0706 - Verkünder des Sonnenboten
Multi-Cyborgs lächelnd an. Sie lächelten stolz zurück.
„Natürlich", erwiderte Ertyn Grammlond, „wenngleich wir zur Zeit die grünhäutigen Masken der Überschweren tragen."
„Das ändert im Grunde genommen nichts", erklärte Barratill.
„Wir sind ja nur so ausgestattet worden, weil wir sonst gar keine Chance hätten, an Leticron heranzukommen. Wenn es stimmt, was Menniger uns von ihm erzählt hat, muß er ein wahrer Teufel sein."
„Du meinst, Menniger hat vielleicht gelogen?" fragte Grammlond erschrocken.
„Wenn er es getan hat, dann bestimmt nicht absichtlich", sagte Barratill. „Ich kann es mir jedenfalls nicht vorstellen, daß er so etwas tun würde. So habe ich es aber auch nicht gemeint.
Vielleicht wollte Menniger uns nur auf die Probe stellen, als er uns diese Dinge über Leticron erzählte."
„Leticron muß ein wichtiger Mann sein", stellte Tigentor fest. Er trat aus der Kabine vor, nachdem er sich von einem heißen Luftstrom hatte trocknen lassen. Ruhig legte er seine Kleidung wieder an. „Glaubt ihr denn wirklich, Atlan würde uns mit den Mutanten vereinen wollen, wenn es nicht so wäre?"
„Ich bin gespannt", sagte Barratill. „Es muß ein wundervolles Gefühl sein, so eng mit einem Mutanten verbunden zu sein, daß man eins mit ihm wird. Ich glaube, ich werde mit Wuriu Sengu zusammengehen."
Er erhob sich und atmete tief ein. Seine Augen leuchteten auf.
„Ich gestehe, daß mich das Vertrauen stolz macht, das Menniger in mich setzt."
„Nicht Menniger", verbesserte Tigentor sanft. „Lordadmiral Atlan hat die Entscheidung getroffen."
„Ich finde es wundervoll, daß er uns ausgewählt hat", sagte Grammlond.
„Warum?" fragte Barratill scharf. „Was spricht denn gegen uns?"
Tigentor und Grammlond blickten ihn überrascht an.
„Nichts", entgegnete Grammlond verwundert. „Aber er hätte doch auch andere Menschen nehmen können,- zum Beispiel Arak Ohan oder..."
„Ich verstehe", sagte Barratill. „Verzeih, Ertyn. Ich glaubte, du wolltest darauf anspielen, daß wir vielleicht auf Grund unserer Herkunft nicht so gut geeignet wären wie andere Menschen."
„Welch ein Unsinn", erwiderte Grammlond erheitert. „Dieser Gedanke ist mir überhaupt nicht gekommen."
„Was reden wir denn da", rief Tigentor. Er tänzelte auf den Zehenspitzen durch den Raum und vollführte einen Hamakath-Schattenkampf gegen einen unsichtbaren Gegner. „Atlan geht ein ungeheuer großes Risiko ein. Er bricht die mühsam ausgehandelten Vereinbarungen mit dem Konzil, weil es schließlich so auf die Dauer nicht weitergehen kann. Die Neue Menschheit will nicht für alle Zeiten in der Provcon-Faust eingesperrt sein, und wir müssen uns um die Brüder und Schwestern kümmern, die noch in der freien Galaxis leben."
Er blieb stehen und blickte auf die beiden anderen Multi-Cyborgs herab.
„Ist euch eigentlich klar, wieviel Vertrauen Atlan uns wirklich schenkt? Und wißt ihr, welche Verantwortung wir haben? Wenn man uns erwischt und herausbekommt, daß wir zum Neuen Einsteinschen Imperium gehören, dann wird Lordadmiral Atlan Schwierigkeiten bekommen. Er muß sich hundertprozentig auf uns verlassen können, sonst geht sein Unternehmen schief."
Er führte seinen Schattenkampf fort.
„Und nun denkt einmal darüber nach, wen Atlan für diesen einmalig wichtigen Einsatz ausgesucht hat. Uns, Freunde! Und niemanden anders. Kertan Tigentor, Vross Barratill und Ertyn Grammlond. Wir haben die Chance, uns auf die ersten Seiten der Geschichte des NEI einzutragen. Was wollen wir mehr? Keiner von uns hat Grund, wegen seiner Herkunft Minderwertigkeitskomplexe zu entwickeln. Im Gegenteil. Dieser Weg wurde ja nur gewählt, weil man uns vollkommen machen wollte."
Ertyn Grammlond sprang auf und stellte sich Tigentor zum Kampf. Sie fochten miteinander, ohne sich dabei zu berühren.
Barratill beobachtete sie. Gleichzeitig dachte er darüber nach, was Tigentor gesagt hatte. Ein stolzes Lächeln umspielte seine Lippen.
Daß Lordadmiral Atlan ihn und seine beiden Freunde nicht allein, sondern zusammen mit den drei Altmutanten Tako Kakuta, Wuriu Sengu und Betty Toufry in die Galaxis hinausschicken würde, fiel ihm in diesem Zusammenhang nicht ein. Und selbst wenn er daran gedacht hätte, wäre ihm die tiefere Bedeutung dieser Entscheidung vermutlich nicht aufgegangen.
*
Als Lordadmiral Atlan erneut im Innenhof des Forschungszentrums landete, erwartete ihn Firt Menniger bereits.
Projektionsleiter Professor Dr. Arnok
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