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070 - Schreie des Grauens

070 - Schreie des Grauens

Titel: 070 - Schreie des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Wänden hingen ebenfalls jene mystisch-mythologischen Bilder, außerdem Bücherregale und Lautsprecher. Vor dem Fenster stand ein Zeichenbrett.
    Langsam ging Dorian darauf zu. Er sah, daß es ein Entwurf war, keine ausgeführte Zeichnung. Aufmerksam studierte er den Verlauf der Bleistiftlinien.
    Es war eine spätere Fortsetzung der Comic strips Im Bann der Großstadtdämonen. Wieder stritten sich auf dem Papier der Dämon aus dem Spiegel, das Mädchen und sein Doppelgänger. Auf dem vorletzten Bild sprang ihn das Mädchen mit einem gekrümmten Dolch an und schnitt ihm die Kehle durch. Auf dem letzten Bild wurde Dorian gezeigt, der hilflos verblutete. Im Hintergrund grinste befriedigt der Dämon.
    Die Zeichnung war mit vier Strichen eines dicken Kohlestiftes durchgestrichen. Quer über dem eingespannten Zeichenkarton stand in zittriger Schrift: NEIN!!!
    Das Mädchen schien diese Entwicklung ihrer Geschichte nicht zu wünschen. Hatte ein Dämon ihre Hand geführt, als sie dieses Ende zeichnete? Und war sie dann aus der Trance erwacht, hatte die Zeichnung durchgestrichen und das NEIN darübergeschrieben? Alles war möglich.
    Dorians Blicke glitten über jeden Quadratzentimeter der Wohnung. Er sah die kleine Schnitzbank auf dem Strohteppich, eine Reihe fertiger und unfertiger Figuren, die unverkennbar dämonischen Ausdruck hatten, und all die anderen Dinge, die ihn mehr als nachdenklich machten: alte Bücher, ein kalkweißer Totenschädel, ein Buddha, mehrere Gongs und ein riesiges Bild der sumerischen Göttin der Liebe, vor dem zahllose abgebrannte Räucherstäbchen steckten.
    Dieses Zimmer sah aus wie eine Mischung zwischen fernöstlichem Tempel und Hexenküche. Aber Dorian entdeckte nicht eine Spur von Schwarzer Magie.
    Er huschte über den Teppich und spähte in das kleine Schlafzimmer hinein. Irgendwie sah es wie das einer verwunschenen Prinzessin aus. Sehr weiblich, dachte Dorian. Er korrigierte sich: sehr romantisch, viel zu romantisch. Pastellfarbene Bettwäsche, ordentlich aufgeräumt, zwei Stehlampen mit alten Skulpturen als Sockel, Bücherstapel auf dem Teppich, ein großer Aschenbecher und eine Menge der Kleinigkeiten, die eine Frau immer braucht.
    Dorian stellte fest, daß ein Wecker fehlte.
    Er ging zurück. Er war schon zu lange in der fremden leeren Wohnung gewesen. Diese gemütliche Hexenküche ohne Hexe faszinierte ihn irgendwie. Die Wohnung hatte eine melancholische Atmosphäre.
    Dorian gelangte wieder ungesehen auf die Straße. In seinem luxuriösen Hotelzimmer zog er sich aus, duschte und warf sich in den Ledersessel. Bei einem Glas Whisky dachte er nach, was er gesehen und entdeckt hatte. Der Geruch des Bourbon vertrieb langsam den stechenden Geruch der Räucherstäbchen aus seiner Nase.

    Genau in dem Augenblick, als Dorian die Wohnung Marias betrat, knarrte im entferntesten Teil des Speichers, genau über der Küche von Marias Wohnung, ein Brett. Ein langer, keuchender Atemzug war zu hören. Leise bewegten sich die Spinnweben voll toter Käfer und Fliegen.
    Eine schlanke Gestalt lehnte an dem schmutzigen Stützbalken.
    Er erwachte. Er war aufgewacht und schlürfte keuchend und schmatzend die Säfte aus seiner Mundhöhle.
    „Warum läßt du mich nicht gehen?" fragte eine Stimme.
    Es schien die Stimme eines Mädchens zu sein, etwas rauchig und voller Resignation.
    „Nein."
    Das ekelerregende Schmatzen hörte auf. Die Stimme des Dämonen oder desjenigen, der schlürfend und schmatzend auf der alten Matratze unter den brüchigen Dachziegeln lag, war kehlig und heiser. „Warum quälst du mich?" fragte das Mädchen. „Was habe ich dir getan, daß du mich so quälst?" „Ich quäle dich nicht", sagte die ausgestreckte Gestalt und räkelte sich.
    „Merkst du denn nicht, daß ich mich quäle? Daß du mich ununterbrochen quälst?"
    Die gräßliche Stimme sagte halblaut: „Ich habe dich nicht in diese Lage gebracht. Du warst es selbst. Du hast die Verantwortung."
    „Aber das alles habe ich vorher doch nicht gewußt!" schrie das Mädchen auf und löste sich von dem Balkon.
    Nur die Furcht und der Ekel hielten sie davor zurück, sich auf den Mann im Hintergrund zu stürzen. Auf den Mann? Das war kein Mann mehr. Es war ein Geschöpf aus der Unterwelt, etwas, das es gar nicht geben durfte.
    „Das ist deine Sache", sagte das Ding auf der Matratze. Als es sich bewegte, quietschten die rostigen Bettfedern des uralten Gestells. „Du hast dich und mich in diese Lage gebracht. Das kann ich nur immer

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