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070 - Schreie des Grauens

070 - Schreie des Grauens

Titel: 070 - Schreie des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Frage.
    „Nein. Noch nicht."
    Das Mädchen ergriff Dorians Handgelenk, drehte es langsam um und sah auf seine Uhr. Dann schrie sie zurück: „Sie ist etwa um zwölf hier. Warten Sie auf Mata?"
    „Ja. Noch einen Bourbon!"
    „Sofort."
    Dorian hatte noch etwa dreißig Minuten zu warten. Er versuchte einen Trick, der ihm schon oft geholfen hatte und hier in diesem Inferno aus organisiertem, Lärm und zuckenden Lichtern in allen Farben des Regenbogens die einzige Rettung darstellte. Er kapselte sich gegen alle äußeren Einflüsse ab und zog sich gewissermaßen in sich selbst zurück. Er war völlig passiv. Alle Bewegungen waren automatisch. Langsam trank er, gedankenlos rauchte er eine Players nach der anderen. Nur seine Augen verrieten, daß er noch nicht schlief. Er starrte aufmerksam in das etwas hellere Dämmerlicht, das den Eingang kennzeichnete. Junge Mädchen kamen und gingen, junge Männer schlenderten hinein und heraus, hin und wieder verirrte sich auch ein Mann, viel seltener eine Frau in seinem Alter hierher. Vermutlich, dachte er flüchtig, wurde man ab Vierzig einer Leibesvisitation oder einem Leistungstest unterzogen. Als er über seinen Gedanken grinsen wollte, zuckte er zusammen.
    „Das ist nicht möglich!" entfuhr es ihm.
    Das Mädchen, das langsam hereinkam, kannte er. Er hatte es gesehen, nicht persönlich. Es war die auffallende Schönheit, die er in London auf dem Fernsehschirm erblickt hatte, bei der Kinoflucht des Munich report. Alle Müdigkeit und alles Desinteresse waren binnen eines Sekundenbruchteils verflogen. Dorian hatte, einer alten Angewohnheit, folgend, bereits gezahlt. Er glitt von seinem Barhocker und blieb daneben stehen, einen Rest Alkohol im Glas.
    „Da ist Mata!" schrie ihm das Barmädchen ins Ohr.
    Er drehte halb den Kopf herum, rang sich ein dankbares Lächeln ab und blickte Mata ins Gesicht.
    Sie würde ihn erkennen. Sie mußte das Original ihrer eigenen Zeichnungen wiedererkennen.
    Er wartete regungslos und angespannt.
    Sie blieb vor der chromverzierten Säule stehen, in der sich die Flashlights spiegelten. Dorian richtete sich auf und starrte sie an, als ob er das erstemal in seinem Leben ein Mädchen sehen würde. Sie konnte nicht viel älter als zweiundzwanzig sein und trug einen modernen weißen Jeansanzug, einen sauberen weißen Anzug, an einigen Stellen mit farbigen Blümchen verziert und mit ein paar funkelnden Nieten. Obwohl 'sie Schuhe ohne sonderlich hohe Absätze trug, erschienen ihre Beine ungewöhnlich lang. Auch der Rest der Figur war bemerkenswert.
    „Das ist eindeutig das Mädchen, das aus dem Kino rannte", murmelte Dorian. Im gleichen Moment sah sie ihn an - und erstarrte ebenso.
    Es war wie in einer sehr guten Filmszene: absolut glaubwürdig.
    Sie sahen sich in die Augen. In rasender Eile registrierte Dorian Hunter eine Serie weiterer Merkmale: Der Hals war eine Spur zu lang. Dadurch brachte er den rassigen Kopf mit dem kurzen Haar besser zur Geltung. Eine klassische Nase, sanft gebräunte Haut, große ausdrucksvolle Augen - das war selbst in der Düsternis zu sehen, die nur von den Lichtblitzen aufgehellt wurde, die das runde Amulett, das im Ausschnitt der Jeansjacke hing, funkeln ließen.
    Dorian riß sich mit einem Ruck aus der Erstarrung und ging die drei Meter bis zu Mata. Auf einer der teppichbelegten Stufen stolperte er.
    Er schrie: „Sie sind Mata, nicht wahr? Fräulein Leyser?"
    Sie hatte grüngraue Augen, die klugen Augen einer ägyptischen Tempelkatze.
    „Ja. Ich bin Mata. Haben wir uns schon einmal..."
    Sie erkannte ihn. Sie erkannte den hochgewachsenen Mann von etwa dreißig Jahren, der zehn Zentimeter kleiner als zwei Meter war, ebenfalls grüne Augen und einen buschigen Schnurrbart mit herunterhängenden Spitzen hatte.
    „Sie sind...", sagte sie laut.
    Dorian faßte sie vorsichtig am Arm und antwortete: „Ich bin das Original. Sie haben mich hundertmal gezeichnet. Wir können uns in diesem Inferno nicht unterhalten. Kommen Sie!"
    Sie folgte ihm sofort, aber keineswegs gehorsam. Sie wollte mitgehen - das war deutlich. Beide standen unter einem Bann, der sie wie eine Glasglocke umgab. Mata hatte eine große, schwere Ledertasche dabei, die an einem Riemen über der Schulter hing. Sie gingen die Treppe hinauf, vorbei an dem schwarzhaarigen, mißtrauisch blickenden Türöffner, hinaus in die frische Luft und auf den Platz.
    Dorian ließ den Ellenbogen Matas los und sagte ruhig: „Hier ist es ruhiger und heller. Sie erkennen mich

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