0708 - Zwischenspiel auf Saturn
unterstützten. Nun war er plötzlich allein auf sich angewiesen.
*
Ferron Kalters Leben war nicht einfach gewesen, wenn er auch meist auf der anderen Seite des Gesetzes gestanden hatte. Als die Erde verschwand, hatte er sich gerade auf einem Kolonialplaneten aufgehalten, allerdings unfreiwillig und in einem Gefängnis. Der Mann, den er umgebracht hatte, war ein Verbrecher gewesen. Die Tatsache hatte ihm wenig geholfen.
Man verurteilte ihn.
Als das Gerücht auftauchte, Rhodan sei mitsamt der Erde vor den Laren und ihren Helfershelfern geflohen, wollte er es nicht glauben. Also floh er und kam zurück ins Sonnensystem.
Er mußte die Wahrheit akzeptieren und versuchte, auf der Venus einen Unterschlupf zu finden. Leicht fiel es ihm nicht, denn obwohl er wie sechzig Jahre aussah, war er um viel mehr als das Doppelte alt. Immerhin konnte er, wenn er Glück hatte, noch eine Weile leben, und er hatte nicht die Absicht, diese Zeit damit zuzubringen, Schwämme für die Überschweren einzusammeln.
Eigentlich gab es keinen Beruf, den Ferron nicht schon ausgeübt hatte. Das mochte ihn zu einer zweifelhaften Existenz machen, aber auf der anderen Seite konnte er sich auch keine Situation vorstellen, mit der er nicht fertig wurde.
Nach einigen Wochen oder Monaten würde auch Saturn für ihn kein unüberwindliches Problem mehr darstellen. Das wußte er, nachdem er mit seinen Mitgefangenen gesprochen hatte.
Und außerdem war da noch dieser Kalteen Marquanteur, der mit ihm zusammen hierhergebracht worden war. Mit dem ersten Blick hatte er erkannt, daß er in diesem ihm fremden Mann einen wertvollen Bundesgenossen gefunden hatte. Schon seine hellblauen und eigenartig klaren Augen verrieten innere Härte und Entschlossenheit. Wenn es überhaupt jemanden gab, der eine Flucht mit ihm wagte, dann nur dieser Kalteen!
Doch bis dahin würde noch Zeit vergehen müssen, denn nichts durfte überstürzt werden.
Er konnte nicht ahnen, daß ihm das Schicksal selbst das Zepter aus der Hand nehmen würde...
*
„Ich habe noch etwas in Erfahrung bringen können", flüsterte Ferron Kalter am anderen Morgen, als das Licht wieder aufflammte und den neuen Saturntag ankündigte. „Dieser Leticron in seiner Stahlfestung auf Titan soll krank sein. Vielleicht ist das der Grund, warum man Sie nach Saturn brachte - wenigstens vorerst."
„Woher wissen Sie das?"
„Die Leute sprechen darüber. Es kann auch nur ein Gerücht sein. Man redet viel, besonders über Dinge, die eine Veränderung des augenblicklichen Zustands bedeuten könnten.
Und hier auf Saturn wäre jede Veränderung eine Verbesserung."
Die anderen Gefangenen legten ihre Schutzanzüge und Gravo-Absorber an. Dann erschien in der Tür des Saales ein Terraner, der verhältnismäßig gut gekleidet war und sogar einen Schockstrahler im Gürtel trug.
Ferron Kalter murmelte: „Aha, der Judasbock! Sie haben doch alle die gleichen Methoden!"
„Wie meinen Sie das?" fragte Kalteen, obwohl er die Antwort kannte.
„Die Überschweren suchen sich unter den Gefangenen solche heraus, die für geringe Vorteile in ihren Dienst treten und ihnen die Arbeit abnehmen. Selbstverwaltung im Gefangenenlager - so kann man es auch nennen."
Der Terraner teilte über einen Lautsprecher mit: „Arbeitskommando wie gestern! Die Lagerverwaltung hat die Menge der zu erntenden Schwämme um zehn Prozent erhöht, sollte diese Norm nicht erreicht werden, steht eine Kürzung der Rationen bevor. Merkt euch das! Die Neuen, die gestern eintrafen, rücken erst morgen zur Arbeit aus. Sie haben sich in zwei Stunden auf der Registratur zu melden. Das wäre alles.
Beeilt euch!"
Kalteen setzte sich wieder auf sein Bett.
„Wir haben noch etwas Zeit, Ferron."
Auch Ferron setzte sich.
„Sie haben recht, Kalteen. Wir haben noch ein wenig Zeit. Sie werden uns registrieren und einweisen. Morgen beginnt auch für uns der Ernst des Lebens, aber ich schwöre Ihnen schon jetzt, daß ich die erste Gelegenheit zur Flucht nützen werde."
„Wohin wollen Sie denn?"
„Selbst in der Hölle ist es besser als hier. Warten Sie nur bis morgen. Bis jetzt ist alles nur ein Vorspiel."
Zusammen mit den anderen „Neuen" wurden sie zwei Stunden später abgeholt und in ein kleines Gebäude am anderen Kuppelrand geführt. Auch hier waren es Terraner, die man mit der Erledigung der verwaltungstechnischen Aufgaben betraut hatte. Sie als Verräter zu bezeichnen, wäre verfrüht gewesen.
Hier mußte jeder sehen, wie er
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