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0706 - Verkünder des Sonnenboten

Titel: 0706 - Verkünder des Sonnenboten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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langgezogener Schädel war fast haarlos. Mit großen, grünen Augen, die in einem seltsamen Kontrast zu der schneeweißen Haut standen, blickte er Tabhun an.
    Zusammen mit seinen beiden Begleitern hatte er die DOOGEN durch die Energiestraßen aus der Provcon-Faust herausgeführt.
    „Danke", sagte Tabhun schlicht. Er wußte, daß er ohne die Hilfe der Vincraner niemals in die freie Galaxis hätte hinauskommen können. Noch gab es keine Geräte, die ähnliches leisten konnten wie die mutierten Sinne der Lemurernachfahren. Nur sie fanden den Weg durch die sich ständig ändernden Energiewirbel. Sie waren sich ihrer besonderen Fähigkeit und auch der Abhängigkeit des NEI von ihnen bewußt, aber seit mehr als einhundertzwanzig Jahren hatten sich keine Schwierigkeiten mehr mit ihnen ergeben. Man verstand sich ausgezeichnet, wenngleich sich nie ein wirklich freundschaftliches Verhältnis zwischen ihnen und dem NEI herausgebildet hatte.
    „Bitte", entgegnete der Vincraner nicht weniger knapp.
    Die drei Vakulotsen entmaterialisierten und verschwanden damit von Bord der DOOGEN. Sie würden zurückkommen, wenn er sie bei seiner Rückkehr rief.
    Unwillkürlich atmete er auf. Er ging zu seinem Kommandantensessel. Dabei merkte er, daß auch die anderen Offiziere erleichtert waren. Sie hatten sich durch die Vincraner und durch die Abhängigkeit von ihnen belastet gefühlt.
    „Und das, obwohl wir uns schon so lange kennen", sagte er leise.
    Er gab dem Piloten ein Zeichen. Die DOOGEN beschleunigte mit Höchstwerten. Sie raste ins Ungewisse und drang in das Gebiet ein, das vom Konzil beherrscht wurde.
    Vancon Tabhun setzte sich in den Sessel und lehnte den Kopf gegen die Polster. Er blickte zum Panoramaschirm hinauf, auf dem sich das Meer der Sonnen deutlich abzeichnete. Hier in der Nähe des Zentrums der Galaxis standen die Sterne außerordentlich dicht.
    In der Zentrale wurde es ruhig.
    Alle Offiziere bewunderten das einzigartige Bild, das sich ihnen bot. Tabhun war sich dessen sicher, daß die Mannschaften ähnlich fasziniert waren wie er selbst auch. Auf sämtlichen Bildschirmen des Schweren Kreuzers konnten die Männer und Frauen der DOOGEN sehen, wie die Sterne außerhalb der Provcon-Faust wirklich waren. Diesen Eindruck konnten Filme und 3-D-Fotografien, die man ihnen auf Gäa gezeigt hatte, nicht vermitteln.
    Einhundertzwanzig Jahre sind eine lange Zeit, dachte Tabhun.
    Keiner von uns ist so alt.
    Hätte ihm zu diesem Zeitpunkt jemand mitgeteilt, daß sich ein Mann an Bord befand, dem dieser Anblick vertraut war, er hätte vermutlich gelacht und diese Meldung als schlechten Witz abqualifiziert.
    Die Provcon-Faust war ein hervorragendes Versteck, vielleicht das beste in der gesamten Galaxis. Es hatte jedoch den Nachteil, daß seine Staubhülle die Sterne verdeckte. Im Innenraum der Wolke gab es nur 22 Sonnen, die dicht bei dicht standen und viel Licht spendeten. Aber einem Vergleich mit der sprühenden und funkelnden Helligkeit des galaktischen Zentrums konnten sie nicht standhalten.
    Fast bedauerte Oberst Tabhun es, als die DOOGEN zum Linearflug überging.
    Er schloß die Augen für einen kurzen Moment.
    Es würde nicht mehr lange dauern, bis er auf einem fremden Planeten stehen konnte und diesen Himmel mit bloßen Augen bewundern konnte. Er hatte das Gefühl eines Mannes, der nach langer Abwesenheit in seine Heimat zurückkehrt.
    Dabei war er noch nie in seinem Leben außerhalb der Wolke gewesen. Er war dort geboren, ebenso wie die anderen Männer und Frauen an Bord. Die Ereignisse aus der Zeit vor einhundertzwanzig Jahren kannte er nur aus dem Geschichtsunterricht.
    „Es wurde Zeit", sagte er kaum hörbar. „Es wurde Zeit, daß wir unsere Ansprüche anmelden."
    Gäa war der Planet, auf dem er geboren war. Gäa war das Zentrum der Macht des NEI. Mit Gäa identifizierte er sich, ebenso wie es die anderen an Bord taten. Das änderte aber nichts daran, daß er in dem Gefühl lebte, in eine Galaxis zurückzukehren, die von einer fremden Macht unrechtmäßig beherrscht wurde. Die Milchstraße war die Heimat der Menschen. In ihr war er zu Hause, aber er konnte sich nicht mehr frei in ihr bewegen.
    Vancon Tabhun empfand diesen Zustand als bedrückend.
    Er fühlte sich durch das Konzil gedemütigt, weil dieses ihm keine freie Entfaltung erlaubte.
    Für ihn stand daher fest, daß die Neue Menschheit irgendwann in naher oder ferner Zukunft dem Konzil neue Bedingungen abringen mußte. Die Menschheit mußte wieder frei werden. Sie

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