0712 - Am Rand der 7. Dimension
Schwärze.
„So ungefähr stelle ich mir ein Schwarzes Loch im All vor" bemerkte er. Alahou antwortete nicht. Der Astronom kreuzte die Arme vor der Brust und versuchte, sich auf einzelne Energiesektoren zu konzentrieren. Es gelang ihm nicht. Ein unheimliches Gefühl beschlich ihn. Plötzlich fühlte er sich in der Nähe dieses monströsen Gebildes nicht mehr wohl. Ihm war, als würde er von der Schwärze angezogen.
Eine fremde Macht schien von ihm Besitz ergriffen zu haben.
Widerstrebend schritt er auf die Faßöffnung zu. Er schloß die Augen, weil er das schwarze Nichts nicht mehr sehen konnte, doch das Bild vor seinen Augen änderte sich nicht.
„Doc, sind Sie verrückt geworden? Bleiben Sie stehen" rief Jegontmarten.
Alahou ging schneller. Er stolperte über einen Stein, fing sich jedoch sogleich wieder ab, und begann zu laufen. Er mußte daran denken, was mit dem Stein geschehen war, den er in die Schwärze geworfen hatte. Er hatte sich in einem Funkenregen aufgelöst. Aber selbst die Erinnerung daran, konnte ihn nicht aufhalten. Der Sog wurde übermächtig. Alahou öffnete die Augen. Er rannte auf das todbringende Energiegitter zu. Hinter sich hörte er Jegontmarten, der ihn verfolgte.
„Doc Alahou" rief der Kommandant keuchend. „Kommen Sie zu sich."
Der Astronom rang mühsam nach Luft. Seine Brust schmerzte, aber er blieb nicht stehen. Nur noch wenige Meter trennten ihn vor der Auflösung in einen energetischen Funkenregen. Da sprang ihn der Major von hinten an und warf ihn zu Boden.
Alahou wälzte sich herum. Er schlug mit Händen und Füßen nach Jegontmarten und schleuderte ihn zurück. Der Kommandant kam jedoch schneller auf die Beine. Als er seinen Amoklauf in die Schwärze fortsetzen wollte, stellte der Major ihm ein Bein und hieb ihm gleichzeitig die Faust in den Nacken.
Doc Alahou brach bewußtlos zusammen und blieb mit ausgestreckten Armen und Beinen Zentimeter vom todbringenden Nichts entfernt liegen. Jegontmarten wartete ein paar Minuten, bis er wieder ruhiger atmen konnte. Dann packte er den Astronomen bei den Füßen und schleifte ihn von Diogenes' Faß weg. Nachdem er einige Meter zurückgelegt hatte, fiel ihm auf, daß Alahou sich an herumliegenden Steinen verletzen konnte. Er hob den Ohnmächtigen auf und warf ihn sich über die Schulter. Eckrat Birtat kam ihm entgegen.
„Was ist denn passiert?" fragte er und nahm Jegontmarten die Last ab.
„Er drehte durch." Der Major tippte sich mit dem Zeigefinger gegen die Stirn. „Er hat zu lange in die schwarzen Energiefelder gesehen."
Der Erste Offizier blieb stehen und drehte sich zur Faßöffnung um.
„Glauben Sie, Tontro, daß dieses Ding etwas mit dem Schwarzen Loch zu tun haben könnte?"
„Ich habe keine Ahnung" entgegnete Jegontmarten abweisend.
Er hatte keine Lust, Spekulationen anzustellen, und er wußte, daß Birtat endlose Überlegungen anstellen würde, wenn er ihm erst einmal Gelegenheit dazu gab. Birtat war ohne weiteres dazu bereit, bei physikalisch-logischen Denkmodellen zu beginnen und bei mystischen Weltschöpfungsmöglichkeiten zu enden.
„Sehen Sie doch einmal konzentriert hinein" drängte der Erste Offizier. „Dann fällt Ihnen vielleicht etwas auf."
„Danke. Ich habe gerade einen erwischt, der das schon zu lange getan hat." Jegontmarten war froh, daß sie die Gruppe der anderen erreicht hatten. Er mißachtete die Fragen von May Ennis und wandte sich sogleich an den Physiker Hirishnan. „Können Sie schon etwas sagen, Doktor?"
Der Epyreter registrierte überrascht, daß der Kommandant ihn mit seinem akademischen Titel ansprach. Das war ungewöhnlich.
Jegontmarten tat so etwas sonst grundsätzlich nicht, da er Titelanreden für absolut überholt ansah. Wenn er den Astronomen Alahou „Doc" nannte, so war das stets nur spöttisch gemeint. Das Gesicht des Physikers wurde hoch etwas dunkler, und die weit aus dem Mund hervorragenden Zähne gruben sich fest in das Kinn.
Hirishnan, der auf einem Hocker hinter zahlreichen Meßgeräten gesessen hatte, erhob sich. Er stützte seine Hände in den Hüften auf.
„Habe ich schon wieder etwas verkehrt gemacht?" fragte Jegontmarten.
Hirishnan ging nicht darauf ein.
„Im Faß gibt es keinerlei Materie" berichtete er. „Der gesamte Innenraum dieses Gebildes ist mit energetischen Strukturfeldern ausgefüllt. Ich schätze, daß es in Diogenes' Faß etwa eineinhalb bis zwei Milliarden verschiedenartig gepolte, gleichgerichtete, geformte und geschaltete Energiefelder
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