0701 - Sprung in die Freiheit
Meteoritenkratern verstecken.
Kaum war der Shift vorbeigerollt, als sie wieder aus ihren Löchern krochen und weiter gen Süden flogen.
Endlich tauchte vor ihnen das Trümmerfeld auf, in dem sie die VULCAN verborgen hatten. Es wurde allerdings auch höchste Zeit, denn am Himmel kreisten unterdessen mindestens fünfzig Space-Jets, im Osten und Westen schwärmten Roboterdivisionen aus, und überall wirbelten die von Gleiskettenfahrzeugen erzeugten Staubwolken hoch. Die Suchaktion war voll angelaufen.
„Eigentlich hätten sie uns längst finden müssen", sagte Dadno Welms verdrießlich.
Das leuchtete Kaddy Gonsten ein. Er überlegte einen Moment und meinte dann: „Wahrscheinlich halten sie sich absichtlich zurück, weil Aphiliker ihr Leben nicht unnötig in Gefahr bringen. Sie versuchen offenbar, uns durch ihre Bewegungen aufzuscheuchen und zu veranlassen, so schnell wie möglich zu starten. Dann könnten sie uns ohne Gefahr für sich selbst abschießen."
Er aktivierte den Kodegeber, und am oberen Pol der als Meteor getarnten VULCAN bildete sich eine Öffnung.
„Den Gefallen werden wir ihnen aber nicht tun", sagte Jiffer Springo.
„Trotzdem wird es hart werden", meinte Gonsten. „Wenn die VULCAN abhebt, wird sie innerhalb weniger Sekunden auf allen Ortungsschirmen der Suchfahrzeuge zu sehen sein. Dann genügen ein paar Schüsse aus mittelschweren Impulskanonen, und wir erleben eine kostenlose Feuerbestattung."
„,Erleben' ist gut", gab Springo zurück.
„Warum geben wir ihnen nicht eine Materieprojektion zum Spielen?" warf Dadno Welms ein. „Dann wären sie einige Minuten beschäftigt und achten vielleicht nicht auf den kleinen Felsbrocken, der über den Mond segelt."
„Ein guter Gedanke", sagte Kaddy Gonsten. „Bekommst du mit unserem Gerät eine Space-Jet überzeugend hin, Dadno?"
„Willst du mich beleidigen, Crash?" fragte Welms gekränkt. „Ich habe den Prototyp unseres Materieprojektors schließlich vor siebenunddreißig Jahren selber konstruiert und verdiene an jedem Gerät, das gebaut wird, eine Menge Geld."
„Ausbeuter!" schimpfte Springo.
„Der Kerl verdient auch noch an dem Gerät, das ihm das Leben rettet."
„Pah!" machte Welms.
„Hört auf damit!" befahl Kaddy Gonsten. „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold - und Arbeit macht das Leben süß. Also, an die Arbeit!"
„Ich werde mich bei SENECA über dich beschweren, Crash!"
protestierte Dadno Welms, gehorchte aber.
Die drei Siganesen krochen in ihr Schiff, setzten sich vor die Kontrollen und nickten sich noch einmal zu, bevor jeder mit seiner Arbeit anfing.
In zirka acht Kilometern Entfernung startete plötzlich eine Space-Jet aus einer Vertiefung der Mondoberfläche. Sie raste im Tiefflug nach Norden, wurde beschossen, setzte aber ihren Weg unbeirrt fort.
„Ganz gut!" meinte Gonsten und startete die VULCAN mit minimaler Energieleistung.
Der vermeintliche Felsbrocken schien über den Mondboden zu rollen, und jemand, der nur flüchtig hinsah, hätte glauben können, da rollte tatsächlich nur ein Felsklotz über eine schiefe Ebene.
Wahrscheinlich aber waren die Besatzungen der Space-Jets und Flugpanzer so von der Verfolgung der projizierten Space-Jet beansprucht, daß sie den vermeintlichen Felsbrocken nicht einmal flüchtig anschauten. Anders ließ es sich jedenfalls nicht erklären, daß die VULCAN schließlich unbehelligt zwischen den Abstrahlsäulen des von Percellar bezeichneten Oberflächentransmitters landete.
Kaddy Gonsten sandte den vereinbarten Funkimpuls aus - und im nächsten Moment verschwand die VULCAN.
Und im gleichen Augenblick verschwand auch die materielle Projektion der fliehenden Space-Jet.
Die Kommandanten der Diskusschiffe und Flugpanzer erkannten, daß sie genarrt worden waren - und auch in der Befehlszentrale des Sicherheitskommandos Luna wurde der Fehler erkannt, den man begangen hatte. Von dort erging der Befehl, das Gebiet, in dem sich die Eindringlinge mutmaßlich noch verborgen hielten, rücksichtslos zu bombardieren und zu beschießen.
Zum gleichen Zeitpunkt rematerialisierte die VULCAN auf der großen Plattform des Materialtransmitters innerhalb von NATHAN. Kaddy Gonsten erblickte auf einem Bildschirm der Panoramagalerie Kerlott Percellar und schaltete die Außenmikrophone und Außenlautsprecher des Spezialschiffs ein.
„Danke, Kollege!" sagte er. „Haben Sie die Datenspeicher abgestrahlt?"
„Alles erledigt", berichtete Percellar. „Ich bin sehr froh, daß Sie entkommen konnten.
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