0701 - Sprung in die Freiheit
Schaltpult aus konnten die dort stationierten Roboter in Marsch gesetzt werden.
Aber Percellar hatte keinen einzigen Roboter in Marsch gesetzt.
Es bestand kein Anlaß dazu, denn in der Sektion T-2479 befand sich bereits eine Gruppe von Wartungsrobotern. Sie waren mit der normalen routinemäßigen Wartung von Bioponblöcken beauftragt und würden erst in zwei Tagen von einer anderen Gruppe abgelöst werden.
Unter normalen Umständen hätte Percellar seine Beobachtung sofort an die Zentrale gemeldet. Doch die Umstände waren nicht normal. Gegenüber einer aphilischen Menschheit empfand Percellar keine Loyalität im gewohnten Sinn.
Er beschloß, gegen die Dienstvorschriften zu verstoßen und sich die Sache persönlich anzusehen.
Als der Roboter die Energiebarriere passierte, strahlte er automatisch seinen Erkennungskode aus. Der Kode wurde auf einem Symbolschirm in Percellars Kontrollraum sichtbar gemacht, und dadurch wußte der Robotiker, mit welchem seiner Roboter er es zu tun hatte.
Er drückte mehrere Schalttasten und aktivierte dadurch einen Symbolkode, der den betreffenden Roboter anwies, den nächsten Untersuchungsraum aufzusuchen und dort zu warten, bis er einen anderen Befehl erhielt.
Dieser Roboter aber sprach auf den Symbolkode nicht an. Er setzte seinen Weg ins Innere von NATHAN fort.
Das war einmalig. So etwas war Percellars Ansicht nach noch nie vorgekommen. Der durch den Symbolkode übermittelte Befehl konnte von dem Roboter nicht ignoriert werden.
Nicht einmal dann, wenn jemand seine Positronik umprogrammiert hatte.
Es gab nur eine einzige Möglichkeit, aber die erschien Percellar so phantastisch, daß er einfach nicht daran glauben konnte.
Wieder überlegte er, ob er seine Zentrale über den inzwischen höchst verdächtigen Vorfall unterrichten sollte - und wieder verwarf er den Gedanken.
Allerdings war er sich klar darüber, daß er den beeinflußten Roboter nicht tiefer in die Hyperinpotronik eindringen lassen durfte. Das Wissensgut von NATHAN war der kostbarste Schatz der Menschheit, und sie brauchte es gerade jetzt, in ihrer kritischen Phase, dringender und notwendiger denn je. Kerlott Percellar hätte niemals zugelassen, daß jemand die Menschheit dieses kostbaren Schatzes beraubte.
Er überlegte nur kurz, dann schaltete er eine sogenannte Wanderfalle, ein starkes hyperenergetisches Kraftfeld, das sich durch die Gänge und Hallen von NATHAN steuern ließ und in der Lage war, jeden Eindringling einzufangen und festzuhalten.
Ein in regelmäßigen Intervallen aufleuchtender Punkt auf dem betreffenden Kontrollschirm zeigte dem Robotiker, wo sich die Wanderfalle jeweils befand, so daß er sie mühelos dorthin dirigieren konnte, wo er sie einzusetzen gedachte.
Als der Roboter von dem unsichtbaren Feld eingeschlossen war, schaltete Percellar es auf Stabilisierung.
Die Bewegungen des Roboters erstarben, als sei er übergangslos in einen durchsichtigen Plastikwürfel eingeschlossen worden. Da er unbewaffnet war, besaß er keine Möglichkeit, sich aus eigener Kraft aus dem Feld zu befreien.
Kerlott Percellar verzichtete darauf, den Roboter über eine normale Rundrufschaltung anzusprechen. Jemand hätte rein zufällig mithören können, und das wäre für Percellar gleichbedeutend mit einem Todesurteil gewesen.
Statt dessen schaltete er seine Kontrollen auf Automatik, verließ den Raum und bestieg einen offenen kastenförmigen Schweber, der seine Energie von dem Abstrahlsystem erhielt.
Er steuerte den Schweber zu dem Ort, an dem der Roboter von der Wanderfalle festgehalten wurde, richtete sein Symbolrichtfunkgerät auf den Roboter und sagte: „Ich bin Kerlott Percellar. Wer hat Sie geschickt?"
Als er keine Antwort erhielt, erklärte er: „Ihr Schweigen ist sinnlos. Da der Roboter völlig regelwidrig gehandelt hat, muß sich jemand an seine Überbrückungsschaltung angeschlossen haben, um unerlaubt in NATHAN einzudringen. In dem Roboter aber hat kein normaler Mensch Platz - es sei denn, er wäre ein Siganese."
Sein Symbolfunkgerät zirpte, als es von einem Richtstrahl getroffen wurde, dann sagte die mechanische Stimme des Umwandlers: „Cäsar sagte zwar, der Mensch sei hilfreich, edel und gut, aber er hat nichts davon gesagt, daß er auch schlau sein soll."
Gegen seinen Willen mußte Percellar lächeln.
„Das hat nicht Cäsar gesagt, sondern Goethe", erwiderte er.
„Was zum Kuckuck, suchen Sie in NATHAN?"
„Moment, Moment!" tönte es aus dem Umwandler. „Wie war das? Sagten Sie:
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