0717 - Das Ende von Balayndagar
sollte.
Er verließ den Raum und gelangte über die von Trümmern bedeckte Treppe ins Freie.
Die Kelosker standen vor den Gleitern und debattierten mit Greskor.
Einige schienen vorzuhaben, Sorgh mittels einer der Maschinen zu verlassen.
Greskor schien unschlüssig zu sein.
Ein junger Kelosker kam auf den Rechner zu. „Wir wollen versuchen, einen der äußeren Planeten zu erreichen", sagte er.
Dobrak blickte in den rotgoldenen Himmel. Die Sonne war vor wenigen Augenblicken am Horizont verschwunden, die Nacht dämmerte herauf. „Ihr würdet nicht weit kommen", prophezeite er. „Die oberen Schichten der Atmosphäre sind bereits von fremdartiger Energie durchsetzt."
Der Mann wandte sich mutlos ab, er hockte sich auf einen Stein und blickte zu den anderen hinüber. Am Ufer des Groolander krächzten ein paar Vögel, vielleicht hatten sie eine Vorahnung des kommenden Untergangs.
Wenn Dobrak die abendliche Szenerie beobachtete, kamen ihm erhebliche Zweifel, daß man ihn abholen würde. Er argwöhnte, daß seine Berechnungen auf Wunschvorstellungen beruhten, aber er war zu müde, um diesen Verdacht einer ernsthaften Prüfung zu unterziehen.
Trotz seiner Sonderstellung war Dobrak wie alle Kelosker von dem Wunsch beseelt, die siebendimensionale Mathematik seines Volkes weiter zu verbreiten, sie anderen Völkern zugänglich zu machen. Sein missionarischer Eifer war jedoch differenzierter, und manche seiner Artgenossen waren ihm in ihren Bemühungen oft geradezu vulgär erschienen.
Man konnte eine Erkenntnis nicht verteilen wie reife Früchte, sondern sie nur behutsam in eine bestehende Ordnung einfließen lassen, sie bestenfalls aufpfropfen und warten, was geschah.
Am Himmel zuckten jetzt dunkel gefärbte Wolken wie die Ausschläge eines Oszillographen auf und nieder. Eine Gravitationslinie hatte ihre Bahn verlassen und beeinflußte zusehends die Atmosphäre von Sorgh.
Dobrak sah eine neue Gefahr für diese Welt.
Die Sauerstoffhülle konnte mit einem Schlag in den Weltraum gerissen werden. Eine Serie von Blitzen sprang zwischen den Wolken hervor, die Luft schien plötzlich mit unerträglicher Spannung geladen zu sein.
Die Kelosker beobachteten das Schauspiel mit schreckerstarrten Gesichtern.
Es war gut, daß sie nicht alles sehen konnten, dachte Dobrak.
Wind kam auf, er umwehte den Mondberg und verfing sich dann in der Rettungsstation, bevor er überall Sandwirbel entfachte und sie zum Groolander hinabtrieb. Er schien von allen Seiten zu kommen, er heulte und toste und zerrte an den Gleitern und den davorstehenden Männern und Frauen.
Dobrak sah, daß drei Assistenten in eine Maschine kletterten. Die anderen sahen ihnen zu, wie gelähmt und doch voller Hoffnung, daß dieser Versuch gelingen und sich als wiederholbar erweisen würde.
Das Triebwerk des Gleiters sprang an und brüllte unter Höchstbelastung mit dem stärker werdenden Sturm um die Wette. „Diese Verrückten!" schrie Greskor, aber er tat nichts, um den Start zu verhindern.
Kaum, daß die Maschine vom Boden abgehoben hatte, begann sie zu schwanken und vermochte keine klare Flugbahn einzuhalten. Sie gewann an Höhe und schwebte über den Mondberg.
Dobrak glaubte im Ungewissen Licht die verzerrten Gesichter der drei Besatzungsmitglieder durch die Luken erkennen zu können.
Plötzlich setzten die Triebwerke aus. Der Gleiter fiel wie ein Stein vom Himmel und stürzte mit ohrenbetäubendem Krachen auf den Mondberg. Dabei platzte er auf und rutsche den Hang hinab, bis er auf dem Überhang oberhalb der Rechenstation zur Ruhe kam. In einem Wirbel von Wrackteilen und Gesteinstrümmern waren auch die drei Kelosker in die Tiefe gerissen worden. Nun lagen sie mit zerschmetterten Gliedern zwischen den Überresten des Gleiters. Einer von ihnen bewegte sich noch. „Kommt!" rief Greskor den anderen zu. „Wir wollen sehen, ob wir noch helfen können."
Sie kämpften sich gegen den Sturm zum Hang des Mondbergs hinauf.
Dobrak beteiligte sich nicht an dieser Aktion. Er sah genau, daß zwei der Kelosker tot waren und der dritte im Sterben lag. Greskor wußte das wahrscheinlich auch, aber er suchte wohl nach einer Möglichkeit, sich in irgendeiner Form zu betätigen.
Dobrak fand einen windgeschützten Platz zwischen den Felsen des Mondbergs und erwartete die Nacht.
So oder so - es würde seine letzte Nacht auf Sorgh werden.
*
Als sie die Hälfte der Strecke zurückgelegt hatten, stellte Icho Tolot an den Kontrollanzeigen fest, daß von der Großen
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