0708 - Zwischenspiel auf Saturn
Ferron Kalter befand sich unmittelbar hinter Shmitten. Das schien eine vernünftige Marschordnung zu sein.
Nach etwa hundert Metern drehte Kalteen sich um und sah zurück zu dem verschütteten Wagen. Das Dach und die halbe Kabine ragten noch aus dem Kristallhaufen hervor, das war alles.
Sicher gab es viele hundert solcher Wracks auf Saturn, und niemand kümmerte sich um sie.
Kalteen schrak zusammen, als jemand vor ihm aufschrie.
„Ron!" brüllte Shmitten. „Stehenbleiben!"
Selbst Siral war nicht schnell genug, den Davonlaufenden rechtzeitig festzuhalten, der auf eine Gruppe von Kristallbäumen zurannte, die nur knapp fünfzehn Meter entfernt war. Er machte ein paar Schritte und gab es dann auf, denn er wollte sich wohl nicht selbst auch noch in Gefahr bringen.
Für Ron wäre auch jede Hilfe jetzt zu spät gekommen. Der mentale Einfluß der Bäume war für ihn zu stark geworden, und er folgte ihrem geheimnisvollen Ruf zum Selbstmord.
Er streckte beide Hände aus und berührte den ersten Baum.
Der Blitz schien ihn verschlucken zu wollen, aber als das kalte Feuer wieder erlosch, stand Ron noch immer da, als sei er unversehrt und unverletzt. Doch er rührte sich nicht mehr.
„Ich hole ihn", sagte Siral entschlossen.
„Du bleibst!" befahl Shmitten. „Er ist bereits tot."
Kalteen sah, daß Ron langsam zusammensackte und schließlich einfach umkippte. Dabei berührte er einen zweiten Baum und löste erneut eine Explosion aus. Die Kristalltrümmer flogen bis zum Fahrzeug.
„Weiter!" sagte Ferron Kalter tonlos. Es schien, als habe ihn der Vorfall nicht berührt.
Shmitten setzte sich wieder in Bewegung und blickte sich nicht mehr um. Die Bäume wurden zum Glück nun immer seltener, dafür verstärkte sich der Eissturm. Kalteen war gespannt, welche neue Gefahr nun wieder auftauchte...
Insgeheim rechnete er mit dem Auftauchen einer Suchpatrouille, denn jedes Wort, das sie über die Telekomgeräte sprachen, mußte aufgefangen werden. Man wußte demnach, was geschehen war, aber wenn er Shmitten Glauben schenken konnte, kümmerte sich niemand darum.
„Wie weit ist es noch?" fragte Ferron Kalter.
Shmitten ging unbeirrt weiter.
„Noch drei oder vier Kilometer, nehme ich an. Der Weg verändert sich von Tag zu Tag, aber ich kenne die Richtung. Bald wird das Gebirge auftauchen. An seinem Fuß sind die Schwämme."
Durch die wirbelnden Eiskristalle hindurch, die der Sturm vor sich hertrieb, waren schwach die Ringe des Saturn zu erkennen, die bei klarem Wetter ein wunderbares Schauspiel boten.
Shmitten blieb plötzlich stehen und sagte: „Wir sind nicht die einzigen, die Pech hatten. Da vorn liegt ein Wagen im Schnee."
Der dunkle Fleck ragte nur noch mit dem Kabinendach aus den weißen Kristallen hervor. Die rechte Fahrraupe schien anklagend in den vereisten Himmel zu deuten. Spuren waren keine zu erkennen.
Der Mann vor Kalteen sprang wortlos vom Weg in den hohen Schnee und versuchte, sich zum Wagen vorzuarbeiten. Shmitten rief ihm eine Warnung zu, aber vergeblich. Der Mann hörte nicht - oder wollte ihn nicht hören.
„Dolnar, zurück! Es gibt dort Schluchten, hundert Meter tief, und wenn du hineinfällst, kann dich niemand mehr herausholen! Sie sind bis zum Rand mit Schnee gefüllt..
Dolnar kroch weiter. Der Schnee reichte ihm bis zur Brust.
„So ein verdammter Narr!" flüsterte Coresan erschüttert. „Er muß doch wissen, daß er verloren ist. Was will er bei dem Wagen?"
Wie gebannt verfolgte Kalteen die Bewegungen Dolnars, der nun bald den Wagen erreicht hatte. Mit letzter Kraft kletterte er auf die rechte Raupe und hielt sich fest.
Das Gewicht des umgestürzten und am Rand einer Schneeschlucht liegenden Fahrzeugs wurde durch Dolnar verlagert, und langsam begann es zu kippen und schnell im Schnee zu versinken.
„Dolnar!" rief Shmitten entsetzt. „Spring doch ab!"
Zum ersten Mal reagierte Dolnar. Seine Stimme war gut zu verstehen, denn er hatte seinen kleinen Sender auf volle Leistung gestellt.
Er sagte ruhig: „Lebt wohl, Freunde, ich werde bald für immer meine Ruhe haben. Ich glaube, ich habe die Kabine jetzt erreicht und kann hinein. Der Wagen sinkt tiefer, und es ist dunkel um mich herum.
Ja, jetzt habe ich es geschafft. Ich bin in der Kabine. Sie ist leer.
Und nun sinkt sie auch nicht mehr tiefer, also kann die Schlucht keine hundert Meter tief sein, wie du immer behauptet hast, Shmitten. Dreißig vielleicht, aber nicht mehr."
„Das genügt auch", sagte Shmitten. „Sicher, mir
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