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0714 - Die Totenfrau ist da

0714 - Die Totenfrau ist da

Titel: 0714 - Die Totenfrau ist da Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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was sie da zu flüstern hatten.
    Sie sahen mich nicht. Wie ein Schatten oder ein Leibwächter blieb ich hinter ihnen stehen. Manche Stimmen hörten sich an wie das Zischen von Schlangen, so daß ich Mühe hatte, einige Sätze zu verstehen.
    »Daß es ausgerechnet ihn erwischt hat, ist mir noch immer ein Rätsel«, sagte eine hochgewachsene Frau, die ein schwarzes, ziemlich unmodernes Kostüm trug.
    »Dabei war er immer so vital. Er wirkte fast noch jugendlich. Ungewöhnlich für sein Alter.«
    »Ja, und stets einen Scherz auf den Lippen.«
    »Er hatte noch viel vor.«
    So ging es hin und her, und ich spitzte natürlich die Ohren. In den nächsten Sekunden schwiegen sie. Denn am Grab wechselte der Redner. Diesmal war es ein jüngerer Mann, der vortrat und noch einige Worte zum Ableben des Professors sagte.
    »Herzversagen«, flüsterte eine Frau. »So heißt es, aber darüber kann ich nur lachen.«
    »Wieso?«
    »Sein Herz war gesund. Es war völlig intakt.«
    »Woher weißt du denn das?«
    »Ich weiß es eben.«
    Dann lachte jemand. Völlig unpassend, aber das Lachen war auch kein normales. Es hörte sich kalt und hämisch an, auch irgendwie wissend, und schließlich hörte ich den Kommentar. »Ich sage euch allen, wie ihr hier steht. Ihr habt unrecht. Dieser Mann ist nicht gestorben, der… der ist umgebracht worden. Den hat der Teufel geholt.«
    Harte Worte, die die anderen Frauen sprachlos machten. Zahlreiche Köpfe drehten sich, Gesichter schauten die Sprecherin an, die im Nachhinein noch nickte, als wollte sie sich selbst bestätigen.
    Die aber kümmerte sich nicht darum und stellte mit böse klingender Stimme eine Frage. »Oder soll ich für den Begriff Teufel lieber einen anderen einsetzen?«
    »Welchen denn?« flüsterte jemand.
    »Selma, seine Frau.«
    Die Antwort war gegeben, und ich bekam mit, daß sich keine der hier versammelten Frauen besonders wohl fühlte. Sie sahen aus, als hätten sie einen Schlag in den Nacken bekommen. Sie duckten sich, und wenn sie sich räusperten, geschah es sehr leise.
    »Jetzt seid ihr stumm, wie?«
    »Das ist ein schwerer Vorwurf.«
    »Ich weiß.«
    »Den du beweisen mußt.«
    »Kann ich nicht, trotzdem weiß ich es.«
    »Der Arzt hat aber Herzversagen festgestellt.«
    Die Sprecherin lachte. Sie war schon älter und trug unter ihrer dunklen Jacke eine helle Bluse.
    »Der Arzt, meine Güte, was ist schon der Arzt? Der wurde bestochen.«
    »Meinst du?«
    »Klar doch.«
    »Und Beweise hast du keine, wie?«
    »Die brauche ich auch nicht. Das alles sagt mir mein Gefühl und mein gesunder Menschenverstand.« Sie räusperte sich und nickte in Richtung Grab. »Da steht die Mörderin, und sie weiß es auch. Sie hat es verdammt raffiniert angestellt. Ist ja auch seine zweite Frau gewesen und viel jünger als die erste. So etwas kann nicht gutgehen, das sage ich euch. Das endet immer mit einem Fiasko.«
    Das waren für mich Neuigkeiten, denn daß mein ehemaliger Professor zweimal verheiratet gewesen war, hatte ich nicht gewußt. Es war auch seine persönliche Sache.
    Die Frauen vor mir schienen die zweite Frau nicht gemocht zu haben. Sogar für eine Teufelin wurde sie gehalten. Nur leeres Geschwätz, oder war an diesen Worten tatsächlich etwas dran?
    Sie hatten mich noch nicht gesehen, weil sie zum Grab hinschauten. Ich wollte mich auch verdrücken, um näher an das Zentrum heranzukommen, denn mich interessierte Selma Scott. Ich mußte mir die Person einfach anschauen.
    »Darf ich mal?« fragte ich leise und schob mich vor. Alle Frauen erschraken, denn sie hatten nicht gewußt, daß ich hinter ihnen stand. Sie drehten sich um, starrten mich an, doch mein Lächeln war so harmlos, daß sie einfach keinen Verdacht schöpfen konnten. Dennoch schauten sie mich mißtrauisch an.
    »Pardon, aber ich wurde aufgehalten. Es ist leider später geworden. Ich bitte um Entschuldigung.«
    »Sie brauchen sich bei uns nicht zu entschuldigen, Mister«, sagte die Sprecherin, die schwere Vorwürfe gegen Hyram Scotts Witwe erhoben hatte. »Wir sind hier nur Zaungäste.«
    »Nicht verwandt oder beruflich verbunden?«
    »Nein.«
    »Nachbarinnen?«
    »So kann man es sagen. Wir leben in derselben Straße und in der näheren Umgebung wie Selma Scott.«
    Mir gelang es, betrübt auszusehen und ebenso zu nicken. »Ja, ja, die arme Selma, jetzt steht sie allein, völlig allein. Ich weiß auch nicht, wie es weitergehen soll.«
    »Die allein?«
    »Natürlich.«
    Die Sprecherin lachte. »Haben Sie eine Ahnung, Mister.

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