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070 - Der Galgenbaum im Jenseits

070 - Der Galgenbaum im Jenseits

Titel: 070 - Der Galgenbaum im Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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unterzugehen und zu ersticken.
    Der glitschige Morast klebte mit seinen schlammigen Händen an Jesse Higgins und zog ihn Millimeter um Millimeter tiefer. Je mehr und je schneller er sich bewegte, desto rascher ging er unter, tauchte ein in diesen braunen, modrigen Brei.
    Yamma hörte auf zu »weinen«. Die reißenden Sturzbäche versiegten. Sie hatten ihre Schuldigkeit getan, hatten die beiden Männer dorthin befördert, wo Yamma sie haben wollte.
    In Higgins spielte sich Unbeschreibliches ab. Seine Seele befand sich in Aufruhr. Alles in ihm lehnte sich gegen das unvermeidlich scheinende Schicksal auf. Er breitete die Arme aus, während seine Beine absackten. Als er sich in Toms Richtung drehte, kostete ihn das fast zehn Zentimeter.
    Zehn Zentimeter Leben! Zehn Zentimeter dem Tod näher!
    »Tom!« schrie er verzweifelt. »Du darfst nicht tot sein! Mein Gott, Freund! Du mußt leben! Um Himmels willen, Tom, hilf mir! Ich will nicht in diesem Sumpf zugrunde gehen!«
    Ein tiefes Schluchzen mengte sich in sein Rufen, doch Tom Bellwood reagierte nicht, deshalb versuchte sich Higgins abermals selbst zu retten.
    Er wußte, daß dieser Versuch von Anfang an zum, Scheitern verurteilt war, und daß er ihn weitere Zentimeter kostete, aber er konnte nicht einfach stillhalten und sich in sein grauenvolles Schicksal ergeben.
    »Tom!« brüllte er zwischendurch immer wieder. »Bitte, Tom!«
    Es war, als könnte er mit seinem Schreien Tote aufwecken. Plötzlich regte sich Tom Bellwood.
    Blinzelnd schlug er die Augen auf. Es dauerte einige Sekunden, bis in seinem Kopf einigermaßen Ordnung herrschte. Er war zwar noch stark benommen, konnte sich aber schon wieder erinnern, was geschehen war.
    Und er vernahm die verzweifelten Schreie des Freundes. Sie rüttelten seine Lebensgeister wach. Er richtete sich auf. Schmerzen überall… Hatte er sich was gebrochen? Er tastete seine Gliedmaßen ab, griff dann nach einem jungen Baum und zog sich daran hoch. Als er Jesse Higgins sah, zog sich seine Kopfhaut zusammen.
    Der Freund steckte tief im Morast. Nur seine Hände und das Gesicht schauten heraus.
    »Tom…! Hilf…! Tom, bitte schnell!«
    Bellwood merkte, daß sein Rucksack mit einem Riemen noch an seiner Schulter hing. Rasch nahm er ihn ab. Mit zitternden Fingern öffnete er ihn und holte ein Seil heraus.
    »Schnell, Tom, beeile dich!« schrie Higgins. »Sonst kann ich das Seil nicht mehr ergreifen.«
    Bellwood band das Seilende an einen Baum. Higgins spürte Schlamm an seinen Wangen hochkriechen. Er mußte den Kopf in den Nacken legen.
    Bellwood warf das Seil. »Hier, Jesse!«
    Zu kurz!
    Higgins konnte es nicht erreichen. Bellwood mußte es noch einmal einholen und abermals werfen. Diesmal warf er es zu weit, aber das machte nichts.
    Das Seil klatschte dicht neben Jesse Higgins' Kopf auf die Sumpfoberfläche. Der verzweifelte Mann klammerte sich sofort daran.
    »Zieh, Tom, zieh!«
    Bellwood stemmte die Beine gegen den weichen Boden. Er beugte sich vor, griff nach dem Seil, legte es sich über die Schulter, spannte die Muskeln und zog nicht nur mit den Armen, sondern mit dem ganzen Körper.
    Aber der Sumpf wollte sein Opfer nicht mehr hergeben. Bellwood mußte verbissen gegen ihn kämpfen. Seine Füße gruben sich tief in den Boden, rutschten nach vorn, auf den Sumpf zu.
    Er wich einen halben Sehritt zurück und legte sich wieder atemlos ins Zeug. Diesmal mit mehr Erfolg. Jesse Higgins kam einige Zentimeter aus dem braunen Brei.
    »Ja, weiter, weiter!« schrie er. »Mach jetzt nicht schlapp!«
    Bellwood griff nach. Er holte das Seil mehr und mehr ein. Im Moment gelang es ihm zwar nicht, den Freund weiter aus dem Sumpf zu hieven, aber er zog Higgins durch den Morast auf sich zu.
    Jesse Higgins ließ das Seil nicht los. Hart waren seine Finger darum gekrampft.
    »Du schaffst es!« rief er glücklich. »Wir schaffen es, Tom!«
    Und Bellwood zog unermüdlich weiter, bis er Higgins bis auf drei Meter an sich herangeholt hatte. Der Schweiß rann ihm dabei in breiten Bächen über das Gesicht. Und endlich kam Higgins' Oberkörper aus dem Sumpf.
    Bellwood zog den Freund heran, bis Higgins vor seinen Beinen lag. Dann warf er das Seil, das Higgins immer noch festhielt, als hätte er Angst, noch einmal in den Sumpf zurückzugleiten, von der Schulter und half dem Kameraden hoch.
    »Oh, Tom«, sagte Higgins völlig erschöpft. »Ohne dich wäre ich verloren gewesen.«
    Jetzt erst ließ er das Seil los, und dann umarmten sich die Freunde.
    »Ich hätte

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