0712 - Am Rand der 7. Dimension
müßte erst einmal die Sonne umkreisen, bevor er sich wieder dem Schwarzen Loch nähert und damit in Gefahr kommt. Bis dahin vergeht noch mehr als ein Jahr Terrazeit. Regen Sie sich also nicht unnötig auf. Tun Sie, was vordringlich ist."
Alahou wollte erneut protestieren, weil Jegontmarten sich vorher mit dem Untersuchungsergebnis zufriedengegeben hatte.
Er sah aber ein, daß er damit wenig erreichen würde. Der Astronom fügte sich zähneknirschend. Er verließ die Zentrale und holte die Leiche aus der Schleuse. Im Medocenter setzte er seine Untersuchungen fort.
*
Zwei Tage später gab Tontro Jegontmarten über Interkom Bescheid, daß ein Kommandotrupp die CINDERELLA verlassen würde.
„Unsere Vorbereitungsarbeiten haben etwas länger gedauert, als Sie es gewohnt sind" erklärte er. „Vergessen Sie aber bitte nicht, daß wir nicht über die Möglichkeiten verfügen, wie sie etwa die SOL hat, einen, Planeten zu erforschen. Wir sind auf nichts gestoßen, was uns gefährlich werden könnte. Diese Welt wäre sogar zur Besiedlung geeignet, wenn sie nicht eine so extreme Umlaufbahn um ihre beiden Gestirne und damit für uns unerträgliche klimatische Bedingungen hätte. Dem Vorauskommando gehören an: Doc Peta Alahou, Eckrat Birtat, Dr. Allpatan Hirishnan, May Ennis und ich. Die übrige Besatzung wird das Schiff erst verlassen, wenn wir zurückkehren."
Er schaltete ab.
Doc Alahou, der kurz zuvor die Kabine des Kommandanten betreten hatte, legte eine Akte auf den Tisch.
„Nun?" fragte Jegontmarten.
„Es ist ein Terraner. Kein Zweifel. Ich weiß aber nicht, woher er gekommen ist."
„Wo haben Sie die Leiche gelassen?"
„Sie liegt in der Schleuse. Ich schlage vor, daß wir sie desintegrieren"
„Einverstanden." Der Kommandant erhob sich, nahm einen Schutzhelm und setzte ihn sich auf. Zusammen mit dem Astronomen eilte er auf den Gang hinaus, wo der Erste Offizier, die Ernährungswissenschaftlerin und Dr. Hirishnan bereits auf ihn warteten. Der Erste Offizier hatte leichte Energiestrahler für sie mitgebracht, die sie am Gürtel tragen konnten.
„Kommen Sie" sagte Jegontmarten, als sie die Waffen entgegengenommen hatten. „Wir sehen uns Diogenes' Faß einmal an."
Niemand konnte sagen, wer die Bezeichnung Diogenes' Faß aufgebracht hatte. Sie war in den letzten beiden Tagen Allgemeingut an Bord geworden.
Als Jegontmarten das Außenschott der Bodenschleuse öffnete, wehte ihnen eine warme Luft entgegen, die mit exotischen Gerüchen erfüllt war. Doc Alahou atmete tief durch. Er genoß es besonders, seinen Fuß auf eine fremde Welt setzen zu können, denn das hatte er nur äußerst selten in seinem Leben getan.
Ungeduldig ließ er dem Kommandanten den Vortritt, dann aber ging er an ihm vorbei bis zu den Landestützen. Dort blieb er im rötlichen Sonnenlicht stehen.
Diogenes' Faß war noch etwa einen Kilometer von ihm entfernt.
Schimmernd und in verschiedenen Farben flirrend, ragte es bis in eine Höhe von etwa fünfhundert Metern auf. Es sah tatsächlich wie ein überdimensionales Faß aus.
„Welche Farbe hat es eigentlich?" fragte May Ennis. „Es sieht in jeder Sekunde anders aus."
Sie blinzelte in die Sonne. Dünne Wölkchen zogen hoch über die CINDERELLA hinweg.
Tontro Jegontmarten ging wortlos auf das Gebilde zu. Er hatte in den vergangenen beiden Tagen genügend Spekulationen und Überlegungen gehört und hatte nun keine Lust mehr, noch länger darüber zu diskutieren. Bisher stand nur eines fest: Diogenes' Faß war das Werk einer hochstehenden Zivilisation. Schweigend folgten die drei Männer und das Mädchen dem Kommandanten.
Doc Alahou betrachtete die Bäume und Büsche. Sie waren grün von der Wurzel an. Er schloß daraus, daß sie schnell gewachsen waren. Ihnen blieb nicht viel Zeit, sich zu entfalten. Wenn der kurze Sommer vorbei war, dann geriet Altrak wieder in eine Kältezone, in der die Temperaturen bis nahe an den absoluten Nullpunkt herabsanken. In den Ästen der Bäume entdeckte der Astronom einige kleine Tiere. Vögel sah er nicht, und er vermutete, daß es sie auf Altrak auch gar nicht gab.
Nach wenigen Minuten erreichte die Gruppe den Rand der Lichtung.
Sie arbeitete sich durch dichtes Unterholz bis zu einem mehrere Meter abfallenden Abbruch vor. Von hier aus bis zu dem faßförmigen Gebilde wuchsen nur noch niedrige, moosartige Pflanzen. Jegontmarten bückte sich und riß etwas von dem Gewächs aus. Als er nun weiterging, warf er immer wieder einige Pflanzenteile
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