist doch schon mal kein schlechter Anfang.«
      »Die Familie meines Vaters ist allerdings schon seit Ewigkeiten in der Gegend um Glastonbury ansässig. Er war Rechtsanwalt. Ein großer, kräftiger und ernsthafter Mann, der genau wusste, wo sein Platz in der Welt war.« Montfort nahm einen Schluck von seinem Bier, und als er fortfuhr, klang seine Stimme sanfter. »Aber was meine Mutter betrifft, die war aus ganz anderem Holz geschnitzt. Sie liebte Geschichten, und als wir klein waren, hat sie uns immer gerne irgendwelche Sachen nachspielen lassen.«
      »Uns?«
      »Mein Cousin und meine Cousine, Duncan und Juliet, und ich. Meine Tante und mein Onkel hatten ein Faible für Shakespeare. In den Ferien haben wir sie immer in Cheshire besucht. Das war eine andere Welt. Die Kanäle, und dann die walisischen Hügelketten in der Ferne...«
      Wieder verstummte er, die Augen halb geschlossen. Nick wollte ihn eben bitten, doch weiterzuerzählen, als Montfort ohne Vorwarnung nach dem Stift griff. Seine Hand begann gleichmäßig über das Papier zu gleiten.
      Nick übersetzte die lateinischen Worte, sowie sie auf dem Blatt erschienen. Deo juvante,.. mit Gottes Hilfe... werdet ihr es wieder gutmachen. ... Ob das wohl auch ihn selbst betraf, fragte er sich. Konnte er vielleicht irgendwie wieder gutmachen, was er angerichtet hatte?
      In diesem Augenblick wusste Nick, weshalb er nach Glas-tonbury gekommen war, und er wusste, weshalb er geblieben war.
     
    Faith Wills ließ ihre Stirn auf das kühle Plastik des Toilettensitzes sinken. Sie rang nach

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